Die Prognosen der Meteorologen haben sich leider erfüllt: Starke und ergiebige Niederschläge haben in der Nacht auf Freitag in Kärnten zu Murenabgängen und Überflutungen und Hochwasser geführt.

Kritische Situation in Südkärnten

Vor allem in den Bezirken Wolfsberg und Völkermarkt ist die Lage nach wie vor kritisch: In St. Paul/Lavanttal wurde Zivilschutzalarm ausgerufen. Am Abend wurde die Ortschaft evakuiert. In St. Georgen/Lavanttal wurden die Menschen aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen. Dort sowie in weiteren Gemeinden wurde eine Zivilwarnung ausgerufen. Eisenkappel ist von der Außenwelt abgeschnitten und auf dem Landweg nicht zu erreichen. Auch im Gurktal wurden Hochwasserschutzmaßnahmen gesetzt. Zivilschutzalarm auch in Viktring, ein Damm droht zu brechen.

Zivilschutzwarnung für Sittersdorf, Neuhaus und St. Kanzian

Nun wurde auch für die Gemeindegebiete von Sittersdorf, St. Kanzian und Neuhaus - mit der Ausnahme der Ortschaft Schwabegg - eine Zivilschutzwarnung ausgelöst. Wegen der bevorstehenden Niederschläge wird angeordnet, die Häuser nicht zu verlassen. Kellerräume zu meiden und unnötige Fahrten zu unterlassen.

"Bleiben Sie zu Hause!"

Bezirkshauptmann von Wolfsberg, Georg Fejan, appelliert erneut an die Bevölkerung, die Häuser nicht zu verlassen. "Es kann gefährlich sein, kann zu Rutschungen kommen. Hören Sie Radio, verfolgen Sie die Medien." Wenn sich die Wetterprognosen bewahrheiten - und davon gehe man derzeit aus -, sei, so Fejan, auch die Evakuierung in St. Paul die richtige Entscheidung gewesen. "Wir rechnen wieder mit größeren Überflutungen."

Zivilschutzalarm für Viktring

Der Damm in der Karl-Truppe Straße droht zu brechen. Daher gilt ab sofort Zivilschutzwarnung für Viktring. Besonders die Bereiche im Zentrum von Viktring drohen demnächst überschwemmt zu werden. Alle verfügbaren Einsatzkräfte sind bereits vor Ort und versuchen den Damm so lange wie möglich zu stabilisieren. Die Bevölkerung wird aufgerufen, sich auf einen möglichen Dammbruch vorzubereiten.

Der Damm droht zu brechen
Der Damm droht zu brechen © KK/FF Viktring - Stein / Neudorf

Schwangere Slowenin über Grenze gebracht

Eine hochschwangere Frau aus Slowenien wurde über die Grenze ins LKH Wolfsberg transportiert. Aufgrund der Straßensperren war eine Einlieferung ins Krankenhaus Zilli nicht möglich. Feuerwehrleute brachten die werdende Mutter über die Grenze nach Loibach, wo sie vom Roten Kreuz Kärnten übernommen wurde.

Nochmals 60 bis 100 Liter Niederschlag

Wie ORF-Meteorologe Marcus Wadsak in einer Sondersendung zu den aktuellen Unwettern prophezeit, müsse man derzeit vom "Worst Case" ausgehen. Dieser würde bedeuten, dass spätestens am Mitternacht zur zweiten Hochwasserwelle kommt. Es können nochmal 60 bis 100 Liter pro Quadratmeter hinzukommen.

Campingplatz am Turnersee evakuiert

Der Campingplatz Breznik wird aufgrund der Wettersituation evakuiert. Für die Gäste werden Zimmer gesucht. Die Betreiber bitten um Mithilfe, bei verfügbaren Zimmern solle man sich bei der Tourismusinformation St. Kanzian unter der Telefonnummer 04239 / 22 22 melden.

KAT-Zug 2 in Völkermarkt angekommen

Der aus dem Bezirk Spittal angeforderte KAT-Zug 2 ist mit 223 Kameradinnen und Kameraden in Völkermarkt eingetroffen

Rotes Kreuz hilft Slowenien

Nachdem das Kärntner Rote Kreuz nach Anforderung durch den Landeskrisenstab über den slowenischen Botschafter um Hilfe für die von slowenischer Seite aus nicht erreichbaren Ortschaften Solcava, Luce und Ljubno um Hilfe ersucht wurde, wird soeben vor Ort abgeklärt, ob und wie Hilfe notwendig ist.

