Die erste (kurze) Hitzewelle hat Mittwochabend und in der Nacht auf Donnerstag für heftige Unwetter in Kärnten gesorgt. Betroffen waren laut Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ) vor allem die Bezirke Spittal, Hermagor, Villach-Land und Klagenfurt-Land. Die Freiwilligen Feuerwehren mussten zu insgesamt 90 Einsätzen ausrücken. Verletzte hat es glücklicherweise keine gegeben, doch die Schäden an (privaten) Häusern und der Infrastruktur sind leider groß, heißt es von der LAWZ am Donnerstag. 

1300 Hektar Agrarfläche betroffen

Die Österreichisches Hagelversicherung geht laut einer Aussendung von rund 800.000 Euro Schaden aus, nur in der Landwirtschaft in Kärnten. Etwa 1300 Hektar Agrarfläche seinen betroffen, vor allem Mais, Soja und Getreide sowie Grünland. Österreichweit betragen die Schäden in der Landwirtschaft nach den Unwettern insgesamt 1,8 Millionen Euro. Neben Kärnten war Niederösterreich ein Unwetter-Hotspot.

Schwer betroffen vom Unwetter waren etwa die Orte Innerkrems, Leoben und Kremsbrücke. Dort wurden zwei Häuser durch eine Mure schwer beschädigt, berichtet die FF Eisentratten. Zudem wurde ein Auto durch eine Mure beinahe zur Gänze verschüttet. Mehrere Bäche traten über die Ufer. Die Aufräumarbeiten in den Unwettergebieten durch Feuerwehren, Straßenmeistereien und freiwilligen Helfern gehen heute, Donnerstag, weiter.

Heißer Start in den Tag

Begonnen hat der kalendarische Sommerbeginn (21. Juni) in Kärnten und Osttirol mit Temperaturen von bis zu 34 Grad Celsius. Zusätzlich war es schwülwarm, mit reichlich Feuchtigkeit in der Luft. Es sei sehr viel Energie in der Luft gewesen, so Christian Stefan, Meteorologe der Geosphere Austria in Kärnten. Und diese Hitze hat sich dann in Form von kräftigen Gewittern entladen.

Höchste Warnstufe

Laut Unwetterzentrale (UWZ) Österreich gab es in den Bezirken Villach-Land und Klagenfurt-Land die höchste von fünf Warnstufen. "Es besteht die Gefahr von großem Hagel, schweren Sturmböen und großen Regenmengen in kurzer Zeit!", hieß es dazu.

In Villach mussten die Feuerwehren ausrücken, Keller waren überflutet. Generell waren die Draustadt sowie der Bezirk Villach-Land als erste besonders stark von den Unwettern betroffen gewesen sein. Bis 19.40 Uhr wurden am Mittwoch in ganz Kärnten 5032 Blitze gemessen, in der Steiermark waren es mehr als 25.000.

Straßen nach wie vor gesperrt

Auf der Katschberg Straße (B99) ist zwischen Leoben und Kremsbrücke eine Mure abgegangen. Die Straße ist in diesem Bereich in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Ausweichen kann man über Gmünd und die Tauernautobahn (A10), wobei man bei Rennweg wieder von der Autobahn abfährt. Auch die Straßenkreuzung Gmünd-Maltatal ist gesperrt.

Gleiches gilt für die Innerkremser Straße (L19) im Bereich von Innerkrems wegen übergetretener Bäche und eines Murenabganges. Eine Umleitung ist nur großräumig über die Bundschuh Landesstraße möglich. Wie lange die Sperren dauern, ist noch nicht bekannt. Aktuelle Informationen zu den Verkehrsbehinderungen gibt es auf der Antenne Kärnten.

Hagelkörner in Tennisball-Größe

In mehreren Teilen Kärntens hagelte es am Mittwochabend, wie etwa in Spittal und im Gegendtal. In Möllbrücke fielen um 18 Uhr Hagelkörner in Tennis- und Tischtennisball-Größe vom Himmel


Video von Gerd Struger.

© KK

Bei der Polizeiinspektion Möllbrücke gingen mehrere telefonische Anzeigen hinsichtlich schwerer Unwetter bzw. Unwetterschäden im Bereich Lendorf ein. Im Zuge der Zufahrt der Streife über Pusarnitz stellte sich dort bereits sehr starker Hagel mit Hagelkörnern mit einem Durchmesser von fünf bis acht Zentimetern ein, welcher den Verkehr auf der B100 Drautalstraße zum Stillstand kommen ließ.

Auch Arnoldstein und Thörl-Maglern waren betroffen.

Sturmböen gemessen

In Böen Millstatt wurden kurz vor 18 Uhr Sturmböen bis 96 km/h gemessen (74 km/h spricht man von Sturmböen), in Gmünd waren es Windböen von 65 km/h und in Spittal an der Drau von 63 km/h.

Durch die sturmartigen Böen wurden im Verlauf der Drautalstraße von Lendorf in Richtung Spittal unzählige Bäume entwurzelt, welche teilweise in die Fahrbahn ragten und diese blockierten. Die Räumung bzw. Entfernung wurde durch die im Einsatz stehenden Freiwilligen Feuerwehren Lendorf und Möllbrücke durchgeführt. Der Verkehr war im Bereich zwischen Mitterbreiten und Spittal von 17.45 bis 18.30 Uhr stark behindert.

Blockabfertigungen

Auf der A10 Tauernautobahn kam es am Abend in Richtung Spittal – zwischen Knoten Villach und Villach West vor der Unterflurtrasse St. Andrä und beim Oswaldibergtunnel – zu Blockabfertigungen. So auch auf der A11 Karawanken Autobahn in Richtung Villach in der Unterflurtrasse St. Niklas.

Aus Seenot gerettet

Im Zuge des Seedienstes durch das Boot Millstatt wurde nach 17.30 Uhr nach mehreren Anzeigeerstattungen nach drei Schwimmern im Bereich des Strandbades Millstatt gesucht. Im Einsatz standen ebenfalls die FF Millstatt und die Wasserrettung Ferndorf. Es stellte sich heraus, dass die vermeintlichen "Schwimmer" nur Bojen waren. Im Zuge dieses Einsatzes wurde vom Polizeiboot Millstatt jedoch ein 31-jähriger Windsurfer (Foilsurfer) aus dem Bezirk Feldkirchen in der Seemitte gesichtet und aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse aus seiner Seenot gerettet und sicher zum Ufer gebracht werden.

Heißester Tag steht bevor

Der bisher heißeste Tag des Jahres wird voraussichtlich der Donnerstag: Da stehen uns Temperaturen von bis zu 35 Grad Celsius bevor. "Allerdings ist an diesem Tag die Gewittergefahr geringer", sagt Meteorologe Christian Stefan. Ganz ausgeschlossen seien diese aber nicht.

Am Freitag kommt dann von Westen her eine Kaltfront auf Kärnten und Osttirol zu, kräftige Gewitter und Schauer sind übers ganze Land verbreitet möglich. An diesem Tag kühlt sich die Luft ab und die Tageshöchstwerte dürften über die 30-Grad-Marke nicht mehr hinauskommen. "Das Wochenende wird dann freundlich, warm und trocken", erklärt der Meteorologe. Kommende Woche wird es wieder wechselhaft. Stefan: "Stabiles Wetter ist weiterhin kaum in Sicht."