Michael Wallner hat viel um die Ohren. Er ist Vater, Opa und Ehemann. Er arbeitet bei der Müllentsorgung der Stadt Klagenfurt und hat ein Haus, "bei dem es immer etwas zu tun gibt". Trotz all der Verpflichtungen, nahm er sich im September 2017 Zeit, um bei einer großen Stammzellentypisierung in Moosburg mitzumachen. Seine ältere Tochter habe gesagt: "Papa, gemma helfen." Da zögerte er keine Sekunde. "Damals wurden Stammzellen für ein leukämiekrankes Kind gesucht", erinnert er sich. Der Verein "Geben für Leben" organisiert immer wieder solche Aktionen, um lebensrettende Stammzellen für schwer kranke Menschen zu finden, meist Leukämiepatienten. "Ich habe mir gedacht, wenn in meiner Familie jemand krank wäre, dann wäre ich auch froh, wenn mir jemand hilft." Also half er. Wallners Blutwerte kamen in eine weltweite Datenbank.

Wie ein Wunder

Danach hat er fünf Jahre lang nicht mehr daran gedacht. Bis vor wenigen Monaten sein Telefon klingelte. "Der Verein 'Geben für Leben' hat mir mitgeteilt, dass ich als Stammzellenspender infrage komme." Wallners Stammzellen passen zu einer schwer kranken Frau, die weltweit nach einem geeigneten Stammzellenspender gesucht hatte. Was für ein Zufall! "Die Chance, passende Stammzellen außerhalb der Familie zu finden, liegt im besten Fall bei 1:500.000", bestätigt Andreas Wassner, Sprecher des Vereins "Geben für Leben". Michael Wallner "ist" diese Chance. Am Dienstag wurden seine Stammzellen der kranken Frau transplantiert. "An dem Tag habe ich viel an sie gedacht und gehofft, dass alles gut geht." Obwohl er die Frau nicht kenne und sie weit weg in einem anderen Land lebe, fühle er sich ihr und ihren Angehörigen sehr verbunden. "Ich wünsche ihr von Herzen, dass sie gesund wird."

Der Klagenfurter Michael Wallner bei der Stammzellenspende in Graz
Der Klagenfurter Michael Wallner bei der Stammzellenspende in Graz © Geben für Leben, KK

Über die Stammzellenempfängerin darf aus Datenschutz-Gründen nicht viel gesagt werden. Wallner weiß nur, dass es "eine Frau aus Mitteleuropa ist, die Hilfe braucht". Sollten es beide – Spender und Patientin – wollen, können sie sich in zwei Jahren treffen. "Wenn die Dame das möchte, wäre das sicher nett", meint Wallner. Viel wichtiger sei aber, dass die Frau ganz gesund werde.

Familienmensch

Um seine rettenden Stammzellen überhaupt spenden zu können, ist Wallner Anfang März nach Graz gefahren – zu einer speziellen Voruntersuchung. "Dort im Krankenhaus waren alle richtig nett und ich wurde komplett durchgecheckt." Danach habe er sich daheim in Klagenfurt sogenannte Aktivierungsspritzen verabreicht. Wie das war? "Ich habe mir halt Spritzen in den Bauch gegeben, halb so schlimm", meint er trocken. Am Tag der Stammzellenspende fuhr er dann wieder nach Graz – wie es sich für einen Familienmenschen gehört, mit der ganzen Familie. Während Töchter und Frau einen Stadtbummel machten, lag er im LKH Graz, hatte in beiden Armen eine Nadel und ließ sich die Stammzellen entnehmen. Nach fünfeinhalb Stunden war alles erledigt.

"Ich würde es jederzeit wieder tun. Es geht ja um einen kranken Menschen. Und da gibt's nur eines: Wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Ist doch klar", sagt Michael Wallner. Ehrenmann.