Seit dieser Woche ist die Schiffslinie Grado-Triest wieder in Betrieb, was uns alle freut. Das neue Schiff ist auch endlich hochseetüchtig (sagen die Betreiber), im Gegensatz zum Vorgänger, was aber über die Jahre niemanden groß zu stören schien. Die Fahrtzeit beträgt anderthalb Stunden. Das neue Schiff trägt den Namen „Audace“ – kühn, wagemutig. Das ist dann doch wieder etwas beunruhigend.
Touristen fragen sich oft, warum es keine Schiffsverbindung von Grado nach Venedig gibt. Ja, das ist tatsächlich ein paar Mal versucht worden. Aber es rechnet sich einfach nicht, denn die Fahrt dauert dreieinhalb Stunden. Selbst bei einem Aufbruch früh morgens kommt man erst am späten Vormittag an, und dann muss man ja auch bald die Rückfahrt antreten, was wenig Zeit für einen Bummel lässt. Schiffsdiesel ist teuer, und der Versuch, die Rückfahrt mit einem romantischen Abendessen zu versüßen, hat auch nie so richtig geklappt.
Aber wer weiß? Vielleicht findet sich ja ein Unternehmer, der es noch einmal wagen will. Fähige Kapitäne gäbe es in Grado genug.
Fahrradbus hat Betrieb aufgenommen
Auch der Fahrradbus hat seinen Betrieb aufgenommen, der zwei Mal am Tag von Udine über Palmanova, Aquileia und Grado und wieder zurück fährt. Das ist eine feine Sache; wie in der letzten „Post aus Grado“ bereits geschrieben, soll in den nächsten Jahren zudem ordentlich in die Radwege rund um die Insel investiert werden.
Und: Das Spargelfest in Fossalon ist in vollem Gange. Diese Volksfeste heißen in Italien „sagre“ und stellen einen echten Höhepunkt des Dorflebens dar. Der Rummel drumherum heißt „Luna Park“, und das ist eines der schönsten Wörter überhaupt. Ich kann jedem Reisenden nur empfehlen, dort einmal vorbeizuschauen. Fossalon, ein wenig beachteter Ortsteil Grados, der auf dem Festland liegt, kann diese Aufmerksamkeit gut gebrauchen. Außerdem möchte der Autor nicht unerwähnt lassen, dass er am Schießstand die Tagesbestleistung aufgestellt hat. Sagte jedenfalls die freundliche Dame am Schießstand, bevor sie dem Autor mit einem Lächeln für fünf mal zehn Schüsse 50 Euro abknöpfte.
Ein bisschen Wahlkampf
Am 1. Mai war die feierliche Eröffnung der Strandsaison, wo sich Italien so prächtig und behäbig präsentiert, wie es bei solchen Anlässen sein muss. (Finden jedenfalls die Italiener.) Der kommissarische Bürgermeister, der noch bis zu den Neuwahlen Anfang Juni im Amt ist, trägt stolz die grün-weiß-rote Schärpe, das Ortsorchester spielt auf, Reden werden gehalten, die bandiera blu wird gehisst, die blaue Flagge, die Grado als besonders gepflegten Strand auszeichnet. Und ein bisschen Wahlkampf wird auch schon gemacht. Denn der aktuelle Stranddirektor ist ja einer der drei Kandidaten fürs Bürgermeisteramt.
Schirme und Liegen sollen übrigens ab dem 17. Mai offiziell aufgestellt und vermietet werden. Das Baden vorher ist selbstverständlich erlaubt. Derzeitige Wassertemperatur nach dem empfindlich kühlen April (wer über Ostern vor Ort war, weiß, wovon der Autor redet): 14 Grad.
Stefan Maiwald