Seit Tagen haben sich die Einsatzkräfte in Kärnten vorbereitet, und das war auch gut so: Denn am Montag hat das angekündigte Genuatief Kärnten und Osttirol erreicht. Schon nach kurzer Zeit führten vor allem Starkregen und Sturmböen zu Problemen. Allerdings waren die Folgen der Niederschläge bislang nicht so weitreichend und dramatisch wie jene der Unwetter von Anfang August. "Es ist zum Glück derzeit nicht dramatisch, aber die Lage bleibt angespannt", sagte Katastrophenschutzbeauftragter Markus Hudobnik am Montagabend.
Kritische Stellen nach den schweren Unwettern von Monatsbeginn werden laufend beobachtet, etwa in Bad Eisenkappel. An der Glan in Poppichl bei Klagenfurt, wo damals mehrere Häuser überflutet wurden, wurde vorsichtshalber ein mobiler Hochwasserschutz aufgebaut. "Wir tun alles Menschenmögliche, um die Bevölkerung zu schützen", so Hudobnik.
Stand Dienstagmorgen gab es laut Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ) 100 Feuerwehreinsätze in Kärnten: "Es waren 71 Feuerwehren mit 850 Kräften im Einsatz. Großteils technische Einsätze aufgrund des Starkregens. Betroffen waren die Bezirke Völkermarkt, Klagenfurt-Land, Feldkirchen, Hermagor und Spittal an der Drau", heißt es von der LAWZ.
Stromausfälle
"Bis zum späten Vormittag haben wir wieder Normalbetrieb", teilt Robert Schmaranz von der Kärnten Netz am Dienstag mit. Zeitweise waren gestern 1500 Haushalte vor allem in Mittel- und Unterkärnten von Stromausfällen betroffen. "Derzeit gibt es noch bei etwa 60 Haushalten in Arriach und dem Metnitztal Störungen. Wir sind dabei, diese zu beheben", so Schmaranz.
Vorsicht am Drauufer
Der Bürgermeister der Gemeinde Rosegg, Franz Richau (ÖVP), warnt am Dienstag die Bevölkerung über Facebook, sich in Nähe des Drauufers vorsichtig zu verhalten: "Guten Morgen! Seit Mitternacht wird wieder sehr viel Wasser über das Kraftwerk und den Altarm der Drau in Rosegg abgearbeitet. Passt bitte in Ufernähe auf euch auf. Danke!"
Einsatz auf dem Wiesenmarktgelände
Am Montagabend wurden mehrere Feuerwehren rund um Bleiburg zum Wiesenmarktgelände alarmiert. Wie die Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt mitteilte, wurden in der Nacht rund 20 Personen, Mitglieder der Schaustellerfamilien, in Sicherheit gebracht. Vier Personen wurden in einem Gasthof untergebracht, alle anderen kamen privat unter. Bereits für den Wiesenmarkt aufgebaute Zelte und Gerätschaften wurden gesichert und Einsatzkräfte pumpten das Wasser ab. Sandsäcke wurden befüllt, um das Gelände zu schützen.
Dienstagmorgen wurde die Evakuierung aufgehoben. "Die Schausteller konnten bereits auf das Gelände zurückkehren", sagt Marktleiter Arthur Ottowitz gegenüber. Laut ihm wurde das eigentliche Wiesenmarktgelände nicht evakuiert: "Betroffen war ausschließlich der Teil, in dem die Schausteller ihre Wohnbereiche haben. Das ist der tiefste Punkt, der aus Sicherheitsgründen evakuiert werden musste. Kurzzeitig bestand die Befürchtung, der Feistritzbach könnte übergehen. Der ist mittlerweile gesichert." Laut Ottowitz werden heute noch Verklausungen beim Grabenbach entfernt. Der Bleiburger Wiesenmarkt könne aus jetziger Sicht wie geplant von 1. bis 4. September stattfinden.
Die bisherigen Geschehnisse zum Nachlesen:
Mehr als 90 Feuerwehreinsätze
Bis Montagabend, 21.30 Uhr, gab es in Kärnten laut LAWZ mehr als 90 Feuerwehreinsätze. Der Schwerpunkt lag im Raum Mittelkärnten und im Westen des Landes. Die Stromversorgung konnte bis zum Abend hin wieder weitgehend hergestellt werden. Laut Robert Schmaranz von Kärnten Netz waren zu Spitzenzeiten am Nachmittag rund 1500 Haushalte ohne Strom, am Abend gegen 20 Uhr waren es noch etwa 100.