Ein Rettungswagen wird im Grenzbereich auf österreichischen Boden stationiert, um für mögliche Patientenübernahmen zur Verfügung zu stehen.

Evakuierung auch in Ferlach

Wie der Bürgermeister von Ferlach, Ingo Appé, bekannt gab, werden aufgrund der zu erwartenden Regenmengen heute Nacht, vier Häuser in der Ortschaft Waidisch evakuiert. Es handelt sich um eine Präventionsmaßnahme. Betroffene werden aufgefordert, den Anweisungen der Einsatzkräfte Folge zu leisten, um sich und andere nicht unnötig zu gefährden.

Situation in Klagenfurt spitzt sich zu

Die Situation in Klagenfurt ist nach den nach schweren Regenfällen äußerst angespannt. Feuerwehren verzeichneten am Freitag bislang über 120 Einsätze. Angst vor Starkregen in der Nacht. Auch Bundesheer rückt aus.

Zivilschutzwarnung für Globasnitz

Nach Eberndorf, St. Georgen im Lavanttal und Bad Eisenkappel wurde nun auch für die Gemeinde Globasnitz eine Zivilschutzwarnung ausgerufen. Wegen der bevorstehenden Niederschläge und dass ein 30-jähriges Hochwasser am Globasnitzbach eintreten kann, wird angeordnet, die Häuser nicht zu verlassen. Kellerräume zu meiden und unnötige Fahrten zu unterlassen

St. Paul im Lavanttal wird evakuiert

Bis zum Schluss hat man gehofft, jetzt viel doch die Entscheidung: Wie um 18 Uhr bekannt gegeben wurde, beschloss Bezirkshauptmann Georg Fejan die Evakuierung für die St. Pauler Bevölkerung. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Kollerhofsiedlung, der Schwarzviertler Straße, von Sechshausen und dem Hanns-Rader-Weg sind aufgefordert, die wichtigsten Dinge zusammenzupacken und ihre Häuser zu verlassen. Sie werden in diesen Minuten von der Sicherheitsmaßnahme in Kenntnis gesetzt. Die Feuerwehren werden von Polizei, Rotem Kreuz und Bergrettung unterstützt.

Appell an die Betroffenen:

  • Bitte versuchen Sie in erster Linie bei Familie und Freunden unterzukommen. Sollten Sie keine Möglichkeit haben, steht Ihnen der Bildungscampus St. Paul (Leuchtturm) als Unterkunft zur Verfügung.
  • Parken Sie ausschließlich beim Bahnhof "alt" oder beim Friedhofsparkplatz. Es wird ein Shuttle zum Bildungscampus eingerichtet.
  • Wichtig: Melden Sie sich nach Verlassen des Hauses unter der Telefonnummer 04357 / 2017, damit die Einsatzkräfte eine vollständige Evakuierung sicherstellen können.
Zahlreiche Freiwillige stehen im Einsatz und helfen bei der Evakuierung
Zahlreiche Freiwillige stehen im Einsatz und helfen bei der Evakuierung © Rotes Kreuz Kärnten

Schlechte Voraussichten

Im gefährdeten St. Paul im Lavanttal wurde ein mobiler Hochwasserschutz aufgebaut. Erste Evakuierungen von vier Gebäuden haben bereits stattgefunden, die Vorbereitung für weitere laufen auf Hochtouren. Gefährdet sind 80 Objekte – alle Betroffenen wurden über die bestehenden Maßnahmen von den Behörden informiert.

Weitere Maßnahmen in den Bezirken

Bad Eisenkappel ist weiterhin nicht erreichbar. Überflutungen drohen derzeit auch in den Gemeinden Grafenstein, Neuhaus, Ruden und Griffen. Objektschutzmaßnahmen wurden in St. Veit im Bereich der Gurk gesetzt. Genau beobachtet wird die Situation derzeit auch in Klagenfurt – vor allem die Bereiche Strandbad, Viktring und, Sattnitz. Hier werden erste Straßen gesperrt und Maßnahmen zum Hochwasserschutz getroffen.

