Der Landesrechnungshof (LRH) Kärnten hat den Verkehrsverbund Kärntner Linien analysiert und in einem am Freitag veröffentlichten Bericht Empfehlungen für jenes Bundesland erarbeitet, in dem der motorisierte Individualverkehr im Vergleich am stärksten vertreten ist. Etwa soll der öffentliche Verkehr nicht nur auf die Zielgruppen Schüler und Pendler ausgerichtet werden.

"Elterntaxis"

Um Schulen und Kindergärten soll es Halte- und Parkverbote für Privatautos geben, empfehlen die Prüfer. Mit solchen Einschränkungen für "Elterntaxis" könne man nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern auch die Sicherheit für die Kinder erhöhen, heißt es in dem Bericht laut Austria Presse Agentur (APA).

Statt sich allein an den Bedürfnissen von Schülern und Pendlern zu orientieren – und die Fahrpläne damit auf Werktage auszurichten – soll die Planung des Öffi-Verkehrs in Kärnten verstärkt die Touristen und Freizeitfahrten berücksichtigen. Die Fahrpläne spezieller Pendler-Schnellbusse solle man nach den Schichtzeiten der jeweils angebundenen Betriebe ausrichten. Dies war zunächst nicht der Fall, wurde aber beim Klinikum Klagenfurt nachgeholt. Mikro-ÖV-Systeme sollen weiter ausgebaut werden, ebenso das Angebot an Parkplätzen bei Haltestellen und Bahnhöfen.

128,2 Millionen Euro Kosten

Im Jahr 2019 und damit noch vor dem Beginn der Coronapandemie betrugen die Gesamtkosten 128,2 Millionen Euro. Der Großteil des öffentlichen Verkehrs wurde öffentlich finanziert: 57 Prozent trug der Bund, 21 Prozent das Land und elf Prozent die Gemeinden. Weitere elf Prozent stammten aus Ticketverkäufen. 2021 wurden die Kosten von 141,8 Millionen Euro zu 56 Prozent vom Bund getragen, 24 Prozent zahlte das Land (34,3 Millionen Euro), 13 Prozent die Gemeinden und sieben Prozent oder 9,51 Millionen Euro (2019: 13,45 Millionen Euro) wurden durch die Fahrgäste finanziert.

Mittel gekürzt

Der Landesfinanzrahmen sah 2023 rund 42,9 Millionen Euro für den öffentlichen Verkehr vor, 2025 nur noch 33,37 Millionen Euro. Die Mittelkürzung würde Einschränkungen beim Angebot der Regionalbusse bedeuten. Die Prüfer weisen darauf hin, dass vor allem das Angebot die Nachfrage beim öffentlichen Verkehr beeinflusst: "Ein günstiger Tarif wie beim Klimaticket konnte somit die Nachfrage nur in Kombination mit einem verbesserten Angebot steigern", so LRH-Direktor Günter Bauer. Die Empfehlung lautet daher, das Verkehrsangebot zu verbessern.

"Durch die Coronapandemie und die Ausweitung des Leistungsangebots stiegen die Finanzierungsbeiträge der öffentlichen Hand im Prüfungszeitraum, während die Einnahmen aus Ticketverkäufen und die Anzahl der Fahrgäste sanken", heißt es in dem Bericht. Laut Auskunft des Landes erreichten die Umsätze 2022 zwar wieder das Vor-Corona-Niveau, die Anzahl der Fahrgäste blieb aber darunter.

Mehr Kilometer, weniger Strecke

Die gefahrenen Kilometer haben sich von 2012 bis 2021 um knapp elf Prozent erhöht, gleichzeitig schrumpfte das Verkehrsnetz von 5210 auf 4434 Kilometer. Kritisiert wurden von den Rechnungshofexperten Dienstleister-Altverträge in manchen Regionen, die noch ohne Ausschreibung erfolgten. "Für die fehlenden Verkehrsregionen sollte eine rasche Ausschreibung erfolgen, um gleichwertig hohe Standards für den öffentlichen Verkehr in ganz Kärnten sicherzustellen. Bei Ausschreibungen wäre darauf zu achten, die Leistungsziele ambitionierter zu gestalten." Auch Barrierefreiheit soll forciert werden.

Grüne: "Es braucht mehr"

"Der öffentliche Verkehr in Kärnten braucht mehr Angebot, mehr Verkehrsnetze und mehr Mittel. Denn wir stehen noch immer vor der Situation, dass in Kärnten stärker auf das Auto gesetzt wird als in allen anderen Bundesländern. Das ist deshalb der Fall, weil es vielerorts keine Alternativen gibt", sagt Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer (Grüne) zum Bericht des Landesrechnungshofes. "Für die Zukunft gilt es, möglichst vielen Menschen eine bequeme und günstige Mobilität zu ermöglichen. Dafür muss der öffentliche Verkehr besser an die vielfältigen Bedürfnisse der Allgemeinheit angepasst werden. Ein besseres, alltagstaugliches Angebot wird auch die Nachfrage erhöhen", ist sich Voglauer sicher.

ÖVP: "Trendwende wirkt"

Der Bericht zeige, dass die eingeleitete Trendwende im öffentlichen Verkehr wirkt, Fahrgastzahlen und Taktung zunehmen. "Wir haben vor fünf Jahren einen Scherbenhaufen von den Grünen übernommen, die den öffentlichen Verkehr in Kärnten kaputt gespart haben. Heute investieren wir jährlich so viel wie noch nie in den Ausbau", sagt Verkehrslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP). Die Taktung wurde in vielen Regionen um bis ein Viertel verbessert und erstmals in Kärnten ein landesweites Netzticket eingeführt, das sehr gut angenommen wird. "Fahrgasterhebungen bestätigen, dass das Image der Kärntner Linien und die Qualität deutlich zugenommen haben. Auch in den kommenden Jahren müssen die Budgets weiter steigen, damit das Tempo im Ausbau weiter zunimmt", so Schuschnig, der dem Landesrechnungshof "für die konstruktiven Vorschläge, die aufgezeigt wurden", dankt.