Neun Jugendliche müssen sich am Landesgericht Klagenfurt wegen schweren Raubes verantworten. Der erste Prozesstag am Dienstag, an dem die Angeklagten aussagten, war geprägt von Widersprüchen, Erinnerungslücken und Verwechslungen. Als am Donnerstag mit der Befragung der Opfer begonnen werden sollte, meldete sich die Verteidigerin des Erstangeklagten, Christine Lanschützer, zu Wort. Ihr Mandat wolle etwas "Wesentliches zu Protokoll geben".
Der 16-Jährige revidierte seine Aussage, die er bei der Polizei sowie am ersten Prozesstag gemacht hatte. Der Fünftangeklagte sei sehr wohl am Tatort gewesen. "Er hatte gleich am Anfang ein Blackout. Die Situation ist eskaliert. Er hat mit der Handfläche im Gesichtsbereich zugeschlagen", sagte der Jugendliche, der mit Anzug und Krawatte gekleidet war. Warum er gelogen hat, wollte Richterin Michaela Sanin wissen. "Ich wollte ihn schützen. Er ist ein sehr guter Freund von mir", sagte der Angeklagte.
Weiters sagte der Klagenfurter aus, dass er die Bauchtasche mit dem Schlagring dem Viertangeklagten übergeben hatte: "Ich wusste, sie ist bei ihm in guten Händen." Doch dem war dann wohl nicht so. Der Jugendliche soll die Bauchtasche mit der verbotenen Waffe weggelegt haben.
"Mit voller Wucht in die Fresse gehaut"
Danach begann die Vernehmung des ersten Opfers in einem gesonderten Raum. Der Bursche erzählte, dass er mit seinem Cousin, der seinen Hund bei sich hatte, und einem weiteren Jugendlichen auf der Parkbank in Klagenfurt-Fischl saß. Nachdem zwei Jugendliche mit E-Scootern vorbeigefahren waren, nahm das Geschehen seinen Lauf.
Die Jugendlichen hätten sich bei einer Brücke gesammelt, seien auf sie zugekommen. Im Zuge der Konfrontation sei das Trio gezwungen worden, etwas in die Handykamera zu sagen und sich zu entschuldigen. Laut Anklage steht der Vorwurf im Raum, dass einer der Burschen sich ausländerfeindlich geäußert haben soll. "Ich weiß bis heute nicht, warum wir uns entschuldigen sollten", sagte der Zeuge. Er schilderte, wie sie zusammengeschlagen wurden, dass sie ihre Brieftaschen herzeigen sollten. Dann sei der Jugendliche, der mit den beiden Cousins auf der Bank saß, aufgefordert worden, aufzustehen. "Mit voller Wucht wurde ihm in die Fresse gehaut", sagt der Zeuge, der selbst Prellungen und einen Trommelfellriss erlitten hatte.
Eigentlich war für Donnerstag geplant gewesen, die Opfer kontradiktorisch - also in einem anderen Raum - einzuvernehmen. Weil es bei der Übertragung in den Gerichtssaal aber massive technische Probleme und Verständigungsschwierigkeiten gab, wurde die Verhandlung erst für längere Zeit unterbrochen.
Aussagen ohne Öffentlichkeit
Weil auch danach keine Besserung in Sicht war, schlug die Vorsitzende des Schöffensenats, Richterin Michaela Sanin, eine pragmatische Lösung vor: Die Opfer könnten doch im Verhandlungssaal aussagen. Aus Gründen des Opferschutzes allerdings in Abwesenheit aller Angeklagten und der Öffentlichkeit. Dieser Vorgehensweise stimmten die Prozessbeteiligten zu, schlussendlich blieben nur Schöffensenat, Staatsanwältin und die Verteidiger im Saal.
Am kommenden Mittwoch können die Angeklagten dann Stellung zu den Aussagen der Opfer nehmen. Am ersten Verhandlungstag am Dienstag hatten die Angeklagten die Vorwürfe durch die Bank abgeschwächt: Zwei wollten gar nicht bei der Tat dabei gewesen sein, mehrere hatten ausgesagt, dass sie nur schlichten hätten wollen.