"Bei dieser Geschichte bekomme ich Gänsehaut", sagt Julia Neugebauer von der Organisation "Geben für Leben". Es ist eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreibt.
Stella, ein Mädchen aus Oberitalien, war ein Jahr alt, als sie schwer krank wurde. Sie brauchte dringend passende Stammzellen. "Geben für Leben" organisierte deshalb im Jahr 2018 eine Stammzellentypisierungsaktion an der Fachhochschule Villach. Der Verein führt immer wieder solche Aktionen durch, um lebensrettende Stammzellen für schwer kranke Menschen zu finden, meist Leukämiepatienten.
Weltweite Datenbank
Für die kleine Stella konnte in Villach zunächst kein passender Spender gefunden werden, obwohl sich damals extrem viele Menschen typisieren ließen – nicht nur aus Kärnten. "Auch viele Italiener aus dem benachbarten Kanaltal reisten an, weil sie helfen wollten", weiß Neugebauer. In Italien war die Möglichkeit zur Stammzellentypisierung laut der italienischen Zeitung "Il Gazzettino" gesetzlich insofern beschränkt, da Stammzellenspender nur bis zu einem Alter von 35 Jahren zugelassen werden. In Österreich ist das anders. Auch Stellas Onkel Raffaele Preschern, damals 41, aus Malborghetto nahe Tarvis ließ sich im Jahr 2018 an der FH Villach typisieren. Seine Blutwerte und die Daten aller anderen Teilnehmer kamen in eine weltweite Datenbank.
Berührender Zufall
Für Stella aus Oberitalien war zwar in Villach kein passender Spender dabei, aber in dieser weltweiten Datenbank wurde wenig später ein anderer "genetischer Zwilling" aus Deutschland gefunden, dessen Stammzellen zu dem Kind passten. "Die kleine Stella konnte gerettet werden", berichtet "Il Gazzettino". Doch damit ist die Geschichte noch nicht vorbei. Denn vor einigen Wochen bekam Stellas Onkel Raffaele einen Anruf vom Verein "Geben für Leben". Er, der sich typisieren ließ, weil seine Nichte so schwer krank war, kam jetzt selbst als Stammzellenspender für eine andere Person infrage. Er, der verzweifelt versucht hatte, der eigenen Familie zu helfen, konnte nun einer anderen Familie helfen. Was für ein Zufall! "Die Chance, einen passenden Spender außerhalb der Familie zu finden, liegt im besten Fall bei 1:500.000", bestätigt Andreas Wassner, Sprecher des Vereins "Geben für Leben".
Auf die Frage, ob er bereit sei, ein Leben zu retten, hatte "Onkel Raffaele" nur eine Antwort: "Ja, klar!" Und so schließt sich der Kreis: Nachdem seine Nichte von einem fremden Spender gerettet wurde, konnte er mit seinen Stammzellen auch eine fremde Frau retten.
In einer Klinik in Bayern wurden dem 46-jährigen Italiener die Stammzellen entnommen. "Es war alles super, der Arzt und die Ärztin sind sehr nett und professionell. Danke für alles", lässt "Onkel Raffaele" ausrichten. Zur Stammzellenempfängerin darf aus datenschutzrechtlichen Gründen noch nicht viel gesagt werden. Nur so viel: "Es handelt sich um eine Frau aus Mitteleuropa, die sehr dankbar ist", sagt Julia Neugebauer. Raffaele meint: "Ich bin sehr stolz auf die Spende, die ich gemacht habe, und darauf, dass ich einer Person in Not helfen konnte. Ich hoffe, dass diese Frau bald geheilt wird und sich erholt. Es macht mir große Freude, Menschen zu helfen, ich würde es wieder tun." Und: "Ich bleibe immer erreichbar."
Der Verein "Geben für Leben" führt laufend Stammzellentypisierungsaktionen in Kärnten durch.