Man kann es nicht anders sagen: Grado hat sich über die Feiertage richtig Mühe gegeben, mit Konzerten, schwebenden Musikerinnen und Feuerwerk. Die Gäste waren zufrieden, teilweise sogar überrascht über den Aufwand der Inszenierungen, die schön und kitschig zugleich waren. Pünktlich zum Silvesterspektakel wütete dann ein Scirocco-Sturm samt heftigem Regen, aber zum neuen Jahr schafften es die Sonnenstrahlen durch die Wolken.

Nur der Weihnachtsmarkt kommt in Grado nicht in Schwung. Warum, wurde ich von Lesern gefragt, verlegt man ihn nicht in die stimmungsvolle Altstadt? Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, was die Bewohner dazu sagen würden, und abgesehen auch davon, dass das centro storico zwar romantisch, aber verflixt eng ist, gehört ein Markt mit Glühwein und Bratwurst einfach nicht zum italienischen Lebensgefühl, und Traditionen lassen sich nun einmal nicht erzwingen.

Mit dem Museo del Mare dauert es noch ein bisschen, aber wenn wir schon 40 Jahre darauf gewartet haben, kommt es auf das eine oder andere Jahr jetzt auch nicht mehr an. Doch dafür hat soeben ein Fischereimuseum in der Via Orseolo (in der Altstadt nahe der Apotheke) geöffnet, das sich insbesondere dem Leben in der Lagune widmet. Man schätzt, dass noch bis in die 1960er-Jahre etwa 100 Personen permanent auf den Inseln der Lagune gelebt haben und nur zwei-, dreimal pro Jahr auf die Hauptinsel kamen. Das klingt irgendwie romantisch, aber im Winter ohne Strom und fließend Wasser war es das ganz sicher nicht.

Die Lagunenbewohner, Casoneri genannt, lebten von der Fischerei und seltener auch von der Jagd; neben Gänsen gibt es in der Lagune bis heute viele Wildschweine – die ausgezeichnete Schwimmer sind – und Rehe. Interessant: Nicht etwa die Casoneri verkauften ihren Fang in Grado, sondern jeden Tag fuhr ein Batelante mit seiner Batela, dem typischen flachen Boot, von Inselchen zu Inselchen, sammelte die Fische ein, verkaufte sie auf dem Markt, deponierte die Einnahmen auf den entsprechenden Konten und brachte am nächsten Tag die Quittungen vorbei.

Leider ist die Besichtigung nur geführt, nach vorheriger Anmeldung und in Gruppen von maximal 15 Personen möglich. Damit ist das Museo beinahe so schwer zugänglich wie die Inseln der Lagune selbst. Immerhin ist die komplizierte Prozedur gratuito.

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