Seit Herbst 2022 ist ein junger Kärntner im Iran im Gefängnis. Seine Mutter ist verzweifelt und wütend. Verzweifelt, weil sie ihren Sohn endlich wiedersehen will. Wütend, weil das Außenministerium aus ihrer Sicht zu wenig unternimmt, um den 27-Jährigen freizubekommen. Nur alle zweieinhalb Monate könne sie mit ihrem Sohn telefonieren, sagt die Frau. "Im Juli konnten wir ihm ein Paket zukommen lassen, mit Schokolade und einem iranisch-deutschen und einem türkisch-deutschen Wörterbuch." Es gehe dem 27-Jährigen den Umständen entsprechend gut. Aber er würde Hilfe brauchen.
Denn er habe sich in einem psychischen Ausnahmezustand befunden, als er im Vorjahr – mit einer Waffe im Auto – in den Iran gereist ist. Seine Eltern wussten nicht, wo er ist und machten eine Vermisstenmeldung. "Er war in einer absoluten Krisensituation, hatte Beziehungsprobleme und eine gescheiterte Prüfung hinter sich", erklärt Georg Schuchlenz, der Rechtsanwalt der Familie. Nur so lasse sich die riskante und waghalsige Aktion des Mannes erklären, meint er.
Strafe reduziert
Im Februar ist der Kärntner, der in Wien studiert, im Iran wegen angeblicher Spionage zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Mittlerweile wurde die Strafe auf die Hälfte reduziert. "Aufgrund einer Berufung lautet das neue Urteil 45 Monate Haft", sagt Schuchlenz. Der Vorwurf der Spionage sei fallen gelassen worden, aber frei kam der 27-Jährige nicht. "Er sitzt jetzt noch in Haft, weil er verbotenerweise mit einer Waffe eingereist ist", betont Schuchlenz. Anwalt und Familie haben nur ein Ziel: "Wir wollen ihn freibekommen." Aber als Anwalt mit Sitz in Österreich seien ihm die Hände gebunden, sagt Schuchlenz. "Die Freilassung ist ja nicht nur ein rechtliches Thema, sondern auch ein politisches. Es gilt als Usus, dass die Staaten ihre Bürger herausholen."
Vom Außenministerium heißt es: "Wir haben größtes Verständnis, dass die Angehörigen besorgt sind. Aufgrund der vorliegenden Sach- und Rechtslage gibt es jedoch nur mehr über die iranischen Justizbehörden die Möglichkeit, eine Haftverkürzung oder Begnadigung zu erwirken. Wir können versichern, dass wir auf allen Ebenen bemüht sind, seine vorzeitige Freilassung zu erwirken." Nähere Details werden zu dem Fall keine bekannt gegeben.
Trost
Laut Anwalt Schuchlenz wollte der 27-Jährige über den Iran, nach Pakistan und weiter nach Indien reisen. "In der iranischen Botschaft in der Türkei bekam er ein Visum." Doch gleich nach dem Grenzübertritt in den Iran sei er verhaftet worden. Das Problem: Der 27-Jährige hatte gefährliche Gegenstände im Wagen. "Er ist Student der Astronomie und Astrophysik und hatte ein Nachtsichtgerät und Ferngläser mit", sagt der Anwalt. Aber er hatte eben auch "eine gemeldete Waffe mit Waffenbesitzkarte und eine Hacke im Pkw liegen". Die Mutter sagt: "Er hat damals einfach alles ins Auto geschmissen, auch sein Stofftier, und ist losgefahren." Sie "lässt nichts unversucht", um ihren Sohn endlich freizubekommen. Im letzten Telefonat habe der 27-Jährige zumindest gesund gewirkt. "Er hat uns sogar getröstet und gemeint, dass schon alles wird." Er sei in Haft sehr angepasst und rede oft mit dem Gefängniswärter.
Freiheit
Erst vor Kurzem sind zwei andere Österreicher, sie haben eine österreichisch-iranische Doppelstaatsbürgerschaft, nach jahrelanger iranischer Haft freigelassen worden. In diesem Zusammenhang hat Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) betont, Österreich werde sich weiter für die Freilassung eines dritten österreichischen Bürgers einsetzen. Er meinte damit den 27-Jährigen.