"Hunderte Kilometer Güterwege, Hofzufahrten und Gemeindestraßen wurden zerstört. Berggehöfte sind von der Außenwelt abgeschnitten. Keller, Ställe, ebenerdige Wohnungen und Garagen wurden überflutet und verschlammt, Brücken weggerissen, Bundes- und Landesstraßen überflutet, Feld- und Gartenkulturen entlang der Bachläufe verwüstet." – So fasste Harald Schellander, Redakteur der Kleinen Zeitung, für die Ausgabe vom 18. August 1982 das Ausmaß des "Jahrhundert-Unwetters" im Lavanttal zwei Tage zuvor zusammen.
Drei Männer aus Wolfsberg erlebten dieses Unwetter in der ersten Reihe, ganz nah am Geschehen, zu nah, wenn man sich heute daran erinnert. Josef Zernig, Herbert Haid und Berndt Schiffauer, damals 29, 23 und 30 Jahre alt, waren beim Schwammerlklauben im "Kalten Winkel" in St. Georgen, als sich der Himmel verdunkelte. Schnell zurück zum Auto, schnell die Heimfahrt antreten! Doch weit kamen sie nicht. "Es war alles überflutet, überall war Schlamm, die Straße ist weggebrochen", erinnert sich Zernig, der damals am Steuer des beigefarbenen Peugeots saß. "Der Wagen überschlug sich, landete im Wasser des Rainzer Bachs." Dieser war bereits über die Ufer getreten.
Zu diesem Zeitpunkt setzte der pure Überlebenswille ein. "Das Auto lag auf dem Dach, ich hing im Gurt fest. Durch das Adrenalin konnte ich alle Kräfte mobilisieren, rationale Überlegungen waren nicht mehr möglich." Auf dem Rücksitz saß Haid. Er schaffte es gerade noch, sich durch das Fenster zu retten. "Meine Töchter waren damals drei und fünf Jahre alt. Die Kindersperre war ja drin."
Schließlich konnten sich alle drei Freunde an Büschen aus dem Wasser ziehen. Das Auto versank und wurde abgetrieben. Bei Unterrainz mündet der Raizer Bach in die Lavant, dort landete schließlich auch der Peugeot. Und dort wurde er am Samstag – nach mehr als 40 Jahren – von der Freiwilligen Feuerwehr St. Paul im Lavanttal und dem Abschleppdienst Ellersdorfer aus dem Wasser gezogen. Aufgrund der schwarzen Nummerntafel schätzte man, dass der Wagen zumindest 20 Jahre dort gelegen haben musste. Dass es aber, wie jetzt klar ist, sogar doppelt so viele waren, vermutete kaum jemand.
Für die Freunde Zernig und Haid wird der 16. August immer ein besonderer Tag bleiben, jedes Jahr denken sie an ihren "zweiten Geburtstag". Inzwischen können sie diesem leider nur mehr zu zweit gedenken, denn Schiffauer verstarb vor etwa einem Jahrzehnt. "Vor elf Jahren haben wir drei uns am 30-jährigen Gedenktag noch mit Freunden und Familie getroffen", sagt Zernig mit Traurigkeit in der Stimme. "Aber wir werden es immer beibehalten, uns immer treffen an diesem Tag."