Fast 700 Schüler einer Schule in Novi Zagreb blieben am Montag dem Unterricht fern. Grund für das „Schwänzen“ des Unterrichts sei ein Schüler, der kürzlich an diese Schule versetzt wurde, berichtet Dnevnik.hr. Der Bursche soll versetzt worden sein, weil in seiner vorherigen Schule zwei Drittel der Mitschüler die Klasse wegen anhaltender Belästigungen verlassen hätten.

Doch bereits am ersten Tag an der neuen Schule soll es erneut zu Problemen mit dem Kind gekommen sein, weshalb die Eltern beschlossen, ihre Kinder nicht mehr zur Schule zu schicken. Sie fordern eine sofortige Lösung des Problems sowohl für ihre Kinder als auch für den Jungen, der, so der Tenor der Erziehungsberechtigten, eindeutig Hilfe brauchen würde.

Sexuelle Belästigung?

Der Zehnjährige soll seine Mitschüler vulgär beschimpfen, ständig fluchen und ihnen immer wieder den Mittelfinger zeigen. Außerdem soll es mehrfach zu sexuellen Belästigungen an Mitschülerinnen gekommen sein. „Er redet ständig über Genitalien, ringt mit Mädchen und kneift ihnen dann in den Hintern. Wir sind keine Puritaner und reden mit unseren Kindern über alles, aber diese andauernde Belästigung unserer Kinder können wir nicht zulassen“, erklärt eine Mutter 24sata.hr.

Bildungsminister Radovan Fuchs gab gegenüber Medien zu, man habe nicht damit gerechnet, dass bereits nach dem ersten Schultag an der neuen Schule so eine Situation entstehen würde: „Hier entsteht der Eindruck als wäre dieses Kind eine Art Krimineller. Was sollen wir denn mit ihm tun? Wir reden hier von einem Zehnjährigen, einem Grundschüler. Wir wissen, dass er sich unangemessen verhält. Er ist aber auch ein Kind, das normalerweise am Unterricht teilnimmt, intelligent reagiert und den Unterrichtsprozess versteht“. Deshalb habe man sich auch dafür entschieden ihm einen Assistenz-Pädagogen an der neuen Schule zur Seite zu stellen, erklärt der Minister.

Kritik an Pädagogen

„Das System funktioniert nicht, und wir und unsere Kinder wollen nicht, dass sie Opfer dieses Systems werden“, sagte einer der Eltern, die ihr Kind heute nicht zur Schule geschickt haben, einer Reporterin von NovaTV. Kritik übten die Eltern auch an den Pädagogen der Schule, die ihrer Meinung nach bei den Vorfällen nicht angemessen reagiert hätten.

In einem Schreiben, das die Eltern über ihre Anwälte teilten, fordern sie, dass eine psychologische Beurteilung des Jungen erfolgen solle, auf die Empfehlungen folgen sollen, ob der Bub Einzelunterricht benötige oder künftig in einer Gruppe im Rahmen genau definierter Maßnahmen unterrichtet werden solle. „Das Kind wird von Schule zu Schule bewegt, aber am Problem wird nicht gearbeitet“, so ein Elternvertreter gegenüber kroatischen Medien. Eltern und Schüler wollen am Montag um 18.45 Uhr eine Versammlung vor der Schule abhalten.

Suche nach Lösung

Die Stadt Zagreb versprach, dass noch im Laufe des Tages ein Treffen mit den Eltern der genannten Klasse sowie dem Elternrat der Schule stattfinden werde, bei dem konkrete Schritte mit dem Ziel einer Lösung der Situation vorgestellt werden sollen. Die Stadt habe bereits am Vormittag ein Arbeitstreffen mit Vertretern des Ministeriums für Wissenschaft, Bildung und Jugend und mit dem Fachdienst der Schule abgehalten.

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