Magdalena und ihre Freundin – beide aus Graz – haben sich eine Strategie überlegt, um so schnell wie möglich so betrunken wie möglich zu sein: "Wir fragen random Leute, ob sie den Film 'Leg dich nicht mit Zohan an' kennen. Meine Freundin sagt, dass den niemand kennt, ich das Gegenteil. Der, der verliert, muss trinken." Und Leute sind an diesem Pfingstwochenende zur Genüge in Lignano Sabbiadoro. Geschätzt 90.000, davon 20.000 aus Österreicher, verwandeln die Adriastadt frei nach dem Motto "Tutto Gas", in eine Partyhochburg. Alkoholexzesse und Polizeieinsätze inklusive.
Wie lokale Medien berichten, kam es in der Nacht auf Samstag zu fünf Anzeigen wegen Trunkenheit, die Polizei beschlagnahmte kleine Mengen von Betäubungsmitteln. Brunnen in der Innenstadt wurden aus Sorge, sie könnten beschädigt werden, abgeriegelt. Musik in den Lokalen darf nur bis 1 Uhr gespielt werden. Es gilt ein Verbot, am Strand oder auf offener Straße Alkohol zu verkaufen, Glasflaschen und Dosen sind im Freien untersagt. Auch der Verkauf von Wassermelonen ist untersagt, weil Partygäste gerne einmal Hochprozentiges in das Obst füllen.
Strafen über 30.000 Euro
"Es war für einen Freitag ausgesprochen viel los. Nichtsdestotrotz ist die Nacht relativ ruhig verlaufen. Das Hauptproblem waren verlorene Gegenstände, wie Handys", sagt der Kärntner Polizist Martin Macor. Er unterstützt die italienischen Carabinieri bei Sprachbarrieren. Vor Corona hatte es zu Pfingsten immer wieder Ausweisungen gegeben. Wer sich danebenbenommen hat und uneinsichtig war, musste die Koffer packen und durfte zwei Jahre lang nicht nach Lignano zurück. Mittlerweile setzt man auf hohe Strafen zur Abschreckung. Sie beginnen mit 120 Euro wegen übermäßigen Alkoholkonsums. Über 30.000 Euro drohen, wenn man beim Geschlechtsverkehr in der Öffentlichkeit erwischt wird.
Nicht irrelevant, wie man an den Plänen von Alexander sieht: "Ich gehe immer den Frauen nach und schaue, was passiert", sagt der junge Wolfsberger. Bevor es so weit ist, wird am Strand "vorgeglüht" – man bringt sich mit Alkohol in Stimmung, bevor die eigentliche Party losgeht. Eine Kitzbühler Männerrunde spielt zu diesem Zweck Bierpong, Musik dröhnt aus den mitgebrachten Boxen. Rettungsschwimmer Matteo Palma sieht es gelassen: "Ab 11 Uhr kommen die Leute, trinken Bier und feiern." Der Dienst mache ihm Spaß, Zwischenfälle habe es bisher keine gegeben. Damit das so bleibt, sind die Strände von 1 Uhr nachts bis 6 Uhr früh gesperrt, ab 20 Uhr gilt ein Badeverbot.
Freud und Leid
Um diese Uhrzeit sind die "Barbaren", wie die partyhungrigen Pfingsturlauber von den Einheimischen genannt werden, bereits weitergezogen. Gefeiert wird traditionell bei der Aurora-Bar, in der Disco Drago oder auf der Piazza della Fontana. Östlich des namensgebenden Brunnens arbeitet Krizia Bianchin im Caffé Fontana als Kellnerin. "Dieses Wochenende ist wirtschaftlich sehr wichtig für uns. Wir arbeiten zwölf Stunden am Tag", sagt Bianchin, die die Gäste – so anstrengend sie im betrunkenen Zustand auch sein mögen – nicht missen möchte.
Anders als Arsen von der Spielhalle "Big-Ben-Playcenter". Gestern habe ein Betrunkener einen seiner Automaten demoliert. Seine eigentliche Zielgruppe – Familien mit Kindern – bleibt Lignano zu Pfingsten dagegen fern. "Ich bin froh, wenn es vorbei ist", resümiert er.