Neurologinnen und Neurologen aus ganz Österreich trafen am Freitag in Klagenfurt zusammen. Thematisiert wurden dabei unter anderem, welche Fortschritte bei der Therapie von Demenz zu erwarten sind, oder wie nationale und internationale Experten noch enger zusammenarbeiten können, um Patienten mit komplexen Diagnosen optimal zu behandeln. Gleichzeitig wurde das 75-Jahr-Jubiläum der Abteilung für Neurologie am Klinikum begangen.
"In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich das Fach kontinuierlich weiter und behandelt heute sämtliche Erkrankungen des Nervensystems nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen", sagte Primarius Jörg Weber, Abteilungsvorstand der Neurologie im Klinikum Klagenfurt. "Ein hoch spezialisiertes, interdisziplinäres Team aus Medizinern, Pflegemitarbeitern und Therapeuten sorgt dafür, dass Patientinnen und Patienten größtmögliche Lebensqualität erreichen, wobei gerade Pflegeberufe und die Therapeuten eine Schlüsselrolle einnehmen", unterstrich Margarete Peternel-Scheiber, Pflegedirektorin im Klinikum.
Gesundheitsreferentin Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner (SPÖ) hob hervor, "dass die Neurologie am Klinikum Klagenfurt sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zu einer der federführenden neurologischen Abteilungen in Österreich entwickelt hat. Vor allem die neurologische Intensivstation ist eine der wenigen dafür spezialisierten Intensivstationen Österreichs." Prettner dankte weiters Jörg Weber, Abteilungsvorstand der Neurologie, und seinem Team für ihren Einsatz. Pro Jahr würden rund 4000 Patientinnen und Patienten betreut.
Bedeutung wird steigen
Die Bedeutung des Faches Neurologie wird in Zukunft steigen, sind sich Fachexperten sicher. Ein Blick auf die Zahlen zeige bereits heute das immense Gewicht der Neurologie in der Medizin. "Weltweit sind jährlich rund neun Millionen Todesfälle auf neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Meningitis, Epilepsie oder Demenz zurückzuführen. Die Kosten für Therapien bzw. Pflege und Betreuung belaufen sich auf mehr als 800 Milliarden Euro pro Jahr. Aufgrund der demografischen Situation, werden diese Zahlen noch weiter steigen", analysierte Universitätsprofessor Wolfgang Grisold, Präsident der World Federation of Neurology.
Vor diesem Hintergrund rief die Gesundheitsorganisation WHO auch den Aktionsplan der Hirngesundheit ins Leben. "Ziel ist es, die globale Versorgung weiter zu stärken und neue Behandlungen bzw. Therapien zu etablieren. Denn: Viele Todesfälle, aber auch schwerwiegende Folgen eines akuten neurologischen Ereignisses sind durch frühzeitige Diagnosen und kompetente Versorgung vermeidbar", sagte Grisold. Der Aktionsplan bezieht sämtliche Stakeholder mit ein. Von Regierungen über Zivilgesellschaften bis hin zu Gesundheitseinrichtungen.
Innovationen am Beispiel Schlaganfall
War der Schlaganfall noch vor wenigen Jahren eine nahezu unbehandelbare Erkrankung, ist es nun durch die medikamentöse Auflösung von Blutgerinnsel sowie durch deren mechanische Entfernung mittels spezieller Katheter möglich, die Zerstörung von Gehirnzellen zu reduzieren oder ganz zu verhindern. Dieses Verfahren wird von speziell ausgebildeten interventionellen Radiologen durchgeführt. Das Klinikum Klagenfurt spielte bei der Einführung der sogenannten Thrombektomie übrigens eine zentrale Rolle in Österreich.
"Der Schlaganfall ist immer noch die häufigste Ursache von Behinderung bei Erwachsenen. Das perfekte Zusammenspiel des interdisziplinären Schlaganfall-Teams und der nachfolgenden Rehabilitation führt zu einer belegbaren Verbesserung der Lebensqualität Betroffener", sagt Primaria Julia Ferrari, Präsidentin der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft.
Erörtert wurden auch die Erwartungen und Herausforderungen bei Demenz und Multipler Sklerose. "Bei der Behandlung von Demenz erwarten wir in diesem Bereich nun eine vielversprechende Neuerung", sagte Weber. Neue Medikamente würden sich gegenwärtig im Zulassungsverfahren befinden.