Gewalt gegenüber Frauen nimmt in Kärnten zu. Das ist das erschreckende Ergebnis der Prävalenzstudie "Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen in Österreich", durchgeführt von der Statistik Austria, auf die die Arbeiterkammer (AK) Kärnten jetzt aufmerksam macht. Die AK hat daher im Rahmen ihrer Vollversammlung eine Resolution verabschiedet, in der sie von Bundes- und Landesregierung Gegenmaßnahmen fordert: ein starkes Gewaltschutzsystem, das insbesondere auch Frauen mit Migrationshintergrund schützt, finanzielle Absicherung für den Ausbau von Frauen- und Gewaltschutzeinrichtungen oder etwa mehr kostenlose Therapiemöglichkeiten.
In Kärnten wurden im Jahr 2022 129 Frauen und 96 Kinder in den Frauenhäusern in Klagenfurt, Villach, Lavanttal und in Oberkärnten aufgenommen. Die Gleichbehandlungsanwaltschaft verzeichnete 2020–2021 einen starken Anstieg an Anfragen: 4962 Anfragen und damit fast 1000 Anfragen mehr als in der Periode 2018–2019. Am häufigsten (1975) betrafen die Anfragen Geschlechterdiskriminierung im Job, ein Drittel davon zu sexueller Belästigung. "Dies spiegelt sich auch in unserer Beratung wider", so AK-Präsident Günther Goach und betont: "Anzügliche Worte, Gesten oder Nachrichten im Job sind leider keine Seltenheit mehr. Immer öfter bekommen wir Anfragen von Betriebsrätinnen und Betriebsräten, die uns einladen, zum Thema Belästigungen am Arbeitsplatz zu referieren und zu sensibilisieren."
"Das Gewalt- und Aggressionspotenzial wurde durch die Pandemie und die gegenwärtige Teuerungsproblematik verstärkt. Alle Formen von Gewalt schränken das Leben der Frauen ein und bringen gravierende Folgen mit sich", untermauert Goach Inhalte der Resolution, die von allen Fraktionen verabschiedet wurde.
Gewalt allgegenwärtig
Gewalt an Frauen – sei es psychische, körperliche oder sexuelle – sei in Österreich allgegenwärtig. Zunehmend seien es auch Gewaltformen, die auf wirtschaftlicher (Geldentzug) und sozialer Ebene (kein Zugang zu Informationen, Bloßstellen) erfolgen. Jedoch seien Therapiemöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen unzureichend, kritisiert die AK. "Gewaltabbau braucht die ökonomische Gleichstellung und ein Aufbrechen von Machtgefällen. Das Bewusstsein gegen Partnergewalt und Männergewalt in der Gesellschaft muss geschärft werden", fordert Goach.