Bei sogenannten "Lovescam"-Betrügereien gehen der Polizei selten die Täter ins Netz. Im Fall eines 24-jährigen Nigerianers hatte die Exekutive nun aber einen Treffer gelandet:

Ende 2021 bzw. Anfang 2022 verliebten sich unabhängig voneinander zwei Frauen, eine 29-jährige Kärntnerin und eine 37-jährige Niederösterreicherin, über eine Datingplattform in einen vermeintlichen amerikanischen Arzt. Dieser "charmante Chirurg" teilte den Frauen mit, dass er zurzeit in Österreich auf Urlaub sei und hier sesshaft werden möchte, wenn er nur die richtige Frau finden würde. Im Zuge der Chats schickte dieser "Arzt" auch mehrere Fotos von sich. Auf diesen Fotos war jedoch nicht er zu sehen, der Mann nutzte Fotos einer Internetplattform eines wirklichen Arztes.

Kurz bevor sich der Mann tatsächlich real mit den Damen treffen sollte, kam ihm jedoch ein Einsatz im Sudan dazwischen. Diesen Einsatz müsste er für "Ärzte ohne Grenzen" dringend durchführen. Während dieses vermeintlichen Einsatzes hielt er jedoch ständig Kontakt mit den Damen. Während dieser Chats teilte er ihnen mit, dass er Opfer eines Überfalls geworden und nun mittellos sei. Er benötige etwas Geld, um sich neue Dokumente etc. zu besorgen.

"Tapfere Leistungen"

Beide Damen erkannten das Leid des vermeintlichen Arztes und übermittelten ihm Bitcoins, um ihn aus seiner misslichen Lage zu helfen. Kurze Zeit später gab er an, dass er für seine tapferen Leistungen von der Regierung eine Kiste voller Gold erhalten habe. Diese Kiste würde er den Damen schicken, wofür er ein Transportunternehmen beauftragen würde. Dieses vermeintliche Transportunternehmen nahm auch mit den beiden Damen Kontakt auf und erklärte den Ablauf.

Die Damen müssten nur diverse Gebühren bezahlen, um das Gold geliefert zu bekommen. Diese Gebühren wurden Großteiles in Bitcoins bezahlt. Da jedoch eines der Opfer nicht so viel bezahlen konnte, eröffnete die Frau, über Ersuchen des vermeintlichen Arztes, mehrere Bankkonten. Die darauf einlangenden Gelder (allesamt Gelder von weiteren Opfern) wurden sofort in Bitcoins gewechselt und an den Beschuldigten transferiert. Auf Nachfrage teilte der Beschuldigte mit, dass es sich bei den Einzahlern um Freunde von ihm handelt, welche ihm mit Geld aushelfen würden.

10.000 Euro überwiesen

Aufgrund dieser verschiedensten aufgetischten Probleme des vermeintlichen Arztes schaffte es dieser, dass die beiden Frauen insgesamt mehrere Zehntausend Euro an den Beschuldigten transferierten. Im Zug der umfangreichen Ermittlungen des Landeskriminalamtes Kärnten seit April 2022 konnten Bitcoin-Transaktionen nachverfolgt und in Zusammenarbeit mit der StA Klagenfurt teilweise eingefroren werden. Als vermeintlicher Arzt und Beschuldigter konnte ein 24-jähriger nigerianischer Staatsbürger ausgemittelt und angezeigt werden. Weitere Erhebungen diesbezüglich werden geführt.