"Gefahr! Vorsicht vor Möwen! (Sie stehlen dein Essen.)" Diese Warnung ist nun auf zahlreichen Müllkübeln in der historischen Altstadt von Venedig zu lesen – verbunden mit dem Zusatz, dass man keine Essensreste in oder neben den Eimern entsorgen soll. Denn die Probleme mit den aggressiven Tieren, die auf der Suche nach Essen Touristen und Einheimische attackieren, nehmen zu. Bereits im Vorjahr wurden Spritzpistolen als Möwenabwehr an Urlauber ausgegeben. Auf diese Maßnahme setzt man auch heuer wieder. Zusätzlich hat die Stadtverwaltung jetzt gemeinsam mit der "Gruppo Veritas" – einem öffentlichen Versorgungsunternehmen, das unter anderem für die Müllentsorgung zuständig ist – etwa 100 Aufkleber mit Möwenwarnungen auf Müllcontainern angebracht.
Gewarnt wird generell davor, im Freien zu essen oder die Möwen gar zu füttern und dadurch anzulocken. Denn wie mehrere italienische Medien berichten, seien nach Möwenattacken bereits Menschen im Krankenhaus gelandet. Ein Vorfall, der sich bei der Calatrava-Brücke ereignet hat, erregte besondere Aufmerksamkeit. Eine Frau wollte gerade eine Nuss essen, als eine Möwe auf sie herabstürzte und ihr diese quasi aus dem Mund herausholte. Die Frau erlitt durch den scharfen Schnabel des Tieres eine Schnittverletzung an der Lippe.
"Mundraub" bei Möwen angeboren
Wie Mauro Bon, Ornithologe des Naturhistorischen Museums von Venedig, gegenüber dem "Corriere del Veneto" erklärte, sei es eine natürliche Angewohnheit der Möwen, andere Vögel anzugreifen und ihnen das Essen direkt aus dem Schnabel zu stehlen – dieses Verhalten habe sich nun bei Attacken auf Menschen übertragen.
Möwenwarnschilder gibt es bereits in anderen Küstenstädten. Neu ist in Venedig der zusätzliche Hinweis, auch in offenen Mistkübeln keine Speiseabfälle zu hinterlassen. Angebracht wurden die Schilder in den belebtesten Gegenden Venedigs: am Bahnhof, an der Piazzale Roma und im Marciana-Viertel, aber auch auf dem Friedhof, wo die Tiere oft nisten.