Zahlen, bitte: Der erste Zwischenstand vom Sommer ist da, und zwar von der Strandverwaltung GIT (Grado Impianti Turistici, etwa: „Grados touristische Einrichtungen“). Und die Wasserstandsmeldungen beunruhigen die Gradeser. Denn die Zahl der Italiener ist um 16 Prozent zurückgegangen, die der treuen Österreicher um 15 Prozent, die der Deutschen um knapp 11 Prozent. Dafür ist beispielsweise die Zahl der polnischen Urlauber um satte 44 Prozent gestiegen.
Das sind zwar nur die – vorläufigen und relativen, keine absoluten – Zahlen vom Strand, und sie können vielfältig interpretiert werden. Beispielsweise gerierte sich das Frühjahrswetter ja äußerst ungezogen, nahezu alle wichtigen verlängerten österreichischen Wochenenden waren verregnet; darüber hinaus kommt Grado von einem einmaligen Höhenflug 2022 und 2023, als der Tourismus im Post-Corona-Nachhol-Hedonismus um bis zu 20 Prozent anschwoll. Und der Sommer 2024 war dann so heiß, dass einige Österreicher lieber an den heimischen Seen oder in der Bergfrische geblieben sind.
Aber die Zahlen zeigen doch eine gewisse Tendenz und bestätigen, was Gastronomen in diesem Jahr beobachtet haben, auch jene wenigen, die sonst nicht zum Jammern neigen: Die Menschen gehen weniger aus, und wenn sie im Restaurant sind, essen und trinken sie weniger – eher Pizza und Hauswein als Steinbutt und Pinot Grigio von Jermann.
Denn, klar: Osteuropäer haben im Vergleich nun einmal weniger verfügbares Einkommen als Reisende aus Österreich, Deutschland oder auch Italien. Dazu fehlt bei den Neuurlaubern aus dem Osten eine gewisse kulinarische Bildung (die unsereins ja auch erstmal lernen musste, aber wir hatten eben keine 70 Jahre Kommunismus im Nacken): Wer weiß schon, was „Boreto“ ist oder wie köstlich „Sarde in saor“ schmecken? Also bleibt man auf der sicheren Seite und bestellt Pizza.
Das Hineintauchen in die Inselspezialitäten ist ein Lernprozess. Er ist genüsslich und wird viel Freude machen – aber ein Prozess, das sagt ja schon das Wort, dauert nun mal seine Zeit. Mal sehen, ob im Herbst die Trendwende gelingt. Falls das Wetter mitspielt und die Genussurlauber aus Kärnten und der Steiermark kommen (und fleißig Boreto essen und guten Wein trinken), könnte die Bilanz am Ende des Jahres schon wieder ganz anders aussehen.
Wo wir schon beim Genuss sind: Zwei kulinarische Schwergewichte haben sich zusammengetan. Vor zwei Jahren brachte Riccardo Gaddi von der Trattoria „De Toni“ den „Gintonego“ auf den Markt, einen Gin, der mit Kräutern aus der Lagune angereichert ist. Und Eisvizeweltmeister Antoniazzi hat nun aus dem Gintonego eine Eissorte kreiert. Da gefriert zusammen, was zusammengehört!
Stefan Maiwald