In der europäischen Wolfspolitik werde es keinen baldigen Kurswechsel geben, erklärte Kärntens Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP) am Freitag, nach dem Besuch der österreichischen Almwirtschaftstagung in Millstatt, an der auch ein Vertreter der EU-Kommission teilgenommen hatte. Aus diesem Grund kündigt der Jagd- und Landwirtschaftsreferent jetzt einen Alleingang Kärntens an, um "die Ausbreitung der von der EU unter Schutz gestellten Wölfe unter Kontrolle zu halten". Dabei sollen schwer zu schützende Alm- und Weidegebiete definiert werden, in denen die Schonzeit für den Wolf zeitweise nicht gelten solle. Die Regelungen zum Risikowolf in Siedlungsgebieten würden bestehen bleiben.

"Wenn die Entwicklung in diesem Tempo voranschreitet, werden einzelne Abschüsse dafür bald nicht mehr ausreichen. Wir müssen also neue rechtliche Wege finden", sagt Gruber, der den Vorschlag bei der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer nächste Woche diskutieren will. Die Realisierung des neuen Gesetzes sei schon für den Almsommer 2024 geplant.

Reaktionen

Landwirtschaftskammer-Präsident Siegfried Huber befürwortet den Vorstoß: "Die Weidehaltung auf Almen und Heimweiden ist in Kärnten besonders ausgeprägt und Teil unserer traditionellen Berglandwirtschaft. Gerade diese tierfreundliche Weidehaltung kommt aber durch die unkontrollierte Ausbreitung von Wölfen immer mehr unter Druck. Wenn man diese Weidehaltung unter einen gesetzlichen Schutz stellt, kann das ein guter Ansatz sein, in diesen Gebieten Wölfe leichter zu entnehmen als bisher." Auch das EU-Mitgliedsland Schweden stelle den Schutz der traditionellen Rentier-Weidehaltung über den Schutz von Wölfen, wodurch dort die Bejagung einfacher geworden sei.

FPÖ-Chef Klubobmann Erwin Angerer hat bereits zuvor eine
nationale Lösung gefordert. "ÖVP-Agrarreferent Gruber soll mit seinem ÖVP-Landwirtschaftsminister Totschnig dafür sorgen, dass der Wolf in Österreich zum Abschuss freigegeben wird", meinte Angerer in einer Aussendung.

VGT-Obmann verschickt Rechnung

Der Obmann des Vereins gegen Tierfabriken (VGT), Martin Balluch, spricht beim Thema Wolfsabschuss unterdessen in einer Aussendung von "Hetze gegen den Wolf in Kärnten". Dadurch könne sich dieser nicht in die Obersteiermark ausbreiten, was eine enorm hohe Rehwildpopulation zur Folge habe. Balluch schickte daher eine Rechnung in Höhe von insgesamt 899 Euro für seinen Rehschutzzaun an eine Kärntner Familie, die Schafe hält und ihm wiederum eine Rechnung für deren Herdenschutzzaun zugesendet habe.