Von der Politik wird es so verkauft, aber in Wahrheit ist es anders: Primärversorgungseinheiten (PVE) sind keine Notfallambulanzen und nicht jeder Patient kann sie aufsuchen. Weil sich offenbar zu viele Patienten dorthin verirren, schreibt das Kärntner PVE "Medineum" in Klagenfurt auf seiner Homepage Klartext: "Als Primärversorgungszentrum sind wir nicht für externe Patienten zuständig – also für Patienten, die einen Hausarzt gewählt haben, der nicht im Medineum praktiziert." Laut Auskunft des Landes hat das "Medineum" einen Gruppenpraxenvertrag mit der Sozialversicherung. Es handelt sich also um eine "normale" Hausarzt-Gruppenpraxis – eben nur mit längeren Öffnungszeiten und zusätzlichen therapeutischen Angeboten. Ein Normalpatient (ohne Akutprobleme), der am Abend ins PVE kommt, weil sein Hausarzt bereits geschlossen hat, kann daher abgewiesen werden.
Akutpatienten dürfen nicht abgewiesen werden
Eine unglückliche Formulierung auf der Homepage des "Medineums" sorgt allerdings für Verwunderung: "Wenn Sie ein externer Patient sind und akute Hilfe benötigen, wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt, an seine Urlaubsvertretung oder im Notfall direkt an die zentrale Notaufnahme." Manuel Treven, "Medineum"-Mediziner, stellt klar: "Wir behandeln eine Vielzahl von externen Patienten in Akutfällen, wenn deren Hausarzt gerade nicht erreichbar ist." Prettner und Opriessnig betonten: Kein Allgemeinmediziner dürfe Akutpatienten abweisen. Tun sie es dennoch, müssen sie dafür eine Begründung haben.
Aber ist es immer eindeutig, was "akut" ist? Ist man ein Akutpatient, wenn die Hand nach einem Insektenstich anschwillt? "Für Patienten ist es tatsächlich oft schwierig abzuschätzen: Soll ich gleich ins Krankenhaus fahren oder kann ich noch bis morgen warten, da ist mein Arzt wieder da", sagt Opriessnig. Im Zweifel können die Experten der Gesundheitshotline 1450 Auskunft geben.
Claudia Beer-Odebrecht