Mal kommt es zu üppig und überflutet den Ort, mal fehlt es in den Leitungen, und aus der Dusche tröpfelt’s nur noch: Grado und das Wasser pflegen ein kompliziertes Verhältnis.
Denn das Wasser, das in Grado selbst gefördert wird (genauer: in Dobbia und Fossalon), reicht zwar für die 8000 Einwohner aus – aber nicht für die 80.000 Gäste, die im Juli und August aus dem Fischerdorf eine echte Stadt machen. Auch die Klimaveränderungen könnten den Grundwasserspiegel weiter absinken lassen. Um in der Zukunft für ordentlich Wasserdruck zu sorgen, wird nun Aquileia angezapft. Für 25 Millionen Euro soll eine mächtige Wasserleitung mit 50 Zentimetern Durchmesser verlegt werden. Baubeginn ist 2025, Fertigstellung 2030. Das ist jedenfalls der Plan. Wer weiß, was noch dazwischenkommt. Oder welcher archäologische Schatz dabei ausgegraben wird und für einen monatelangen Stopp der Arbeiten sorgt.
Auf dem Weg zum Unesco-Welterbe
Apropos Großprojekte: Grado will mit seiner Altstadt und der Lagune Unesco-Welterbe werden, wie es Aquileia schon seit dem Jahr 1998 ist. Eine Expertenkommission hat sich schon gebildet, die nun diverse Hürden meistern muss. Kleiner Schönheitsfehler: Schon 2015 hat man es versucht und ist damals am italienischen Innenministerium gescheitert, das jeder Bewerbung zustimmen muss. Nun sind die politischen Konstellationen aber günstig, über Friauls Ministerpräsident Fedriga gibt es beste Kontakte nach Rom; möglicherweise klappt es ja dieses Mal. Das wäre natürlich eine ganz feine Sache für Grado und den Tourismus.
Oben war von 8000 Einwohnern die Rede, doch gerade hat die Gemeinde ganz genaue Zahlen veröffentlicht. Im Jahr 2023 lebten in Grado 7636 Menschen, 80 weniger als noch im Jahr 2022. Der Höchststand war im Jahr 1970: 10.135 Einwohner. Von den 7636 Einwohnern sind 589 oder 7,7 Prozent Ausländer. Auf Platz eins liegen die Bangladescher mit 136 Personen, es folgen Rumänen mit 79 und Ukrainer mit 54 Personen. Dahinter endlich die Österreicher mit 35 Personen, drei mehr als noch im Jahr zuvor.
In der gesunden Meeresluft
Die örtliche Tageszeitung kommentiert diesen Zuwachs sehr erfreut damit, dass dies die Immobiliensituation widerspiegele – immer mehr Österreicher haben ja in den letzten Jahren Eigentum auf der Insel gekauft. Der Vollständigkeit halber: Dann kommen Marokkaner, Ungarn, Nordmazedonier, Albaner, Kroaten, Serben und Polen, dahinter die Deutschen mit 15 gemeldeten Personen. Insgesamt sind 40 Nationalitäten in Grado versammelt, darunter ein Portugiese, ein Ire, ein Neuseeländer, ein Brite und ein Schweizer. Bei den Ausländergruppen liegen die Frauen übrigens deutlich vorn, insbesondere bei den Osteuropäern (Beispiel Ukraine: zwölf Männer, 42 Frauen) – weil viele von ihnen in Italien als badante arbeiten, als Betreuerin für ältere Personen.
Und: Gleich fünf Hundertjährige gibt es noch, zwei davon sind 102. Das macht die gesunde Meeresluft, ist doch klar.
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Stefan Maiwald