Grado will 2024 richtig auf die Tube drücken: Denn 2023 war erneut ein Rekordjahr. Nach dem schon fabelhaften 2022, der ersten nahezu Corona-freien Saison, galt eine neue Bestleistung als unmöglich, und doch: Die Insel verzeichnete noch einmal 9,3 Prozent mehr Strandbesucher, trotz insgesamt eher mäßigem Wetter (kühles, verregnetes Frühjahr, strömender Regen Ende Oktober). Den Schwung will die Strandverwaltung für 2024 nutzen: mehr Service, mehr Events, Vorbild Saint-Tropez. Wir sind gespannt und warten mit einem Aperol Spritz in der Hand ab.
Noch eine interessante Statistik aus Grado, dieses Mal zum beliebten Thema Parkplätze: 105 Parkautomaten sind in der Saison in ganz Grado verteilt. So viele? Ja, im Sommer werden Automaten hinzugemietet, ein erstaunliches Geschäftsmodell. Die Automaten nahmen im letzten Jahr 1,9 Millionen Euro ein, bei Miet- und Wartungskosten von 110.000 Euro. Also ein blendendes Geschäft für den Ort.
Verzweiflung in Grado
Wann stand wohl Jorge Mario Bergoglio das letzte Mal in seinem Leben vor einer Parkuhr, verzweifelt in seinen Taschen nach Münzen suchend? Jedenfalls kommt Papst Franziskus nach Triest, und Grado ist verzweifelt! Warum? Der Besuch fällt ausgerechnet auf den 7. Juli, dem Tag des Perdòn de Barbana, der Schiffsprozession zur Klosterinsel und Grados wichtigstem religiösen Fest. Was werden die Honoratioren tun, vom Bürgermeister bis zum Priester? Zum Papst reisen und die einmalige Gelegenheit nutzen, ihm die Hand zu schütteln – oder brav im Ort bleiben und beim Perdòn Präsenz zeigen? Die frommen Gradeser hoffen jetzt zumindest auf einen Hubschrauberüberflug des päpstlichen Helikopters und eine Segnung von oben. So hat es Johannes Paul II. einmal gemacht.
Warum dauert alles immer so lang?
Der Papst heißt auch Pontifex Maximus, »Oberster Brückenbauer«, und Grados Brücke am Ortseingang ist gerade für Radler eine heikle Sache. Seit Jahren ist ein Radweg geplant, der einfach links und rechts angebaut werden soll. Die veranschlagten Kosten belaufen sich auf 2,4 Millionen Euro, letzten Oktober sollte es schon losgehen. Oh Wunder: Die Bauarbeiten verzögern sich.
Warum passiert das in Italien immer wieder? Das kann viele Gründe haben, nicht zuletzt archäologische: Praktisch überall, wo hierzulande gebuddelt wird, kommt irgendwas Antikes zum Vorschein. Und keine Institution ist mächtiger und unangreifbarer als der Denkmalschutz. Mit einem einzigen Wort kann ein dortiger Beamter jedes Großprojekt auf Jahre stoppen. Alles ist Auslegungssache, daher sind juristische Schritte so gut wie unmöglich.
Der viel wichtigere Grund ist aber: Ausschreibungen für Arbeiten wie an Grados Brücke sind öffentlich. Jede qualifizierte Firma kann sich bewerben. Und die Firmen, die nicht gewählt werden, können gegen ihren Ausschluss juristisch vorgehen. Was sie auch fast immer tun. Und dann müssen die Bauarbeiten ruhen.
Nun soll es aber losgehen. Die Brücke wird nicht komplett gesperrt, aber der Verkehr wird vermutlich über einige Zeit einspurig mit Ampel geregelt werden. Es heißt, dass der Radweg nicht vor der Saison 2025 fertig wird, und das bedeutet, dass uns die Arbeiten noch einige Zeit beschäftigen werden, möglicherweise auch während der Hochsaison. Aber vielleicht kann ja der oberste Brückenbauer mit seinen guten Kontakten für ein rascheres Ende der Arbeiten sorgen?
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Stefan Maiwald