Vor rund 20 Jahren war die „Prosciutteria Dall‘ Ava“ in der Klagenfurter Lidmanskygasse in aller Munde. Das Blatt wendete sich. Das Lokal schloss. Es stand lange Zeit leer. Im Jahr 2022 versuchte es dann zuerst die Resterlküche „Best of the rest“ in Kooperation mit einer Familie aus Apulien mit einem Restaurant. Nach ein paar gemeinsamen Wochen hielt die Familie mit ihrem „Al tavoliere“ und italienischer Küche alleine noch bis Ende 2023 durch. Jetzt steht das Lokal wieder leer und zur Vermietung.
Jahre nach der einzigen „Prosciutteria Dall‘ Ava“ in Kärnten stehen jetzt eventuell auch die restlichen Prosciutterien „Dall‘Ava“ in Kärntens italienischer Nachbarregion Friaul-Julisch Venetien vor der Schließung. Am Donnerstag hat das Gericht von Udine die Insolvenz der „Prosciutterie srl“ erklärt. Deren Mehrheitseigentümer und gesetzlicher Vertreter ist laut der Friauler Tageszeitung „Messaggero Veneto“ der Mit-Begründer der Rohschinkenmarke „Dok Dall‘Ava“ aus San Daniele del Friuli, Carlo Dall‘Ava. Der 1965 Geborene beendete seine Schullaufbahn 1982 und verzichtete aufs Studieren, um in den in diesem Jahr von seinem Vater Natalino gegründeten Prosciutto-Herstellungsbetrieb „DOK Dall‘ Ava“ einzusteigen.
Erstes seiner Art
Der Nuklearunfall von Tschernobyl im Jahr 1986 und die Monate danach sorgten für Krisenstimmung. Viele Unternehmer suchten nach neuen Wegen zur Vermarktung ihrer Produkte. Natalino Dall‘Ava setzte eine Idee seines Sohnes Carlo um. Die beiden eröffneten die weltweit erste Prosciutteria, also ein Lokal in dem man unter anderem Prosciutto nicht nur als Vorspeise jausnen kann, sondern ihn auch als Hauptgericht mit Beilagen konsumiert. Für das Projekt wurde die „Prosciutterie srl“ gegründet.
Den Konkursantrag über die Rohschinken-GesmbH „Prosciutterie srl“ haben die „Dok Dall‘Ava srl“ und die „Dok Italian fine food srl“ eingebracht. Sie werden von der französischen Gruppe „Ca animation“ kontrolliert. Dall‘Ava gab die Mehrheit im Jahr 2017 zwar ab, behielt aber einen Anteil in Höhe von 30 Prozent. Die „Dok Dall‘Ava srl“ brachte den Prosciutterien die Schweinekeulen und die „Dok Italian fine food srl“ alle weiteren Lebensmittel.
80 Mitarbeiter betroffen
Die acht Prosciutterien, die von der Schließung bedroht sind, beschäftigen 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es handelt sich um das Caffè Diemme und die Piccolo Bar in Udine, die Prosciutterien Ie und Jonny Luanie in San Daniele, die Prosciutteria und das Café Bakery im Outlet Village von Palmanova und das L.P. 26 und die Villa Sandi in Cortina d‘ Ampezzo in der Region Veneto. Als Gründe für die finanzielle Schieflage wurden Covid, die Teuerung bei den Betriebskosten und bei den Nahrungsmitteln sowie ein krisenbedingter schleppender Konsum angegeben.