Unter großem öffentlichen Interesse hat am Freitag am Landesgericht Klagenfurt der Mordprozess gegen eine 38-jährige Frau begonnen. Der Rumänin wird vorgeworfen, im vergangenen Jahr in Villach aus Rache und Eifersucht eine 43-Jährige und deren fünfjährigen Sohn mit dem Auto angefahren und getötet zu haben. Der Geschworenenprozess unter Vorsitz von Richter Manfred Herrnhofer ist bis zum Abend anberaumt.
Staatsanwältin Ines Küttler verwies in ihrem Anklagevortrag auf eine "kombinierte Persönlichkeitsstörung" der Angeklagten und zeichnete das Bild einer rasend eifersüchtigen Frau. Sie hatte mit dem Vater des Buben eine Affäre, woraufhin die Beziehung des Mannes zur 43-Jährigen scheiterte. Die Beziehung zwischen dem Mann und der Angeklagten sei dann aber ganz und gar nicht glücklich gewesen: Sie sei körperlich und verbal aggressiv sowie kontrollsüchtig gewesen. Vor allem das gute Einvernehmen mit seiner ehemaligen Partnerin und deren Sohn habe sie maßlos gestört. "Du wirst viel verlieren", schrieb sie ihrem Ex-Mann via WhatsApp und E-Mail. Und über das Kind: "Ich akzeptiere nicht, dass der Bastard existiert. Er wird sterben."
Opfer hatten keine Chance
"Der Hass war grenzenlos", formulierte es die Staatsanwältin – im Dezember 2021 habe sie dann begonnen, ihre Tötungsfantasien konkreter werden zu lassen: "Sie hat sich über Tötungsmethoden informiert und schließlich für einen Anschlag mit dem Auto entschieden." Auf ihrem Handy markierte sie den späteren Tatort, eine schmale Straße vor dem Wohnhaus des Opfers. Am Tag der Tat im Jänner 2022 habe sie auf Mutter und Sohn gewartet, ihr Auto auf 60 km/h beschleunigt und die beiden frontal erfasst. "Die Opfer hatten keine Chance, auszuweichen", so die Staatsanwältin, beide starben noch an der Unfallstelle.
Der Pflichtverteidiger der Angeklagten, Michael Hirm, sagte, "mit hoher Wahrscheinlichkeit" würden die Geschworenen die Angeklagte für schuldig erkennen. Einzige Einschränkung vonseiten der Verteidigung: "Den langfristigen Tatplan hat es nicht gegeben."
"Ich wollte beide töten"
Dann ist die Angeklagte am Wort und schildert aus ihrer Sicht, was sich zugetragen hat: "Ich habe in der Straße geparkt. Dann habe ich die Frau gesehen und das Auto gestartet." Sie wollte erst mit ihr reden, dann sei ihr aber klar geworden, dass sie nicht mit ihr reden wollen würde, und wurde wütend. "Dann habe ich auch das Kind am Scooter gesehen, ich habe ihn erkannt und Gas gegeben. In dem Moment wollte ich beide töten. Es hat keine Rolle mehr gespielt. Ich habe sie überfahren."
Sie fährt fort: "Es tut mir leid, hauptsächlich wegen des Kindes. Ich bin dann 300 Meter weiter in einen Schneehaufen gefahren, weil ich den Scooter mit dem Auto mitgeschleift habe. Ich habe mir mit einem Stanleymesser die Kehle aufgeschnitten, im Krankenhaus bin ich aufgewacht. Leider."
Zurechnungsfähig war die Rumänin zum Zeitpunkt der Tat, betont Gutachter Peter Hofmann, der der Angeklagten eine kombinierte Persönlichkeitsstörung und „völlige Gefühllosigkeit gegenüber den Opfern“ bescheinigte. Es gehe die Gefahr aus, dass es zu neuerlichen Taten kommen könnte, so Hofmann.
Die Staatsanwaltschaft beantragte am Freitag die Höchststrafe: eine lebenslange Haftstrafe, sowie die Einweisung in eine forensische Einrichtung. Nach rund 45 Minuten Beratungszeit wurde dem vom Geschworenengericht einstimmig stattgegeben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.