Die eigentlichen Sensationen der ältesten Stadt Sloweniens liegen nahezu im Verborgenen. Ptuj (deutsch Pettau), im nordöstlichen Teil des Landes gelegen, verfügt über zwei Mithras-Tempel. In einem Vorort können die Mithräen I und III gegen Voranmeldung und mit Führung besucht werden. Das älteste Hotel der Stadt, das Hotel Mitra, stellt in seiner Rezeption originale Artefakte des Mithräum V aus.

Der Mithraskult hat seinen Ursprung im indisch-iranischen Raum und ist mehrere tausend Jahre alt. Von dort ausgehend, verbreitete sich die Mysterienreligion und wurde zur populärsten Religion in vielen Regionen des römischen Reichs. Beamte der illyrischen Zollverwaltung, Legionen und Händler brachten die kosmisch orientierten Initiationsriten nach Ptuj.

Im Jahr 341 nach Christus verbot Kaiser Konstantin fast alle heidnischen Kulte. 356 wurden alle Mithras-Tempel geschlossen und die Ausübung unter Androhung der Todesstrafe verboten. Der Mithraskult geriet in Vergessenheit, der Siegeszug des Christentums begann.

Opulente römische Geschichte

Römische Geschichte ist ein Fixpunkt des touristischen Jahresspielplans von Ptuj. Neben dem Stadtturm und dem Stadttheater im Zentrum steht seit dem zweiten Jahrhundert das Orpheus-Denkmal. In seiner Nähe wurden in der Antike kultische Riten vorgenommen.

Wer es gerne opulent hat, der kann die Römischen Spiele, jeweils in der dritten Woche im August, besuchen. Bis zu 800 als Legionäre verkleidete Darsteller erinnern an die glorreiche römische Zeit. Auch das Römische Lager Poetovio kann besucht werden.

Ab dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung spielte Ptuj als größte Stadt der Region eine bedeutende strategische Rolle. Darauf weisen eine Reihe von Hinweisschildern, Erläuterungen auf Schautafeln und Kopien verschiedener antiker Denkmäler hin, die am Rande gut ausgebauter Wanderwege aufgestellt sind.

46 Tage Karneval

Als die fünfte Jahreszeit bezeichnen die Ptujer den seit 1960 umtriebigen Karneval mit den Aufmärschen der Kurent, einer Abart der alpenländischen Perchten. 46 Tage dauert das heitere Spektakel. Die Kurent treiben ihr Spiel in den Gassen der Stadt, ziehen von Haus zu Haus und sind, etwas anders als hierzulande, humorvoll unterwegs. Kinder marschieren mit, Mädchen werden als Feen verkleidet. Der Grüne Georg kämpft mit dem Winter und gewinnt immer. Dieses Maskenfest im Februar zieht bis zu 10.000 Besucher an. Gleich in der Nähe des Stadtturms befindet sich das Kurent-Museum, in dem das uralte Erbe multimedial und mit einem Schuss Humor aufbereitet ist.

Im Juli wird das Modern-Art-Festival begangen. In der Altstadt können zahlreiche Ateliers besucht werden. Modedesign ist hausgemacht, die Textilverarbeitung hat hier Tradition. Kunst- und Kulturinteressierten ist ein Besuch im Muzikafe B&B empfohlen, einem gemütlichen Haus mit zwei verträumten Gastgärten mit Bohéme-Charakter. Die Besitzerin ist Designerin, hier stimmt jedes Detail. Konzerte und Lesungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Wer möchte, kann auch übernachten. Besonders beliebt ist das Muzikafe bei E-Bikern, die in Gruppen aus der Steiermark kommend, hier verweilen. Ganz offiziell bezeichnet sich die Region um Ptuj als Slowenische Steiermark und zeigt damit ihre Verbundenheit zum Nachbarland.

Im Herbst warten die Tage der Poesie und des Weines. Der Sauvignon Blanc ist die regionale Weinspezialität, seine Traube wächst am Stadtrand. Stolz sind die Einheimischen auf die nachgewiesene Tatsache, dass der älteste Wein der Welt seinen Ursprung in der Slowenischen Steiermark hat.

Hoch hinaus

Mittelalterliche Spiele beherrschen das Stadtgeschehen im Oktober. Nach einem etwa zwanzigminütigen Aufstieg über eine kopfsteingepflasterte Gasse, gelangt man in die imposante Festung, ins Schloss Ptuj. Die Anlage thront über der Stadt und bietet einen herrlichen Panoramablick weit über die Drau hinaus. Das dort eingerichtete Museum zählt zu den beliebtesten und meistbesuchten Museen Sloweniens. Gezeigt werden eine umfangreiche Waffen- und Musikinstrumentensammlung. Herzstück ist aber der Wohnbereich mit Originalmöbeln der Eigentümer aus dem 17. Jahrhundert und die wertvollen Brüsseler Wandteppiche.

Feinschmeckererlebnis

Auch die Kulinarik kommt in Ptuj nicht zu kurz. Im Frühjahr und im Herbst bietet die ortsansässige Haute Cuisine mehrgängige Menüs zu einem Sonderpreis um die fünfundzwanzig Euro an. Dabei kommen hauptsächlich heimische Zutaten zum Einsatz: Direkt an der Drau lädt die Gostilna Ribic zum Feinschmeckererlebnis. Leicht zu erreichen ist auch die Gostilna Rozika, wenige Minuten Gehzeit hinter dem Stadtturm. Das Restaurant Amadeus befindet sich direkt unter dem Schloss und bietet ebenfalls feine heimische Küche.

Der besondere Charme Ptujs liegt aber in der Wesensart seiner Einwohner. Fröhlichkeit und Freude am Gespräch, Offenheit und Stolz auf ihre Heimatstadt, begegnet einem auf Schritt und Tritt. Ein Besuch für Neugierige zahlt sich aus.

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