Die hellen Steilküsten entlang der Adria sind die Postkartenmotive Sloweniens. Seit Jahren bereitet allerdings die zunehmende Erosion der Felsformationen Kopfzerbrechen. Immer wieder müssen Küstenabschnitte aus Sicherheitsgründen zeitweise gesperrt werden. In der einzigartigen Mondbucht im Naturpark Strunjan ist das Betreten des Strandes, das Baden und sogar das Ankern mit dem Boot seit Jahren untersagt. Gefahr droht auch historischen Gebäuden in Piran.

Die Agentur für Forschung und Innovation der Republik Slowenien (Aris) finanziert deshalb ein Forschungsprojekt, das die Geschwindigkeit und die Prozesse der Erosion untersuchen soll. Ziel ist es, die tatsächlichen Gefahren einschätzen zu können. Beteiligt am Projekt sind Forscher der Fakultät für Geologie, der Fakultät für Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften in Ljubljana, der Fakultät für Bauingenieurwesen und Geodäsie und des Instituts für Bauingenieurwesen.

Nirgendwo sicher

Kürzlich wurden bei einer Pressekonferenz erste Erkenntnisse präsentiert: „Nirgendwo unter den Klippen ist es sicher, wenn diese nicht geschützt sind“, sagte Projektleiter Timotej Verbovšek von der Fakultät für Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften. Er warnte, dass selbst ein kleiner Stein, der aus diesen Höhen abbröckelt, tödlich sein kann: „Es wäre am klügsten, einen Helm zu tragen oder sich gar nicht unter die Klippe zu legen.“ Neben Steinen ​​können auch Bäume an den Klippenrändern entwurzeln und herabstürzen.

Mit Drohnenfotos und Laserscanning wurden Bewegungen gemessen und Felsproben im Labor untersucht. Abgesehen von einem kleinen Kalksteingebiet bei Izola besteht die Küste aus sogenanntem Flysch: abwechselnde Schichten aus weichem Mergel und härterem Sandstein sowie Schichten aus härterem Kalkstein. Die ersten Ergebnisse zeigten ein schnelleres Voranschreiten der Erosion als ursprünglich angenommen. Die Prognose von Erdrutschen sei allerdings noch schwieriger als erwartet. Im Gegensatz zu Sandstein sei der Flyschfelsen „unglaublich vielfältig“, sagte Verbovšek: „Verschiedene Gesteine ​​verwittern unterschiedlich schnell, daher können wir nicht vorhersagen, wann etwas zusammenbrechen wird. Nur, dass es zusammenbrechen wird.“

Flyschfelsen
Flyschfelsen © IMAGO / Copyright: Xblashx Via Imago-ima

Häuser nicht sicher

Die Forscher erwarteten ursprünglich, dass die Daten eine durchschnittliche Erosion der Klippen von etwa einem Zentimeter pro Jahr zeigen würden. „Die senkrechte Wand von Sveti Križ (Heiliges Kreuz) über der Mondbucht hat sich aber in den letzten drei Jahren durchschnittlich um 4,5 Zentimeter pro Jahr vom Meer entfernt“, sagte Klemen Kregar von der Fakultät für Bauingenieurwesen und Geodäsie. Häuser, die nicht mindestens zehn Meter von der Klippe entfernt sind, seien stark gefährdet, warnte Kregar.

Zu den bekannteren Gebäuden in der Nähe der Klippe zählen die Kirche und das Pfarrhaus in Piran. Wie Verbovšek erklärte, wurde die Mauer der Kirche vom Meeresspiegel bis zur Spitze vollständig verstärkt, das sei der einzig wirksame Schutz: „Beim Pfarrhaus ist das nicht der Fall und nach Einschätzung des Gutachtens reicht die bereits durchgeführte Sanierung nicht aus, um das Gebäude dauerhaft zu schützen.“

Der Direktor des Naturparks Strunjan, Marko Starman, erklärte, dass bereits Warnschilder aufgestellt wurden und Parkverwalter bei Führungen vor der Gefahr warnen. Der Fußweg zwischen Fiesa und Piran gilt als besonders gefährlich und wird immer wieder gesperrt. „Leider ignorieren Besucher diese Warnungen oft. Hier müssen wir noch mehr zur Aufklärung über die Gefahr beitragen.“