Unwetter und starke Regenfälle in Bosnien führten am Freitag zu einer Vielzahl an Überschwemmungen und Murenabgängen. Besonders schwer wurde Jablanica getroffen, der Ort wurde unter einer Geröll und Schlammlawine begraben. Mindestens 16 Menschen starben, noch einmal so viele werden noch immer vermisst.

Seit der Katastrophe mehren sich Vorwürfe, ein illegaler Steinbruch oberhalb des Ortes hätte die Tragödie verursacht. Lokale Medien bezeichnen ihn bereits als „Steinbruch des Todes“. Mehrfach hätten sich Anrainer in den letzten Jahren mit Beschwerden über die Folgen des Raubbaus an die Behörden gewandt. Schon zuvor soll es immer wieder zu kleineren Erdrutschungen gekommen sein. Geschehen sei allerdings laut lokalen Medien von Seiten der Behörden nie etwas, um dem illegalen Abbau Einhalt zu gebieten. Beim Unglück am Freitag soll sich Wasser im Steinbruch so lange angesammelt haben. bis ein gewaltiger See entstanden sei. Irgendwann sei der Damm aus lockerem Gestein gebrochen und binnen Sekunden verschüttete eine Lawine aus Schlamm, Geröll und Felsbrocken den Ort darunter.

Ermittlungen eingeleitet

Nun scheint man auf die immer lauter werdenden Vorwürfe zu reagieren. Eine Untersuchung wurde eingeleitet: „Zur Bearbeitung des Falles wurde eine Sondergruppe eingesetzt. Die Polizei im Kanton Herzegowina-Neretva prüft unter der Aufsicht der Staatsanwaltschaft Aussagen und Informationen, um alle Umstände, unter denen sich diese Tragödie ereignete, zu klären. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der möglichen Verantwortung und der Rolle des menschlichen Faktors. Insbesondere im Zusammenhang mit dem Betrieb des Steinbruchs im betroffenen Gebiet“, gab die Staatsanwaltschaft in Mostar am Montag bekannt. Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft hätten sich bereits in den Städten Donja Jablanica und Konjic ein erstes Bild gemacht.

Keine Genehmigung erteilt

Auch die Premierministerin des Kantons Herzegowina-Neretva, Marija Buhač, erklärte gegenüber bosnischen Medien, dass sie sämtliche Unterlagen im Zusammenhang mit dem Steinbruch oberhalb von Donja Jablanica angefordert habe: „Die Regierung des Kantons Herzegowina-Neretva habe keine Genehmigung für den Betrieb des Steinbruchs erteilt, der seit mehreren Jahren geschlossen sein sollte, aber lokalen Medienberichten zufolge illegal betrieben wurde.“

Buhač sagte auch, dass am Montag eine Gruppe gebildet wurde, um Schäden und Kosten der Sanierung zu bewerten. Die rasche Hilfe für Betroffene sei nun vorrangigste Aufgabe. Ebenso arbeite man an einer raschen Wiedereröffnung der Straßenverbindung zwischen Mostar und Jablanica. Sie fügte aber hinzu, dass die Kosten des Wiederaufbaus extrem hoch sein werden und vom Kanton nicht ohne staatliche Hilfe bewältigt werden könnten.

Indes geht die Suche nach Vermissten weiter. Auch mit internationaler Hilfe etwa aus den Nachbarländern Serbien, Kroatien und Slowenien.