Wetterwarnung bleibt aufrecht

"Aktuell lässt der Regen in der Steiermark etwas nach, aber in Kärtnen ziehen schon die nächsten kräftigen Regenschauer von Slowenien her auf. In der Nacht und bis morgen breiten sich diese voraussichtlich wieder auf den gesamten Süden aus", schreibt Skywarn Austria.

Land unter in Bleiburg

Blick über die Grenze

Auch in Italien, Slowenien und Kroatien haben die Unwetter für extreme Überschwemmungen und Verwüstungen gesorgt. In Slowenien gibt es bis dato drei Todesopfer zu beklagen.

"Als ich von den Sirenen geweckt wurde, hatte ich große Angst"

Das Vellachtal (Eisenkappel-Vellach) wurde von den Unwettern besonders hart getroffen. Bewohnerinnen und Bewohner berichten von ihren Eindrücken, alle Befragten wollten anonym bleiben. Mitten in der Nacht wurden sie geweckt: "Als ich von den Sirenen um drei Uhr in der Früh aufgeweckt worden bin, bekam ich große Angst." 

Bei einem anderen Bewohner war es "das Donnern des Baches", welches ihn um 3 Uhr wachgerüttelt hatte: "Als ich ins Freie trat, sah ich, wie überall um das Haus das Wasser aus dem Hang schoss." An der B82 in Zauchen kam es zu Vermurungen: "Es scheint, dass ein großer Teil der neu errichteten liegenden Forststraße herunterkommt."

© Haderlap

Zivilschutzwarnung für Eberndorf

Etwa um 15.15 Uhr wurde nun auch für Eberndorf eine Zivilschutzwarnung ausgelöst. Wegen der erwartenden Niederschlagsmengen wird die Bevölkerung aufgefordert in den Häusern zu bleiben, das Betreten von Kellerräumen zu unterlassen, unnötige Fahrten auf den Straßen soll verzichtet werden.

"Es könnte zu Evakuierungen kommen"

Georg Fejan, Bezirkshauptmann von Wolfsberg, spricht im Video-Interview über die aktuelle Situation. Vor allem im Bereich des Granitzbaches könnte es zu Evakuierungen kommen

Aktuelle Straßensperren

Laut Antenne Kärnten sind in den Unwettergebieten folgende Straßen gesperrt (Stand 15 Uhr):

  • B91 Loiblpassstraße: Sperre zwischen Unterloibl und dem Grenztunnel Loibl. Ausweichen ist nur über den Karawankentunnel und den Wurzenpass möglich
  • B82 Seebergstraße:einmal zwischen St. Gregorn und Mittertrixen, auch auf Höhe Eberndorf wegen Überflutungen und zwischen Miklauzhof und der Staatsgrenze Seebergsattel, die Ausweichroute über den Schaidasattel ist ebenso gesperrt
  • B85 Rosental Straße: zwischen Seidolach und Ferlach in beiden Fahrtrichtungen
  • B80 Lavamünder Straße: zwischen Eis und Grenzübergang Lavamünd
  • L135 Sankt Pauler Straße: zwischen Lavamünd und Sankt Paul in beiden Richtungen gesperrt wegen Erdrutsch
  • L134 Granitztal Straße: zwischen Sankt Paul und Langegg in beiden Richtungen gesperrt wegen Erdrutsch
  • L103 Waidischer Straße: zwischen Maria Rojach und Mitterpichling in beiden Richtungen gepserrt wegen Überflutungen
  • L100 Miegerer Straße: zwischen Gurnitz und der Kreuzung Truttendorf in beiden Richtungen gesperrt wegen Erdrutsch
  • L143 Ettendorfer Straße: zwischen Maria Rojach und Mitterpichling in beiden Richtungen gesperrt wegen Überflutungen
  • L133 Loibacher Straße: zwischen Bleiburg und Grenzübergang Bleiburg in beiden Richtungen gesperrt wegen Überflutungen. Eine Umleitung ist eingerichtet
  • L135 Lavamünder Straße: zwischen Lavamünd und Hundsdorf in beiden Richtungen wegen Murenabgängen gesperrt
  • L120 Eberndorfer Straße: zwischen Eberndorf und Gösselsdorf wegen Überflutungen in beiden Richtungen gesperrt. Eine Umleitung ist eingerichtet

