Heftige Regenfälle und verheerende Stürme fegten am Donnerstag über Bosnien und Herzegowina. Menschen sollen ums Leben gekommen sein oder werden vermisst: Ein Sprecher der Regionalregierung sagte am Freitag, 14 Leichen seien in der Region Jablanica rund 70 Kilometer südwestlich von Sarajevo gefunden worden. Die Zahl der Todesopfer werde vermutlich noch steigen.
„Im Moment ist es nicht möglich, Jablanica zu betreten oder zu verlassen“, teilte der örtliche Bergrettungsdienst mit und fügte hinzu, dass die Stadt völlig von der Außenwelt abgeschnitten sei, da Verkehrsverbindungen nach Sarajevo und Mostar wegen Überschwemmungen und Erdrutschen unterbrochen wurden. Bergretter und Feuerwehrleute sind dermaßen überlastet, dass sie die Bevölkerung um Hilfe bitten.
„Die Lage ist sehr ernst, viele Menschen können ihre Wohnungen nicht verlassen“, schrieb Nermin Nikšić, Ministerpräsident der Föderation von Bosnien und Herzegowina, im Onlinedienst X. Die 4.000-Einwohner-Stadt Jablanica war nach Angaben von Rettungskräften zunächst nicht zugänglich. Fotos in örtlichen Medien zeigen Erdrutsche, die Häuser bis unter das Dach unter sich begraben. Von einer Moschee war nur noch das Minarett zu sehen.
Ausfall der Kommunikation
Auch die Telekommunikationsverbindungen seien vielerorts zusammengebrochen. In Jablanica und den Gemeinden Kiseljak, Kreševo und Fojnica in Zentralbosnien seien auch Strom- und Wasserversorgung ausgefallen. Jablanica sei die am stärksten von den Überschwemmungen betroffene Gemeinde, in der viele Einfamilienhäuser von den Fluten zerstört wurden. Viele Bewohner hielten sich zum Zeitpunkt der Überflutung in ihren Häusern auf, es wird deshalb vermutet, dass es zahlreiche Verletzte gibt. Die Premierministerin der Gespanschaft Herzegowina-Neretva, Marija Buhač, kündigte den Einsatz aller verfügbaren Kräfte an, um Jablanica zu helfen.
Lage kritisch
Die Regierung des Kantons Herzegowina-Neretva erklärte, die Lage sei kritisch. Regionale Medien berichten, dass die Vorhersage weiterer Regenfälle für zusätzliche Besorgnis sorgt. Bosniens Premier Nikšić: „Jetzt geht es vor allem darum, die gefährdete Bevölkerung zu evakuieren und weitere Schäden zu verhindern. Seit Donnerstagabend kommuniziere ich mit den Teams vor Ort und wir koordinieren die Hilfsmaßnahmen, die beschädigten Kommunikationswege erschweren die Koordination zusätzlich.“.
Armee im Einsatz
Nach Angaben des Zivilschutzes seien in der Region aktuell zahlreiche Menschen von Überschwemmungen und Erdrutschen bedroht. Filmaufnahmen zeigen verheerende Bilder von weggeschwemmten Autos, Ortschaften unter Wasser und mit Schlamm und Geröll bedeckte Straßen und Wege.
Der Verteidigungsminister von Bosnien und Herzegowina, Zukan Helez, bestätigte gegenüber Medien, dass die Armee bereits an den Rettungsarbeiten beteiligt sei: „Die Pioniereinheit ist bereits vor Ort und nimmt eine Bewertung vor. Wir werden aber auf jeden Fall noch mehr Kräfte benötigen“, sagte Helez dem Portal „Dnevni Avaz“. Er bestätigte auch, dass Hubschrauber der Streitkräfte von Bosnien und Herzegowina und der EUFOR zur Evakuierung der Schutzbedürftigen entsandt wurden.
In den vergangenen 24 Stunden hatte es ungewöhnlich starke Regenfälle in der Region gegeben. Das benachbarte Kroatien gab eine Überschwemmungswarnung für die Küstenstadt Rijeka und das Landesinnere heraus.