„Jeder von uns hat dem Papa einen Brief geschrieben und diesen verbrannt“, erzählt Dominic Pölzl-Huemer. Auf einem kleinen Holzboot soll die Asche dann aufs Meer hinaus schwimmen. Im Gedanken wird die Familie bei Roland Pölzl-Huemer sein. So wie jeden Tag in den vergangenen 365 Tagen. Am 19. Juni ist es ein Jahr her, dass der damals 61-jährige, an Demenz erkrankte Wiener im Kroatien-Urlaub auf der Insel Krk spurlos verschwand. Am Jahrestag kehren Ehefrau und Kinder an den Schicksalsort zurück.
Aus dem Traumurlaub wurde im Juni 2023 ein Albtraum. Mehrere Familienmitglieder hatten in Kras ein Ferienhaus gemietet. Bereits kurz nach der Ankunft - der Familienvater war nur wenige Minuten allein - passierte es. Er verließ die Unterkunft in unbekannte Richtung und ist seither wie vom Erdboden verschluckt.
Hinter der Familie liegt ein Jahr der quälenden Ungewissheit: Was ist mit Roland Pölzl-Huemer passiert? Jetzt, am Beginn der Sommersaison, bittet die Familie daher erneut Urlauber, die Augen offenzuhalten. Ein neuer Flyer wurde entworfen. „Wir werden selber auch wieder welche vor Ort aufhängen“, sagt Dominic Pölzl-Huemer. Man will die Hoffnung nicht aufgeben, zumindest irgendwann Gewissheit über das Schicksal des Vaters zu haben: „Das letzte Jahr war kein leichtes.“
Die Kleine Zeitung war im Februar bei einer Suchaktion auf der Insel Krk mit dabei:
Hunde und Drohnen im Einsatz
Mehrmals kehrten Familienmitglieder in den vergangenen Monaten nach Kroatien zurück, um nach dem Vermissten zu suchen. Kurz nach dem Verschwinden wurden große Suchaktionen organisiert, an denen sich auch die örtlichen Jäger und Suchhunde beteiligten. Drohnen waren im Einsatz. Unzählige Flyer wurden aufgehängt, es gab Aufrufe in kroatischen, italienischen und österreichischen Medien. Obdachlosenunterkünfte wurden abgeklappert.
Doch alles ohne Ergebnis. Roland Pölzl-Huemer bleibt verschwunden.