Die Zeit ist ebenso knapp wie die Informationen. Seit Sonntagfrüh läuft auf dem Taseli-Plateau im Hinterland der türkischen Südküste eine dramatische Rettungsaktion. In der mehr als 1200 Meter tiefen Morca-Höhle sitzt ein US-amerikanischer Höhlenforscher mit einer Magenblutung fest. Sie trat bei dem Mann – er ist Teil einer 14-köpfigen Expedition – in etwa 1000 Meter Tiefe auf.
Der 40-Jährige kann nur von absoluten Spezialisten geborgen werden. Die zum Teil noch unerforschte Höhle ist, vereinfacht erklärt, ein Schacht aus mehreren Etagen. Es gibt auch Engstellen. Mit dem Verletzten und den Kameraden, die bei ihm geblieben sind, kann nicht direkt kommuniziert werden. Der Zugang zur Höhle befindet sich in 1950 Meter Seehöhe und ist vier Stunden Autofahrt vom nächsten bewohnten Ort entfernt. Expeditionsteilnehmer errichten meist in etwa 500 und 800 Meter Tiefe Zwischenlager für ihre Ausrüstung und Verpflegung.
Am Dienstag wurde bekannt, dass ein Höhlenretter-Team aus Ungarn, dem ein Arzt angehört, zum Verletzten abgestiegen ist. Unterstützt werden die Helfer von Spezialisten aus Bulgarien. Höhlenrettungsorganisationen aus Italien, Polen, Kroatien, Großbritannien und aus der Schweiz haben ebenfalls Hilfe angeboten. Laut der europäischen Dachorganisation "European Cave Rescue Association" gibt es im Moment allerdings noch "bürokratische Probleme" mit der Türkei beim Entsenden medizinischer Hilfe.
Die Rettungsaktion weckt Erinnerungen an einen dramatischen Vorfall im Juni 2014 in Bayern: Damals wurde in der Riesending-Schachthöhle im Untersberg ein deutscher Höhlenforscher durch einen Steinschlag am Kopf schwer verletzt. Das Unglück ereignete sich in 950 Meter Tiefe. An seiner überaus schwierigen Bergung waren Hunderte Helfer aus fünf Nationen beteiligt, unter ihnen auch Kärntner Höhlenretter. Die Bergung dauerte elf Tage.