Bahnstrecke gesperrt
Aufgrund der aktuellen Unwettersituation im Westen Österreichs musste die Bahnstrecke über den Tauern zwischen Schwarzach/St. Veit und Spittal-Millstättersee bis voraussichtlich Dienstag, 14 Uhr, gesperrt werden. Betroffen sind alle Fernverkehrszüge zwischen Salzburg, Spittal-Millstättersee, Villach und Klagenfurt. Das teilten die ÖBB Montagabend in einer Aussendung mit.
Warnung bleibt aufrecht
Der Landeskrisenstab in Kärnten hält die Warnung vor Überschwemmungen und Murenabgängen weiterhin aufrecht. Durch das aktuelle Genuatief werden bis Dienstagnachmittag starke Regenfälle erwartet, stellenweise wird ein zehnjährliches Hochwasser prognostiziert. Der Schwerpunkt liegt laut Geosphere Austria in West- und Mittelkärnten.
Möll über die Ufer getreten
Wie die Freiwillige Feuerwehr Obervellach auf ihrer Facebook-Seite mitteilt, ist die Möll in der Schattseite über die Ufer getreten. Die Zufahrt zum Campingplatz wurde auf polizeiliche Anordnung gesperrt. Der Höchstwert wurde bei der Messstation in Mörtschach mit 154 Kubikmetern pro Sekunde gemessen. Dies entspricht einer Übersteigung eines zehnjährlichen Hochwassers (HQ10). Neben der Freiwilligen Feuerwehr Reintal standen auch die Feuerwehr Mörtschach, Freiwillige Feuerwehr Großkirchheim und die Freiwillige Feuerwehr Heiligenblut am Großglockner im Einsatz. Aber auch in den anderen Ortschaften wurden die Pegelstände und kleinere Bachübertritte laufend kontrolliert.
Verklauste Bäche
Auch die Feuerwehr Wollanig bei Villach musste am Montag schon ausrücken. Das Abflussgitter eines Baches war verlegt.
Hochwassergefahr hat sich erhöht
Die Hochwassergefahr hatte sich am Montag laut Hochwasserwarnservice Kärnten zur Prognose vom Sonntag etwas erhöht. Geosphere Austria rechnet in West- und Mittelkärnten mit 70 bis 100 Millimetern Niederschlag, in Unterkärnten geht man von bis zu 45 Millimetern aus, in den Karawanken von bis zu 85 Millimetern. Die Pegel der Flüsse in Westkärnten, wie etwa von der Drau und der Gail, waren am Montag angestiegen. Im oberen Mölltal führte die Möll bereits ein fünfjährliches Hochwasser.
40 Einsätze, 1500 Haushalte ohne Strom
Bis Montag, 17 Uhr, wurden in Kärnten bisher rund 40 Feuerwehreinsätze notwendig. Die Kameraden rückten vor allem in den Bezirken Spittal/Drau, Hermagor und Feldkirchen aus. Rund 1500 Haushalte waren am Nachmittag in Kärnten ohne Strom.
"Es besteht Lebensgefahr"
Die starken Regenfälle haben auch Villach erreicht. In der Stadt wurden bereits Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Aufgrund möglicher Überschwemmungen herrscht bei den Draubermen Lebensgefahr. Radfahren und Gehen entlang der Drau ist ausnahmslos verboten.
Bäche treten über die Ufer
Wie hier in Möllbrücke sind bereits mehrere kleine Bäche über die Ufer getreten.
Straßensperren
Am Nachmittag musste die Kärntner Straße B 83 zwischen Pörtschach und Velden in beiden Richtungen gesperrt werden. Grund dafür waren umgestürzte Bäume. Auch in Mallnitz kam es zu Straßensperren, wie die Feuerwehr auf ihrer Facebook-Seite mitteilt.
Feuerwehren im Einsatz
Laut Auskunft der Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ) von 15 Uhr stehen vereinzelt in Kärnten bereits die Feuerwehren im Einsatz. In den Bezirken Spittal/Drau und Hermagor sind Bäche über die Ufer getreten, Keller stehen unter Wasser. Auch in Feldkirchen gibt es Alarmierungen: "Vorerst ist es aber nichts Gravierendes. Wir hoffen, das bleibt so."
Sturm am Wörthersee
Am Nachmittag hat die Front auch den Wörthersee-Raum erreicht. In sozialen Netzwerken kursieren mittlerweile einige Videos, die zeigen, wie der Sturm über den Wörthersee hinwegfegt. Zelte und Stühle liegen bei einem Lokal kreuz und quer. Auch Bäume sind schon umgestürzt.
