Jeder Großeinsatz birgt für Einsatzkräfte Ungewissheiten. Keiner gleicht jenem davor. Entscheidungen, die über das Schicksal von Menschen entscheiden können, müssen so schnell wie möglich getroffen werden. Körperliche und emotionale Belastungsgrenzen werden erreicht.
Am neuen Ausbildungszentrum für Katastrophen- und technische Einsätze der Feuerwehren in Klagenfurt kann jedes erdenkliche Szenario simuliert werden. Von einem Meilenstein in der Geschichte des Kärntner Feuerwehrwesens ist die Rede. Das Ausbildungszentrum gilt als das modernste in Österreich.
„Wir können hier auch den Faktor Mensch in den Mittelpunkt rücken. Die Puppen auf dem Übungsgelände werden im Einsatz zu echten Menschen, die um ihr Leben kämpfen oder vielleicht sogar verstorben sind“, sagt Klaus Tschabuschnig, Leiter Landesfeuerwehrschule. Zur Verfügung stehen unter anderem ein eigener Autobahnabschnitt, Bahngleise mit Bahnübergang, Hochspannungsleitungen, die gekappt werden können, ein Trümmerfeld und ein Teich, auf dessen Grund sich bereits ein Pkw zur Bergung befindet. Waldbrände können ebenso simuliert werden, wie Muren. Szenarien um die Koralmbahn stehen ebenfalls auf dem Übungsplan. Das ehemalige Areal der Mauthner-Markhof-Senffabrik wirkt wie ein kleines Filmstudio.
Brände und Unfälle sind für die Feuerwehrfrauen und -männer weiter das Tagesgeschäft. Die Herausforderungen steigen aber kontinuierlich. Ändern werde sich das wohl nicht mehr. „Der Rucksack an Kompetenzen, den unsere Einsatzkräfte mit haben müssen, wird immer schwerer. Das Voranschreiten der Technologie ergibt neue Betätigungsfelder. Eine Lok fährt vielleicht in zehn Jahren schon mit Wasserstoff“, sagt Tschabuschnig.
Nicht nur der technologische Fortschritt legt die Latten höher, wetterbedingte Großeinsätze werden Jahr für Jahr mehr. „Der Klimawandel hat auch die Feuerwehren fest im Griff“, hält Landesfeuerwehrkommandant Rudolf Robin fest. 22.000 Einsätze verzeichnete man im Vorjahr. So viele, wie noch nie zuvor. Laut Statistik geht immer mehr Alarmierungen ein Wetterereignis voraus.
Insgesamt vier Millionen Euro wurden in die neue Ausbildungsanlage investiert. Rund 6000 Kameraden durchlaufen die Landesfeuerwehrschule im Jahr. Rund zwei Drittel, darunter auch viele Führungskräfte, werden im Rahmen ihrer Ausbildung die neue Anlage live miterleben. Bis zu 100 – also ein gesamter Katastrophenzug – sogar gleichzeitig.
Forschungsprojekt mit Geosphere
Mit dem bevorstehenden Sommer steigt auch die Gefahr für Waldbrände und Hochwasserkatastrophen. Um die Vorbereitung auf anstehende Ereignisse weiter vorantreiben zu können, wurde gemeinsam mit Geosphere Austria (Ex-ZAMG) ein neues Forschungsprojekt ins Leben gerufen. „Anhand der Wetterdaten wollen wir das Wetter noch genauer prophezeien. Jeder Zeitvorsprung kann für die Einsatzkräfte entscheidend sein“, sagt Feuerwehr- und Katastrophenschutzreferent Landesrat Daniel Fellner.