Sieben Uhr früh. Arbeitsbeginn im obersten Stock des Dolby Theatre. Traumblick auf den Teppich am Hollywood Boulevard, über den am Sonntagabend die besten Schauspieler der Welt zur Oscar-Verleihung flanieren werden. Hier hat Wolfgang Puck seine Oscar-Küche eingerichtet, hier dirigiert Eric Klein, der Chef von Wolfgangs Catering-Departement, 120 Küchenchefs aus aller Welt, die gemeinsam das Gala-Menü für die 1500 VIP-Gäste des "Governors Ball" vorbereiten.

Wolfgang Puck gibt Hannes Tschemernjak Anweisungen
Wolfgang Puck gibt Hannes Tschemernjak Anweisungen © KK

Elliott Grover, der Küchenchef vom "Cut" aus London, hilft uns, die 30 riesigen Tenderloin-Filets von der Snake River Farm für das Filet Wellington zu würzen und ganz, ganz langsam zu garen. Die besten Produkte aus der ganzen Welt veredeln wir hier zu kulinarischen Oscar-Häppchen – 250 Kilo Jidori-Huhn, 200 Kilo Räucherlachs, 150 Kilo Thunfisch-Sushi, 35 Kilo Heilbutt-Filets, 2000 Eier, 2500 Endivien-Salatblätter und Hunderte andere Delikatessen.

Die 30 Kilo Miyazaki-Wagyu-Beef kommen direkt aus Japan eingeflogen. Das edle Rindfleisch gilt als der Rolls-Royce unter den Wagyu-Fleischsorten. Wie bei Diamanten, wo Karat, Schliff, Reinheit und Farbe über den Preis entscheiden, gibt es auch beim Wagyu-Beef streng kontrollierte Qualitätsstufen. Nur wer beim Marmorierungsgrad "BMS" mehr als acht Punkte erreicht, kann die höchste Qualitätsklasse A 5 erreichen wie eben das Miyazaki-Wagyu. So eine Qualität ist selten und teuer. 400 Euro kostet ein Kilo, aber das aromatische Fleisch zerschmilzt geradezu auf der Zunge.

Die Nummer 1 aus Japan – das Mijazaki-Wagyu-Beef. Ein Kilo kostet 400 Euro
Die Nummer 1 aus Japan – das Mijazaki-Wagyu-Beef. Ein Kilo kostet 400 Euro © KK

Für Veganer kreieren wir Pilz-Tartar, Erbsen-Falafel, Tapioca-Chips mit Palmenherzen, jungen Kokosnüssen, Gurken und Avocados oder Rüben-Confit mit Cashew-Creme und Minze. Kamel Guechida und Garry Larduinat, in Wolfgangs kulinarischem Imperium für die Desserts zuständig, versorgen die Ehrengäste natürlich auch mit veganen Süßigkeiten wie rotem Samtkuchen, frischem Pfirsichkuchen, Rosenwasser-, Lavendel- und Jasmin-Schokolade.

Auch für Zigarren-Liebhaber hat Wolfgang eine Alternative parat. In Kalifornien herrscht ein strenges Rauchverbot, aber die täuschend echten Schoko-Zigarren, die Wolfgang aus feinster veganer Valrhona-Schokolade schmelzen ließ, dürfen natürlich "gepafft" werden.

Viele Damen hungern sich vor der Oscar-Nacht ein paar Kilo vom Leib, um perfekt ins Designerkleid zu passen. Keine falsche Falte sollte auf den hunderttausenden Pressefotos zu sehen sein. Aber man kann sich natürlich vorstellen, wie sich die Promis dann nach der Verleihung auf die vielen beim "Governors Ball" servierten Köstlichkeiten stürzen.

Seit 9/11 herrscht in der Oscar-Nacht die höchste Sicherheitsstufe. Der Luftraum über Hollywood ist großräumig gesperrt. Der Kärntner Starkoch erinnert sich aber noch gerne an alte Anekdoten wie jene, als "James Bond" Pierce Brosnan den ganzen Platz sperren ließ, um mit seinem Freund Wolfgang im Helikopter direkt vor dem Dolby Theatre zu landen. Heute ist das unmöglich.

Zwischendurch bleibt noch Zeit für einen Besuch bei Freund Norbert Wabnig in seinem "The Cheese Store of Beverly Hills". Lachs, Kaviar, die besten Schinken aus aller Welt und über 1000 exklusive Käsesorten duften im vielleicht 30 Quadratmeter kleinen Laden um die Wette. Norbert, der seinen Shop 1978 gründete, übergab ihn im vergangenen Jahr einem Nachfolger, hilft aber trotzdem noch immer jeden Tag im Geschäft aus, wenn er nicht gerade mit einem seiner 14 Oldtimer durch L. A. kurvt.

Hannes Tschemernjak und Mike Köberl mit Käse-Guru Norbert Wabnig
Hannes Tschemernjak und Mike Köberl mit Käse-Guru Norbert Wabnig © KK

Mit guten Freunden wie uns zieht er sich gerne in seine "VIP-Lounge", eine kleine Hinterhof-Garage zurück, um dort mit seinen Buddies ungestört guten Wein und guten Käse zu genießen. Billy Wilder und Ella Fitzgerald genossen es oft nach den Oscar-Nächten hier auf billigen Pappkartons zu sitzen – und ungestört zu sein.