(Video von klagenfurt_elite)
Behinderungen auf B 111
Aufgrund der heftigen Regenfälle kommt es auf der B 111 immer wieder zu Behinderungen, wie hier zwischen Liesing und St. Lorenzen. Kleine Bäche treten über die Ufer und vermuren die Straßenverbindung durch das Lesachtal. Die Feuerwehren im Tal sind in Bereitschaft und immer wieder im Einsatz.
Steg und Radwege gesperrt
Aufgrund des Starkregens und des damit zusammenhängenden Anstieges der Wasserpegel in Isel und Drau werden bis auf Weiteres der Iselsteg in Lienz sowie der Radweg vor der Ostspange in Lienz in Richtung Tristach und das Radwegstück vom Adeg in der Tristacher Straße in Richtung Tristach für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Das meldet das Stadtamt Lienz am Montag.
Alle Kräfte in Bereitschaft
Zur aktuellen Wettersituation fand am Montag wieder eine Lagebesprechung mit Behörden, Vertreterinnen und Vertretern aller Bezirkshauptmannschaften sowie der Städte Klagenfurt und Villach, Einsatzorganisationen, Bundesheer und Fachleuten statt. In der Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ) in Klagenfurt wurde sie von Landeshauptmann Peter Kaiser und Katastrophenschutzreferent Landesrat Daniel Fellner geleitet. Seit Tagen und auch über das Wochenende stimmte man sich laufend ab und wurde von der Geosphere Austria über die Wetterentwicklung informiert. Einsatzorganisationen und Fachleute von der Geologie über die Schutzwasserwirtschaft bis zur Wildbach- und Lawinenverbauung stehen in Bereitschaft und haben gemeinsam mit den Gemeinden insbesondere die bekannten neuralgischen Punkte unter Beobachtung.
Durch die starken Regenfälle sind wieder Überschwemmungen und Murenabgänge möglich. Die Hochwassergefahr hat sich laut Hochwasserwarnservice Kärnten zur Prognose am Sonntag etwas erhöht. An der Lieser, Möll, Oberen Drau und Vellach ist sie gering (bis HQ5) und mittel (bis HQ10). An der Gurk besteht keine (bis HQ1) bzw. mittlere Hochwassergefahr (bis HQ10). An der Drau mit Gail, Glan und Lavant besteht keine (bis HQ1) und geringe Hochwassergefahr (bis HQ5).
Kärnten und Osttirol bereits "rot"
Wie die Unwetterzentrale (UWZ) am Montagmorgen meldet, rollt die Unwetterfront von Westen her an. Kurz nach 7.30 Uhr sind Osttirol, fast ganz Oberkärnten, Villach, Villach-Land sowie Teile von Feldkirchen bereits rot eingefärbt – Stufe vier der fünfstufigen Warnskala.
Geringe Hochwassergefahr
Laut Hochwasserwarnservice Kärnten besteht an den Kärntner Flüssen keine bis geringe Hochwassergefahr. Im Laufe des Montags wird der Regen sich weiter in den Osten ausbreiten, wobei es im Klagenfurter Becken und im Lavanttal mit hoher Wahrscheinlichkeit bis zumindest 15 Uhr trocken bleiben soll.
Sicherheitstipps
Das Land Kärnten hat in Zusammenarbeit mit dem Kärntner Zivilschutzverband einige Sicherheitstipps zu Unwettergefahren zusammengestellt. Diese sind auf der Webseite katinfo.ktn.gv.at abrufbar. Es gibt unter anderem Tipps zu Schutzmaßnahmen bei Unwetter/Starkregen/Hochwasser sowie zum Verhalten bei Sturmgefahren.
Der Wetterumschwung bringt nach der Hitzewelle wieder kühlere Temperaturen für die nächste Woche. Am Dienstag sollen die Regenschauer laut den Prognosen der Geosphere Austria langsam abklingen, bis Donnerstag setze sich die Sonne wieder durch und die Temperaturen würden sich um die 20 Grad einpendeln.
Wetterwarnung auch in Slowenien
Auch in Slowenien haben Behörden für Montag eine Warnung aufgrund der erwarteten Regenfälle herausgegeben. Die Umweltagentur Arso rief für weite Teile Nord- und Zentralsloweniens sowie für Teile des Südwestens eine orange Warnstufe aus. Heftige Niederschläge, die lokal im schlimmsten Fall 100 bis 150 Millimeter erreichen könnten, können zu Sturzbächen führen und Erdrutsche auslösen, hieß es bei einer Pressekonferenz am Sonntag. Zu den potenziell am stärksten gefährdeten Gebieten gehören die Katastrophengebiete, die Anfang August von den heftigen Überschwemmungen heimgesucht wurden.