Krisenstab der Feuerwehr Klagenfurt hochgefahren

KAT-Zug 2 wurde alarmiert

Katastrophenschutz- und Feuerwehrreferent Landesrat Daniel Fellner beauftragte die Entsendung des KAT-Zuges 2 mit 120 Personen aus dem Bezirk Spittal in den Bezirk Völkermarkt. Voralarmiert wurde auch der KAT-Zug 1 aus den Bezirken Hermagor, Villach und Villach-Land. Über einen Einsatz wird noch entschieden.

Der Bezirkskrisenstab Völkermarkt und die Gemeinde Ruden rufen die Bevölkerung auf, Brücken und Einsatzbereiche der Blaulichtorganisationen zu meiden. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden aufgefordert, zu Hause zu bleiben und auf vermeidbare Fahrten im Bezirk zu verzichten.

Haushalte, die ihr Trinkwasser über die Wassergenossenschaft Eis beziehen, werden aufgefordert, dieses abzukochen, da es aufgrund der Regenfälle zu Verunreinigungen kommen könnte.

Der Landeskrisenstab wird heute, Freitag, um 15 Uhr erneut zusammentreffen.

Schäden in ganzer Gemeinde

"Es ist schrecklich, was derzeit passiert. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll." Elisabeth Lobnik (SPÖ), Bürgermeistern von Eisenkappel-Vellach ist erschüttert. Die Regenfront, die seit Donnerstagabend auch die Gemeinde im Bezirk Völkermarkt heimsucht, hat massive Schäden verursacht. "Derzeit können wir noch nicht abschätzen, wie viele Betroffene es gibt und wie hoch die Sachschäden sind", sagt Lobnik. "Klar ist nur, dass das gesamte Gemeindegebiet betroffen ist."

Vorrangiges Ziel ist es, Verklausungen an Flüssen und Bächen zu beseitigen. Eine besonders große Verklausung an der Vellach soll mithilfe des Bundesheeres geräumt werden. Eisenkappel-Vellach ist seit Donnerstagnacht von der Außenwelt abgeschnitten und auf dem Landweg nicht erreichbar. Daran wird sich laut Lobnik auch so rasch nichts ändern: "Vor Samstagmittag wird sich da vermutlich nicht viel tun", sagt die Bürgermeisterin.

Bundesheer ist ausgerückt

Nach den massiven Niederschlägen wurde das Bundesheer in Kärnten am Freitag zum Assistenzeinsatz angefordert. 25 Soldaten, welche derzeit im sicherheitspolizeilichem Assistenzeinsatz sind, unterstützen seit den frühen Morgenstunden die Bleiburger Feuerwehr beim Befüllen von Sandsäcken. Zudem ist ein Erkundungstrupp des Pionierbataillons 1 aus Villach im Bezirk Völkermarkt im Einsatz, um die Notwendigkeit weiterer Assistenzeinsätze des Bundesheeres zu beurteilen.

"Oberste Priorität hat für uns die rasche Hilfe vor Ort, die unsere Soldatinnen und Soldaten in Kärnten leisten und den zivilen Einsatzkräften zur Seite stehen", sagt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). "Allen Soldatinnen und Soldaten, allen Einsatzkräften, die heute gemeinsam für Kärnten und seine Menschen im Einsatz stehen - herzlichen Dank, ihr leistet Großartiges", sagt Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).

Rotes Kreuz im Unwettereinsatz

Neben mehr als 1500 Feuerwehrleuten steht auch das Rote Kreuz Kreuz Kärnten im Unwettereinsatz. Es unterstützt die Bezirkskrisenstäbe in Völkermarkt und Wolfsberg und ist im Landeskrisenstab vertreten. Gleichzeitig sind Kräfte des Roten Kreuzes bereits in St. Paul im Lavanttal vor Ort. Die Krisenintervention steht ebenfalls bereit. Auch das Bezirksrettungskommando Klagenfurt bereitet sich bereits auf einen möglichen Einsatz vor.

