Das Wort "Gelsenplage" nimmt Christian Wieser, Abteilungsleiter für Zoologie im Kärntner Landesmuseum, noch nicht in den Mund. Er betont aber, dass die zurückliegenden und aktuellen Verhältnisse "optimal" für ein verstärktes Aufkommen dieser Insekten in den kommenden Monaten seien.

"Je öfter es regnet, je öfter Pfützen und stehende Gewässer entstehen, desto besser sind die Voraussetzungen zur Fortpflanzung und zur Brut. Kommt dann noch Wärme dazu, wie sie vorausgesagt wird, gibt es eine Massenvermehrung, entstehen aus einer Gelse tausend", erklärt Wieser. Sorgen bereiten ihm die sogenannten "Hochwassergelsen". Diese Art legt die Eier im Trockenen, inzwischen sind aber die Wiesen und Äcker überschwemmt und die aggressiven Blutsauger entwickeln sich explosionsartig. "In vielen Gebieten in Kärnten – etwa im Klagenfurter Raum – gibt es bereits fertige Individuen und als Mensch wird man von den stechenden, blutsaugenden Weibchen aktuell überfallen – vorwiegend in den Dämmerungs- und Abendstunden in der Nähe von Gewässern und Buschwerk", so Wieser.

Situation schaukelt sich hoch

Er erklärt weiter: "Derzeit spielt sich alles noch im normalen Bereich ab. Wenn es jetzt allerdings immer wieder Gewitter und Regen und milde Temperaturen gibt, wird sich die Situation hochschaukeln." Sein Rat für die Gelsenbekämpfung im heimischen Garten oder auf Balkonen: "Leeren Sie Gefäße wie Regentonnen, Vogeltränken oder Blumentopf-Untersetzer! Dort entwickeln sich die Individuen ohne natürlichen Feind."

Wenn man im Garten auch nur einen Kübel stehen lässt, der sich dann mit Regenwasser füllt, sind das ideale Bedingungen für die Gelseneier. Aus ihnen schlüpfen dann Larven, die sich von Algen und anderen organischen Substanzen im Wasser ernähren. Die Larven verpuppen sich und schlüpfen nach wenigen Tagen.

Zwei Arten bereiten Sorgen

Weltweit gibt es rund 3500 Steckmücken-Arten, 52 davon in Österreich. Wiederum zwei von ihnen bereiten den Experten Sorgen: die asiatische  Buschmücke und die asiatische Tigermücke. Im Rahmen eines einheitlichen Gelsenmonitorings der EU, an dem auch Österreich teilnimmt, wird das Auftreten sowie die Verbreitung gebietsfremder Gelsenarten erfasst und überwacht. Das Landesmuseum Kärnten ist Kooperationspartner der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages). In Kärnten sind in den Bezirken St. Veit, Klagenfurt-Stadt, Klagenfurt-Land und Villach-Stadt und -Land Einlegefallen positioniert. Im Fall der Buschmücke wurden hierzulande bereits viele Eier nachgewiesen, die asiatische Tigermücke trat im Vorjahr erstmals im südlichsten Bundesland auf.

Die tagaktive Gelse stammt ursprünglich aus den tropischen Wäldern Südostasiens und gilt als sehr anpassungsfähig. Sie ist potenzieller Überträger von mehr als 20 Krankheitserregern, wie dem Dengue-Virus, dem Chikungunya-Virus und dem Zika-Virus. Tigermücken-Hotspots in Österreich waren bisher Graz und Wien. "Es ist aber davon auszugehen, dass sie sich in Kärnten genauso verbreiten – vor allem im städtischen Bereich", mutmaßt Experte Wieser.