In der Nacht auf Donnerstag zogen über Kärnten wieder heftige Gewitter mit Starkregen und Sturmböen. Zahlreiche Feuerwehreinsätze waren die Folge. Allein in der Landeshauptstadt Klagenfurt waren es mehr als 60, so Sprecher Wolfgang Germ. Bäume stürzten auf Pkw, auf Straßen und im Stadtteil St. Martin sogar auf ein Mehrparteienhaus. Es kam auch zu Überflutungen. "Bei einem Haus hat es sogar die Dachhaut abgetragen", sagt Germ.
Die Berufsfeuerwehr stand 24 Stunden durch im Einsatz. Der Mittwoch hatte mit Taucheinsätzen begonnen. Auch am Donnerstagmorgen waren die Feuerwehrleute noch immer mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Das Ende ist nicht absehbar. Beginnend mit 2 Uhr rückten auch die Freiwilligen Feuerwehren der Landeshauptstadt aus.
Schwerpunkt auf Sturmschäden
Kärntenweit lag der Schwerpunkt bei den Feuerwehreinsätzen auf Sturmschäden, wie es von der Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ) heißt. 350 Feuerwehreinsätze wurden registriert, 1400 Kräfte waren im Einsatz. Betroffen waren vor allem die Bezirke Villach Stadt und Land, Klagenfurt Stadt und Land sowie Teile der Bezirke Feldkirchen, St. Veit, Völkermarkt und Wolfsberg. An der Infrastruktur gebe es aufgrund der großen Zahl an umgestürzten Bäumen schwere Schäden. Meldungen über verletzte Personen liegen bislang keine vor.
So wurde etwa die St. Pauler Straße von mehreren umgestürzten Bäumen blockiert, auf der Lavamünder Straße kippte ein mit Holz beladener Sattelzug um. Mehrere umgestürzte Bäume verlegten auch die Waidischer Landesstraße im Bereich Waidisch, Stadtgemeinde Ferlach. Nach Beendigung der Aufräumarbeiten war die Straße einspurig befahrbar.
Maibaum gefällt
Von Bäumen verlegt wurde auch die Wörthersee-Südufer-Straße in den Gemeindegebieten zwischen Schiefling und Maria Wörth. In Maiernigg, fielen zwei Bäume auf ein Grundstück, wobei das Dach des Hauses und ein Zaun beschädigt wurden. Vom Sturm getroffen wurde auch der Villacher Ortsteil Oberwollanig. Die Zufahrtsstraße war aufgrund mehrerer umgestürzter Bäume blockiert. Der Sturm hatte dem Maibaum so zugesetzt, dass dieser in der Früh gefällt werden musste.
Speisesaal unter Wasser
Schwer vom Unwetter getroffen wurde auch das Jugenderholungsheim "Haus Landskron" am Ossiacher See. Während des Unwetters sind Teile des Blechdaches abgedeckt worden. Wassereintritt in die Schlafsäle und in den Speisesaal waren die Folge. "Eine Gruppe mit 28 Personen ist derzeit im Haus", sagt Hausleiter Michael Amlacher, der hinzufügt: "Verletzt wurde zum Glück niemand." Das Dach wurde provisorisch abgedeckt. Die Suche nach einem Dachdecker erweist sich allerdings schwierig. Amlacher hofft, dass sich jemand finden lässt, der die Reparatur durchführen kann.
Drehleiter im Einsatz
Auch in Villach war ein Jugendgästehaus betroffen. Der Einsatz im Stadtteil Gratschach-St. Andrä war einer der Schwerpunkte der Feuerwehren. "Dort musste die örtlich zuständige FF Gratschach gemeinsam mit der Hauptfeuerwache Villach ein Blechdach, welches sich durch den Sturm gelöst hatte, sichern", heißt es in einer Aussendung der Hauptfeuerwache Villach. Die Drehleiter stand im Einsatz. Eingetretenes Regenwasser wurde mit Restlossaugern abgesaugt. Allein die Villacher Feuerwehren waren 74 Mal im Einsatz.
Der Landspitz der Gemeinde Pörtschach muss aufgrund von Aufräumarbeiten gesperrt bleiben. Wie die Gemeinde mitteilt, entfällt am Donnerstag die Schifffahrt zur Andacht in Maria Wörth. Die Andacht selbst in der Kirche findet wie geplant statt.
1600 Haushalte noch ohne Strom
9500 Haushalte waren kurz vor 7.30 Uhr noch ohne Strom. Zunächst waren es 12.000. "Viele Leitungsanlagen wurden zerstört", sagt Robert Schmaranz von Kärnten Netz. Ausgehend vom Bleiberger Tal, über Villach, Velden, St. Veit, vereinzelt auch im Lavanttal. Zu Mittag waren noch 3000 Kundenanlagen unversorgt, mehr als 150 Monteure sind im Einsatz und rund 30 weitere Kräfte.
Die Schäden im Netz seien punktuell schwer. Damit die Störungen so rasch wie möglich behoben werden, wurden auch Monteure aus Gebieten, die nicht bzw. kaum betroffen waren, an die Einsatzorte geholt.
Am frühen Donnerstagabend waren es noch rund 1600 Haushalte. Die meistens sollten laut Josef Stocker, Sprecher der Kelag, bis zum späteren Abend wieder mit Strom versorgt werden können. Einige Hundert werden aber die Nacht im Dunkeln verbringen.
Einschränkungen im Bahnverkehr
Von Ausfällen betroffen waren mehrere Kärntner Bahnstrecken. Laut Antenne Kärnten gibt es am Nachmittag noch zwischen Föderlach und Velden Verzögerungen von rund 30 Minuten.
"Es waren sogenannte organisierte Gewitter, die durchgezogen sind", sagt Martin Ortner, Meteorologe bei Geosphere Austria (vormals Zamg), der näher ausführt: "Für Gewitter braucht es gewisse Zutaten. Labilität, genügend Feuchtigkeit und ein Antrieb, der die Labilität freisetzt. Beim organisierten Gewitter ist der Antrieb typischerweise eine Kaltfront." In der Nacht sind ausgehend von Oberitalien kräftige Gewitter über Kärnten gezogen, die auch zu einem Sturm geführt haben.
Tierheim betroffen
Vom Sturm in Mitleidenschaft gezogen wurde in Klagenfurt das Tierheim Garten Eden. Auch dort waren Feuerwehrleute im Einsatz. Wie auf der Facebook-Seite des Tierheims zu lesen ist, blieben alle Tier unverletzt.
Ganzer Wald zerstört
Der Sturm hat nicht nur der Infrastruktur zugesetzt, sondern auch der Land- und Forstwirtschaft. Maisfelder im Raum Klagenfurt waren sichtlich in Mitleidenschaft gezogen und in Neuhaus, Bezirk Völkermarkt, hat der starke Wind die Bäume eines Waldes großflächig umgeknickt. Bei der Hagelversicherung seien schon viele Sturmmeldungen, insbesondere aus dem Südkärntner Raum und dem Raum Villach, eingegangen.
88 km/h gemessen
Vom Sturm am meisten betroffen war das Klagenfurter Becken. Rund 80 km/h wurden bei den Stationen gemessen. Gar 88 km/h waren es bei der Messstation bei der HTL in der Lastenstraße. Das seien für das östliche Klagenfurter Becken, so Ortner, hohe Werte.
Am Donnerstag seien noch einmal kräftige Gewitter zu erwarten. Freitag und Samstag soll es dann ruhig sein.
Auch in Grado war es in der Nacht auf Donnerstag stürmisch.