Er forschte und wusste viel. Und er hatte mit seinen Forschungen und seinem Wissen noch so viel vor. Harald Krainer hat Geschichte für viele Kärntnerinnen und Kärntner anschaulich gemacht und anschaulich beschrieben. Dieser Tage ist der Villacher nach schwerer Krankheit im Alter von 64 Jahren verstorben – nur wenige Jahre, nachdem er als Notfallsanitäter beim Roten Kreuz in Pension gegangen war, um sich ganz seiner Familie und seinem historischen Hobby zu widmen.
Staubtrocken war die Beschäftigung mit Geschichte für ihn nie. Im Gegenteil. Oft musste er dafür ordentlich schwitzen. Mit Kollegen und Familie machte der Obmann des Vereins "Historisches Warmbad" 2016 die Umrisse der ältesten Villacher Kirche wieder sichtbar. In 170 ehrenamtlichen Arbeitsstunden zogen sie mit tonnenweise Schotter die mehr als 1500 Jahre alten Grundmauern des Gotteshauses auf dem Tscheltnigkogel nach. "Nun hat man ein Gefühl für die Dimension der 300 Quadratmeter großen Anlage", war Harald Krainer damals zu Recht stolz.
Buch über Warmbad
Geschichte anschaulich machen: Diese Motivation zieht sich wie ein roter Faden auch durch Krainers Buch "Warmbad Villach – Ein historisch-naturkundlicher Führer". Es ist in zwei Auflagen im Verlag des Kärntner Landesarchivs erschienen und so etwas wie das Lebenswerk des Villachers. Harald Krainer erforschte mehr als drei Jahrzehnte lang die Geschichte des heutigen Kurgebiets. Auf dem Buch bauten große Teile der Warmbad-Sonderausstellung des Stadtmuseums auf, für dessen Jahrbuch "Neues aus Alt-Villach" Krainer immer wieder Beiträge verfasste.
"Heute kennt man Warmbad als beschauliche Kurzone. Die Gegend ist aber lange ein Industriegebiet gewesen, Teile sind sogar militärisch genutzt worden", schrieb Harald Krainer. Spuren findet man auf Schritt und Tritt: von Hügelgräbern aus der Hallstattzeit über Kalköfen aus dem Mittelalter bis zur Ruine eines Schießstandes aus der Besatzungszeit. Zu ihnen führt ein Archäologielehrpfad, an dessen Errichtung Krainer und die rund 30 Mitglieder des Vereins "Historisches Warmbad" maßgeblich beteiligt waren.
Viele Aha-Erlebnisse
Der Villacher ist in die Warmbader Geschichte einst selbst beim Spaziergehen hineingestolpert. "Ich habe die Überreste der spätantiken Wallanlage auf dem Tscheltschnigkogel gesehen und mich gefragt, was das ist", erzählte Krainer. Bei Führungen beantwortete er später die Fragen anderer und sorgte für viele Aha-Erlebnisse. Von den meisten Einheimischen bekam er danach erstaunt zu hören: "Das hab ich alles nicht gewusst."
Unterstützt wurde Harald Krainer dabei immer von seiner Familie, vor allem von Gattin Elisabeth. Ihr gilt die Anteilnahme seiner Freunde, Wegbegleiter und vieler Kärntner Natur- und Höhlenforscher. Harald Krainer publizierte auch über Ausgrabungen in den Warmbader Höhlen "Mistloch" und "Keltenkeller", an denen er beteiligt war. Er spürte auch der sagenumwobenen "Bamberger Höhle" im Dobratsch nach. Das Wissen um ihren Zugang hatte der legendäre, 1954 verstorbene, Villacher Höhlenforscher Oskar Hossé mit ins Grab genommen, auf dem ein Tropfstein aus dem Eggerloch nachgebildet ist.
Harald Krainer und seine Vereinskollegen haben die Grabstätte am Friedhof St. Martin vor der Auflösung bewahrt und weiter gepflegt. Die Wiederentdeckung der "Bamberger Höhle", zu der seit einigen Jahren wieder neue heiße Spuren führen, sollte der Forscher nicht mehr erleben. Sie ist wahrscheinlicher denn je. Nicht wahrscheinlich, sondern sicher ist, dass alle daran Beteiligten Harald Krainers Engagement, Wissen und Freundschaft nicht vergessen werden.