Das Rote Kreuz bereitet sich auf weitere Einsätze vor
Das Rote Kreuz bereitet sich auf weitere Einsätze vor © Rotes Kreuz Kärnten

"Wir sorgen dafür, dass der Regelrettungsdienst weiter läuft und gleichzeitig sind wir in Vorbereitung, falls es weitere Straßensperren oder Überflutungen geben wird, damit für die Sicherheit der Kärntner Bevölkerung bestmöglich gesorgt ist. Wir appellieren an die Bevölkerung in den betroffen Gebieten sich an die Anweisungen  der Einsatzkräfte zu halten und nicht unbedingt notwendige Autofahrten zu vermeiden", sagt Rotkreuz-Präsident Martin Pirz.

Trinkwasser abkochen

Die Gemeinde St. Paul hat ihre Bürger aufgerufen, Trinkwasser abzukochen. Aufgrund der Niederschläge kann es zu Verunreinigungen kommen, heißt es in einer Aussendung des Bezirksfeuerwehrkommandos Wolfsberg. Und erneut gibt es den dringenden Appell zu Hause zu bleiben und die Anweisungen der Einsatzkräfte zu befolgen. Bei Schadensfällen sollen ausschließlich die folgenden Notrufnummern genutzt werden: Feuerwehr 122, Polizei 133, Rettung 144, Wasserrettung 130 und Bergrettung 140.

Schutzmaßnahmen im Gurktal

Freitagmittag hat sich die Hochwassersituation im Gurktal deutlich verschärft: In Straßburg und in Teilen von Gurk wird der mobile Hochwasserschutz aufgebaut, so Landesrat und Kärntens Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ). Diese Schutzmaßnahmen wurde auch für Teile von St. Paul im Lavanttal aktiviert, um für die erwarteten neuen Niederschläge gerüstet zu sein.

Wasserstand gesunken

Gute Nachricht gibt es aus St. Paul im Lavanttal: Dort ist der Pegelstand des Rückhaltebeckens Granitztal, das das Ortszentrum vor einer Überschwemmung schützt, mittlerweile um mehr als 50 Zentimeter gesunken, berichtet Bürgermeister Stefan Salzmann (SPÖ): "Und trotz leichtem Regen sinkt es weiter." Am Freitagvormittag haben die Verantwortlichen zuerst Treibgut aus dem Becken entfernt und dann mit dem kontrollierten Ablassen des angestauten Wassers begonnen.

Großeinsatz in St. Georgen

In St. Georgen, die zweite vom Unwetter besonders stark betroffene Lavanttaler Gemeinde, rüstet man sich für die kommenden Stunden. "Alle unsere 65 Feuerwehrleute und alle Mitarbeiter des Wirtschaftshofes sind im Einsatz", sagt Bürgermeister Karl Markut (Team Kärnten). Mit schwerem Gerät werden derzeit Zuflüsse und Bäche von Treibgut und Unrat, die das Hochwasser angeschwemmt haben, befreit. So sollen Verklausungen verhindert werden.

In St. Georgen hat es laut Markut von Donnerstag 18 Uhr bis Freitag 8 Uhr 126 Liter pro Quadratmeter geregnet: "Das wurd elektronisch gemessen. Keiner kann sich erinnern, dass es in so kurzer Zeit so viel geregnet hat", sagt Markut. Niederschlagsmengen, die mittlerweile auch für größere Schäden an der öffentlichen Infrastruktur und an privaten Gebäuden gesorgt haben.

Fußball-Derby wackelt

Das Bundesliga-Duell Austria Klagenfurt und WAC wäre für Samstag (17 Uhr) im Wörthersee-Stadion angesetzt. Doch das Spiel steht auf der Kippe. Die starken Regenfälle setzen dem Rasen zu. Ob gespielt werden kann oder nicht, entscheidet der Schiedsrichter spätestens fünf Stunden vor dem Ankick, also Samstagmittag.

Chaos in Slowenien

Noch schlimmer als derzeit in Kärnten ist die Lage in unserem Nachbarland Slowenien. Dort sind auch zahlreiche Flüsse über die Ufer getreten, Brücken wurden mitgerissen und ganze Orte wurden geflutet. Menschen müssen mit Helikoptern in Sicherheit gebracht werden. Vor allem im Grenzgebiet zu Kärnten ist die Lage extrem kritisch. Nach bisherigen Informationen gibt es zumindest ein Todesopfer.

