Österreich zählt im internationalen Vergleich zu den Ländern mit den höchsten Alkoholkonsumraten. "Rund 14 Prozent der Bevölkerung, also eine Million Menschen, weisen ein problematisches Trinkverhalten auf. Für Kärnten bedeutet das: Mehr als 80.000 Personen zählen zur Alkohol-Risikogruppe, rund fünf Prozent davon, 28.000 Kärntnerinnen und Kärntner, sind süchtig", informierte heute Gesundheitsreferentin Beate Prettner bei einer Pressekonferenz, die im Vorfeld der "Dialogwoche Alkohol" abgehalten wurde. Diese findet heuer zum vierten Mal österreichweit statt – und zwar vom 8. Mai bis 14. Mai. "In dieser Woche wollen wir für das Tabuthema Alkohol sensibilisieren. Nach wie vor ist der Umgang mit Alkohol von viel Unwissenheit geprägt, was dazu führt, dass die Auswirkungen der 'Droge' Alkohol verharmlost und unterschätzt werden", warnte Prettner. "Alkohol ist neben Nikotin weltweit die Substanz mit der größten Krankheitslast."
Stress, Leistungsdruck ...
Laut Gesundheitsreferentin seien insbesondere Männer zwischen 40 und 60 Jahren, meistens gut situiert, gefährdet. Allerdings nehme auch die Zahl der Frauen zu. Die Hauptursachen, in die Alkoholfalle zu rutschen, seien Stress, Leistungsdruck, Einsamkeit und Existenzsorgen. "Und mit genau diesen Faktoren sind aktuell mehr und mehr Menschen konfrontiert", so Prettner.
"Wir sagen dem Alkohol nicht nur während der Dialogwoche den Kampf an, sondern tagtäglich", betonte Eva Maria Adlmann von der Suchtpräventionsstelle im Land Kärnten. Wir wollen jeden Tag im Jahr Bewusstsein schaffen und vorbeugend wirken. Dafür stehen wir mit Schulen, mit Ärzten, mit der offenen Jugendarbeit, mit Eltern, mit Beratungsstellen, mit interessierten Betrieben und Firmen im laufenden Austausch", so Adlmann. "Es geht nicht darum, Alkohol zu verteufeln, sondern darum, für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu sensibilisieren." Adlmann lud zur Selbstreflexion ein: "Welche Rolle spielt Alkohol in Ihrem Leben? Wann und in welchen Situationen trinken Sie Alkohol?" In jenen Fällen, da der Alkoholkonsum ein anderes Problem überdecken sollte, werde es problematisch.
Der Weg ist schleichend
Das bestätigte auch die ärztliche Leiterin der Klinik de La Tour, Primaria Michaela Leopold. "Der Weg vom 'normalen' zum 'riskanten' Alkoholkonsum ist schleichend und gefährlich. Meistens stehen ganz andere Themen dahinter – und genau diese gilt es in Therapien herauszufinden und zu lösen." Wie Leopold erklärte, sei den meisten Menschen nicht bewusst, welche unterschiedlichen gesundheitsschädlichen Folgen Alkoholkonsum haben könne. "Bekannt sind die Auswirkungen auf Leber und Magen. Tatsächlich aber können alle Organe betroffen sein – sehr oft das Herz und natürlich das Gehirn." In der Suchtklinik de la Tour – Kärnten verfügt damit über eine von nur drei Alkohol-Suchtkliniken in Österreich – werden laut Primaria Leopold pro Jahr rund 350 Patientinnen und Patienten betreut. "Uns stehen 56 Betten zur Verfügung."
Dichtes Netz
Von diesem stationären Angebot abgesehen, habe Kärnten ein dichtes Hilfs- und Therapienetz. "Wir haben in allen Bezirken ambulante Therapieangebote etabliert", sagte die Gesundheitsreferentin. Die Angebote sind im Suchthilfekompass des Landes angeführt.
Auf die Frage, welche Menge an Alkohol "unbedenklich" sei, zitierten Prettner und Adlmann eine Repräsentativerhebung von der Gesundheit Österreich: Demnach sei bei Männern ein großes Bier oder ein Viertel Wein und bei Frauen ein kleines Bier oder ein Achtel Wein pro Tag okay – bei zwei alkoholfreien Tagen pro Woche.