Jeder Insulaner ist in den letzten Tagen ein paar Zentimeter größer geworden, und das liegt an einer wunderbaren Nachricht aus dem Vatikan: Die traditionelle Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz darf dieses Mal von Grado errichtet werden! Die Krippe wird 30 x 14 Meter groß, ein veritables Haus. (Oder, wenn wir bibeltreu bleiben: ein veritabler Stall.) Und sie soll im Stil an ein „casone“ in der Lagune erinnern.
Die Arbeiten beginnen bald; bis zum 12. Jänner wird sie zu bewundern sein. Und das Brimborium drumherum ist beachtlich, denn natürlich wird auch Papst Franziskus die Erbauer zu einer Audienz empfangen – für Gläubige etwas ganz Besonderes. Grado ist, wie Nebensaison-Besucher wissen, ohnehin eine Krippenhochburg. Schön, dass diese Tradition jetzt auf Reisen geht.
Von vorweihnachtlicher Besinnung war in diesem Sommer wenig zu spüren (und das wäre ja auch wirklich seltsam gewesen). Es gab nämlich jede Menge Konzerte, viele davon im Parco delle Rose, dazu kamen der Sommerkarneval und die langen Nächte in den Beach Clubs. So manchem Touristen war das alles zu viel. Ein Leser schrieb dem Autor: „Will Grado etwa das neue Lignano werden?“
Viele Gradeser schätzen aber die Konzerte, und manche Touristen eben auch. Gradeser sind sogar stolz auf so manchen großen Namen, und Ruhe haben sie in der Nebensaison genug. Die Touristik-Verantwortlichen wollen junge Reisende nach Grado locken, denn die sind nun mal die Grado-Fans von morgen; sie wollen, dass Grado lebendig bleibt und den Gästen etwas bietet. Und die Gradeser Eltern freuen sich, dass ihre Kinder nicht am Wochenende nach Lignano oder Jesolo fahren müssen.
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Es ist also, wie so oft im Leben, ein komplexes Thema. Aber es gibt für alles eine Lösung, auch für komplexe Themen. Denn eines stimmt: Der Parco delle Rose ist für Konzerte ungeeignet. Die Veranstaltungsbühne steht fünfzig Meter Luftlinie von mehreren Hotels entfernt, das ist viel zu nah, und so mancher dortige Gast dürfte nachts im Zimmer verzweifelt die Decke angestarrt haben.
Ein Veranstaltungsmanager schlug vor, die Konzertbühne des Parco delle Rose auf dem Parkplatzareal aufzubauen, dreihundert Meter weiter, zwischen den alten Kuranlagen und dem Tennisclub (jedenfalls so lange, bis das geplante doppelstöckige Parkhaus noch nicht gebaut ist). Da gibt es keine Hotels oder Wohnungen in unmittelbarer Nähe, und das wäre schon mal eine kleine Hilfe.
Eros Ramazzotti: Più Bella Cosa
Aber wir können auch größer denken. Früher kamen ja die Superstars nach Grado, etwa Eros Ramazzotti. Viele von ihnen spielten in Grado ihr sogenanntes „nulltes Konzert“ – eine Art Testlauf vor dem eigentlichen Beginn der Tournee, wo Dinge geprobt und Abläufe einstudiert werden. Das war immer ein Erlebnis. Und das Wichtigste: Diese Konzerte fanden im Fußballstadion auf der Isola della Schiusa statt, ein perfekt geeigneter Ort.
Das Problem ist, dass das Stadion baufällig ist. Hallo, liebe Politiker, seid ihr wach? Richtet endlich das Stadion wieder her! Fußballstadien sind auf der ganzen Welt perfekt für Konzerte geeignet. Das wäre ein idealer Kompromiss, um beide Seiten, die Event-Fans und die Stille-Fans, glücklich zu machen. Denn im Stadion an der Lagune würden bei allzu lauten Konzerten nur die Blaukrabben mithören. Und die wollen wir ja sowieso loswerden.
Stefan Maiwald