Der Ort Komenda in Slowenien steht unter Wasser
Der Ort Komenda in Slowenien steht unter Wasser © Boris Nose via Facebook Neurje.si

So geht es mit dem Wetter weiter

In Unterkärnten fiel in der Nacht auf Freitag so viel Regen wie sonst im ganzen Monat August. Und die Prognosen der Meteorologen verheißen für die nächsten Stunden nichts Gutes. "Eine Entspannung ist derzeit nicht in Sicht", sagt Andreas Mansberger von Geosphere Austria (ehemals Zamg). Seine detaillierte Vorhersage lesen Sie hier.

Bange Blicke auf die Lavant

In der Lavanttaler Gemeinde St. Paul habe man bereits die Pegelstände eines 100-jährigen Hochwassers erreicht, so Bürgermeister Stefan Salzmann (SPÖ): "Wenn es weiterhin so ergiebig regnet, bewegen wir uns in Richtung 300-jähriges Hochwasser."

Bange Blicke richten sich derzeit auf die Lavant. Noch sei diese laut Salzmann im Bereich eines 5-jährigen Hochwassers. "Das ist bewältigbar. Aber alles, was im oberen Lavanttal dazukommt, kommt zu uns herunten. Dann wird es wieder kritischer", sagt der Gemeindechef.

Rückhaltebecken hält

In St. Paul im Lavanttal hat sich die Lage am Freitagvormittag ein wenig entspannt, berichtet Bürgermeister Stefan Salzmann (SPÖ). Allerdings nur vorübergehend, denn es hat wieder zu regnen begonnen. Das Rückhaltebecken Granitzbach, das das Ortszentrum von St. Paul vor einer Überflutung schützt, hält. "Die Einsatzkräfte haben begonnen, das Becken von Treibholz zu befreien", sagt Salzmann. "Dann kann das Wasser kontrolliert abgelassen werden." So soll Platz für nachkommende Wassermassen geschaffen werden.

Das Rückhaltebecken Granitzbach
Das Rückhaltebecken Granitzbach © Polizei Kärnten

Land aktiviert Krisenstab

Aufgrund der Unwetter in der Nacht auf Freitag und der prognostizierten weiteren Regenfälle wurde der Krisenstab des Landes hochgefahren, zusätzlich zu Krisenstäben in den Bezirken Wolfsberg, Völkermarkt und Klagenfurt-Land. Landeshauptmann Peter Kaiser und Landesrat Daniel Fellner (beide SPÖ), er ist auch Katastrophenschutzreferent, erhielten von Experten der Bezirkshauptmannschaften, der Fachabteilungen und den Einsatzorganisationen ein aktuelles Lagebild.

Notweg erneut blockiert

Eine Mure hat auch den Notweg für die Ortschaft Guntschach in der Gemeinde Maria Rain vorerst wieder blockiert. Die Ortschaft ist erneut von der Außenwelt abgeschnitten, wie Vizebürgermeister Edgar Kienleitner (SPÖ) bestätigt. Die Zufahrt zur blockierten Stelle ist derzeit aus Richtung Ebenthal nicht möglich, weil auch im Bereich Rottenstein Straßen blockiert sind. "Es dürften aber nicht solche Massen wie beim letzten Mal sein", sagt Kienleitner.

Anspannung auch in Klagenfurt

In der Landeshauptstadt Klagenfurt blicken die Verantwortlichen derzeit mit Sorge auf die Sattnitz. "Der Pegelstand ist hoch. Wir beobachten und werden im Laufe des Freitags entscheiden, welche Maßnahmen getroffen werden müssen", heißt es aus dem Rathaus. Sollte es den Freitag über weiter stark regnen, könnte die Sattnitz zum echten Problemfall werden: "Noch können wir aber nichts sagen."

Sattnitz
Sattnitz © KK

Die Gemeinde Ebenthal hat den Krisenstab einberufen. Die Ortschaften Obitschach, Rottenstein und Mieger sind von den Unwettern besonders betroffen, sagt Bürgermeister Christian Orasch (SPÖ). Es herrscht geringes bis mittleres Hochwasserrisiko. Zahlreiche Straßen sind derzeit gesperrt.

