Wenn ein Ort die Zuschreibung „streng geheim“ verdient hat, dann dieser: Wer die Mithras-Höhle in der Nähe des kroatischen Dorfes Močići finden will, braucht viel Glück und gute Nerven. Das erklärt wahrscheinlich auch, warum die Kultstätte aus der Antike bis heute öffentlich zugänglich ist. Es kommt selten jemand vorbei, der Schaden anrichten kann.
In der Höhle 35 Kilometer südöstlich von Dubrovnik trafen sich im 3. Jahrhundert n. Chr. Anhänger eines Mysterienkultes. Sie beteten den Sonnengott Mithras an. Die im ganzen damaligen römischen Reich verbreitete rätselhafte Religion war Männern vorbehalten, die sich zu absolutem Stillschweigen darüber verpflichtet hatten. Im Zentrum des vor allem unter Soldaten weit verbreiteten Glaubens stand die Tötung eines Stiers durch Mithras, der anschließend mit dem Samen und dem Blut des Tieres die Welt erneuert haben soll.
Dieser Akt ist auch auf einem Relief am Eingang zur Höhle in Močići zu sehen, in der sich die Anhänger des Kultes zum regelmäßigen sakralen Mahl trafen. Dabei gab es wie im Christentum Brot und Wein. Am Ende triumphierte, wie allgemein bekannt, das fromme Lamm Gottes über den kriegerischen Stierkiller. Nachdem der römische Kaiser Theodosius das Christentum 391 zur Staatsreligion erklärt und den Anhängern anderer Kulte mit der Todesstrafe gedroht hatte, verschwand Mithras ganz schnell in der Versenkung.
Wegbeschreibung
Močići liegt direkt an den Küstenstraße D8, von der man beim ersten entsprechenden Hinweisschild in das Dorf abbiegt. Einträge der Mithras-Höhle auf Google Maps und in vielen anderen Karten sind leider falsch. Der richtige, aber recht komplizierte Weg: 250 Meter nach der Abzweigung von der D8 taucht eine T-Kreuzung mit einer (besser gesagt: der einzig halbwegs legal erscheinenden) Parkmöglichkeit auf. Zu Fuß folgt man dann der Straße rechts Richtung Nordwesten, ignoriert aber bitte den Wegweiser zum „Mitrej“. Nach 90 Metern rechts abbiegen und die Augen offenhalten. Kurz nach dem Haus Nummer Močići 19 führt rechts eine Art Wall durch Gärten. Auf ihm verläuft ein Weg, der zu einem verfallenen Gebäude führt. Bei der Ruine zweigt wieder rechts endlich der Weg zur nur wenige Schritte entfernten und frei zugänglichen Höhle ab.