Mit Wassertemperaturen um die 19, 20 Grad locken Kärntner Seen die Wasserratten noch an. Da kann der Normalbürger noch immer ohne große Überwindung einen Sprung in die Fluten wagen.
Des einen Freud, des anderen Leid: Für die Winterschwimmer, die gewöhnlich Ende September in die Saison starten, sind die Temperaturen alles andere als dienlich. "Wir leiden regelrecht unter dem Klimawandel und haben uns schon überlegt, zu Bergseen abzuwandern", sagt Anna Pabel, Unternehmerin und Trainerin bei Sportana, wo sie Kunden innovative Konzepte für Sport und aktive Freizeitgestaltung anbietet. Die gebürtige Russin, die seit 2001 in Kärnten lebt und arbeitet, ist ganz andere Temperaturen gewohnt. "Bis November sind die Wassertemperaturen in Kärnten sowieso immer angenehm. Interessant wird es im Jänner, da war ich mit meiner Gruppe schon bei zwei Grad im Wasser", erzählt sie.
Den eigentlichen Saisonstart im Strandbad wird sie auf Mitte Oktober verschieben. "Derzeit wird noch Eintritt kassiert. Wir gehen in die Saison, wenn die Strandpromenade wieder offen hat. Aber ein paar Gleichgesinnte werden wohl schon am Sonntag ein wenig laufen gehen und dann den ersten Sprung ins Wasser wagen", so Pabel. Als Rettungsschwimmerin übernimmt sie über den Winter selbstverständlich die Verantwortung für alle Teilnehmer.
Interesse ist noch gering
Am Vassacher See und in Velden starteten die Villacher Eisschwimmer unter dem Motto "Karibik-Feeling für die Winterschwimmer" in die Saison. "Das Anschwimmen fand bei herrlichen Sommertemperaturen statt, der Vassacher See hat noch 20 Grad", erzählt Organisatorin Anneliese Gareis-Waldburg. Entsprechend überschaubar war noch die Teilnehmerzahl.
Nach 25 Jahren in Ecuador hatte Gareis-Waldburg vor ihrer Rückkehr nach Österreich durchaus Angst vor dem Winter. Das Eisschwimmen wurde vor vier Jahren zur Schocktherapie und ist seitdem geliebtes Hobby für die kalten Monate. Täglich zu Mittag stürzt sie sich ins Wasser.
"Frisch und knackig"
"Die Regel ist: Man sollte so lange drinnen bleiben, wie die Wassertemperatur lautet. In diesem Fall also 20 Minuten", erklärt sie. Sie versucht, die hohen Temperaturen positiv zu sehen. "So können wir uns wenigstens langsam gewöhnen und wir müssen nicht sofort ins kalte Wasser", sagt sie. Die Vorteile des Winter- oder Eisschwimmens (ab einer Wassertemperatur von fünf Grad) würden jedenfalls auf der Hand liegen: "Es gibt Energie, stärkt das Immunsystem und macht frisch und knackig."
Thomas Martinz