Auto von Mure mitgerissen

Alle Insassen konnten das Auto unverletzt verlassen
Alle Insassen konnten das Auto unverletzt verlassen © FF Unterbergen

Dramatische Szenen ereigneten sich in der Nacht auf Freitag auf der Loiblpass Bundesstraße (B 91): Dort wurde ein Auto von einer Mure erfasst und mitgerissen. Alle drei Insassen blieben zum Glück unverletzt und konnten das Fahrzeug selbstständig verlassen, berichtet die Freiwillige Feuerwehr Unterbergen auf ihrer Facebook-Seite. Ein weiteres Fahrzeug konnte mit Unterstützung der Feuerwehrs aus dem Bereich der Mure fahren.

Muss Ort evakuiert werden?

Besonders dramatisch ist die Situation in St. Paul im Lavanttal, berichtet Bürgermeister Stefan Salzmann (SPÖ). Für die Gemeinde wurde Zivilschutzalarm ausgerufen. Dort droht die größte Gefahr vom hochwasserführenden Granitzbach. "Das Rückhaltebecken Granitzbach hat seine Kapazitätsgrenze erreicht", sagt Salzmann. An einige Stellen laufe es bereits über. "Sollte es wirklich übergehen, wird das Ortszentrum von St. Paul überflutet. Dann sind auch Bewohner bedroht."

Um diese Situation zu vermeiden, tagt der Krisenstab. Eine mögliche Variante, um eine größere Katastrophe zu verhindern, sei es, das Rückhaltebecken kontrolliert abzulassen, so Salzmann. Bringe das keine Entspannung, müsse man das prüfen, ob das Ortszentrum von St. Paul sogar evakuiert werde. "Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen wird am Vormittag fallen", sagt Salzmann.

Es gilt auf jeden Fall erhöhte Vorsicht. Feuerwehren fahren durch den Ort, um die Bewohner zu warnen und ihre Häuser nicht zu verlassen. In den Gebäuden selbst sollen Keller und Räume im Erdgeschoß gemieden werden.

Eisenkappel abgeschnitten

Zivilschutzwarnung auch in der Gemeinde Eisenkappel-Vellach. Die Flüsse Vellach und Ebriach sind über die Ufer getreten, die Gemeinde selbst ist über den Straßenweg nicht erreichbar. "Auch wenn sich Freitagvormittag die Situation ein klein wenig entspannt hat, weil es zu regnen aufgehört hat, ist die Lage sehr ernst", sagt Bürgermeisterin Elisabeth Lobnik (SPÖ). "Es gibt schwere Schäden quer durch die Gemeinde, an öffentlicher Infrastruktur, an privaten Gebäuden."

Auch Lobnik appelliert an die Vernunft der Menschen: "Bitte bleiben Sie daheim, es herrscht Lebensgefahr!" Immer wieder kommt es zu Murenabgängen und Hangrutschungen.

Kraftwerk Zauchen Bad Eisenkappel
Kraftwerk Zauchen Bad Eisenkappel © KK

Angst vor weiterem Regen

Äußerst ernst ist die Situation auch in der Gemeinde St. Georgen im Lavanttal. Dort gilt eine Zivilschutzwarnung, sagt Bürgermeister Karl Markut (Team Kärnten): "Die Menschen sollen bitte ihre Häuser nicht verlassen und nicht in die Keller gehen." Vor allem in tiefer gelegenen Orten (Unterrain, Fransdorf), nahe der Lavant, steht das Wasser teilweise bereits 30, 40 Zentimeter hoch.

"Die Situation ist bei uns Gott sei Dank noch nicht so dramatisch wie in St. Paul, aber wenn es, wie vorhergesagt, am Nachmittag wieder so stark regnet, bekommen auch wir Probleme", sagt Markut. Doch man sei jedenfalls vorbereitet. Um weitere Maßnahmen abzustimmen und vorzubereiten, trifft sich um 8 Uhr auch in St. Georgen der Krisenstab.

Auch Grenzübergänge zu

Folgende Grenzstellen sind gesperrt: Grablach, Raunjak, Seebergsattel und der Loiblpass. Ausweichen ist nur großräumig möglich.