Der Dauerregen hat am Wochenende für ein Muttertagsgeschenk der Natur gesorgt: Das legendäre Maibachl in Villach-Warmbad sprudelt wieder. Es ist 28 Grad warm. Wer sich nicht von den unfreundlichen Außentemperaturen abschrecken lässt, kann in zwei Naturbecken kostenlos baden.
Das Maibachl rinnt nicht immer, sondern nur nach starken Niederschlägen und nach der Schneeschmelze. Es ist der Überlauf der 15 Meter tiefer gelegenen, ganzjährig sprudelnden Thermalquelle im Bereich der Kurhotels und der Kärntentherme. "Das Phänomen ist in unseren Breiten einzigartig", schwärmte darüber Harald Krainer, der kürzlich verstorbene Obmann des Vereins "Historisches Warmbad".
Wo war das Quellheiligtum?
Beliebt war die Gegend schon zurzeit der Römer vor fast 2000 Jahren. "Das belegen zwei den keltisch-römischen Quellgottheiten Vibes geweihte Votivsteine aus dem 2. Jahrhundert nach Christus", schrieb Krainer darüber in seinem Buch "Warmbad Villach – Ein historisch-naturkundlicher Führer", das im Verlag des Kärntner Landesarchivs erschienen ist. Die Votivsteine wurden im Mauerwerk der spätantiken Befestigungsanlage auf dem nahen Tscheltschnigkogel gefunden. Von einem möglicherweise dazugehörigen Quellheiligtum oder gar einer Art Badeanstalt fehlt bis heute allerdings jede Spur.
Krainer vermutete beide Gebäude (wenn es sie überhaupt gegeben hat) nicht im Bereich der heute aktiven Quellen in Warmbad, sondern rund um den Gipfel des Tscheltschnigkogels. Aktuell ist es dort zwar staubtrocken, aber das muss nicht immer so gewesen sein. "Das schwere Erdbeben im Jänner 1348 und der dadurch ausgelöste Dobratsch-Bergsturz könnten bis dahin bestehende Thermalwasser-Austritte zum Versiegen gebracht haben", spekulierte Krainer.
Wasservorrat im Dobratsch
Geologisch ist das plausibel. Alle Quellen in Warmbad werden vom riesigen Wasservorrat im stark zerklüfteten Dobratsch gespeist, dessen "Fassungsvermögen" Experten auf etwa 600.000 Kubikmeter schätzen. In diversen Sagen ist sogar von einem riesigen unterirdischen See die Rede, den es in dieser Form allerdings nicht geben dürfte. Die Wassermassen verteilen sich auf ein ausgedehntes System natürlicher Hohlräume, das teilweise in große Tiefen reicht. Von dort wird es erwärmt wieder an die Oberfläche gedrückt – nun auch wieder beim Maibachl.