Täglich ziehen teilweise verheerende Unwetter über Kärnten und Osttirol. Warum trifft es immer wieder den Süden Österreichs?
PAUL RAINER: Es gibt mehrere Faktoren, die fatal miteinander zusammenspielen. Wir haben seit Wochen immer wieder Niederschlag und dadurch eine hohe Feuchte in der Luft sowie in den Böden. Dann kommt die Wetterlage hinzu. Wir liegen in einer Schneise zwischen extremer Hitze im Süden Europas und kühleren Temperaturen im Norden. Insgesamt eine extrem labile Luftschichtung mit starken Winden auch in höheren Lagen. Die Situation ist derzeit nicht mit üblichen Sommer- oder Hitzegewittern vergleichbar. Es sind sogar Superzellen mit tornadoartigen Winden möglich.
Wie lange wird das so weiter gehen?
Für die nächsten sieben bis zehn Tage wird sich an den Grundbedingungen nicht viel ändern. Die Luft und die Böden sind weiterhin sehr feucht. Es bräuchte ein längeres Azorenhoch, damit es wieder trockener wird und die Quellwolken aufgelöst werden. Zumindest ab Donnerstag sollte die Gewittergefahr geringer werden, denn es wird leicht abkühlen. Am Samstag wird sogar eine Kaltfront erwartet, da rechne ich nur mit Regenschauern und keinen Gewittern.
Ist ein dauerhaftes Hoch in diesem Sommer noch in Sicht?
Eine wirklich stabile Wetterlage ist derzeit nicht in Aussicht. Es gibt zwar Saisonalprognosen, die einen trockenen August vorhersagen, aber die sind natürlich mit sehr viel Unsicherheiten behaftet.
Kann man bei so viel Regen von einem normalen Sommer reden?
Regen und Gewitter gehören zum Sommer, es ist die niederschlagsreichste Jahreszeit in unseren Breiten. Im Gegensatz zum Juli hatten wir im Juni aber mehr Regen und weniger starke Gewitter. Und es gab heuer auch schon zahlreiche heiße Tage über 30 Grad. Im Juni hatten wir sechs heiße Tage, im langjährigen Mittel wären 4,5 normal. Im Juli waren es ebenfalls bereits sechs Tage über 30 Grad, das langjährige Mittel für den Monat wären 7,5 Tage, aber wir haben ja noch einige Tage vor uns.
Die Gewitter sorgen für Abkühlung, die Temperaturen der Seen bleiben aber weiterhin sehr hoch. Wieso?
Auch in der Nacht gingen die Temperaturen in den vergangenen Wochen selten unter die 18 Grad Marke. Zusätzlich bewirkt die feuchte Luft einen Treibhauseffekt. Es bildet sich Nebel, der Böden und Seen auch in der Nacht erwärmt.
Wie und wer entscheidet, ob eine Unwetterwarnung ausgesprochen wird?
Das funktioniert in der Regel nur sehr kurzfristig, etwa 15 bis maximal 45 Minuten vor dem Ereignis. Dann kann das System schon berechnen, ob Hagel, Starkregen oder Sturm über eine Region hereinbricht. Stunden früher oder gar am Vortag kann der Meteorologe anhand der zur Verfügung stehenden Daten nur eine grobe Einschätzung des Gefahrenpotenzials abgeben. Wir können nur eine bestimmte Wahrscheinlichkeit erkennen, ob es am nächsten Tag zu einem schweren Gewitter kommen wird.