Wir nehmen statt dem Lift die Betontreppe, um die Tiefe spürbar zu ermessen. Nach 30 Meter Abstieg blicken wir in das Dunkel am Ende eines endlosen Tunnels. Über den Köpfen ragen riesige Hydraulikpumpen aus dem gewaltigen Mauerwerk. „Sie pressen Luft aus den Paratoie, die dann das Wasser aufrichtet“, erklärt Antonio Furlan die Funktionsweise der 78 Stahlkästen – jedes dieser Schleusentore ist 250 Tonnen schwer, fünf Meter stark, jeweils 20 Meter hoch und lang. „Mit nur einem Zentimeter Fugenbreite sind sie im Meer verankert“, ist Bauchef Furlan, seit 20 Jahren dabei, stolz auf die Präzision von MOSE. Das Module Sperimentale Elettromeccanico galt lange als umstrittene Skandal-Schande, nun sehen es viele als Symbol für ein neues Venedig ohne Sturmflut. Gerade laufen die Schadenszahlungen an Betroffene für die Folgen der Flutkatastrophe, von der Venedig im November 2019 bei einer Fluthöhe von 194 Zentimeter heimgesucht wurde. Seit November 2020 im Probebetrieb, hat Mose bisher alle größeren Hochwasser abgewehrt.