Taxifahrer ist Puck-Fan
Nach 11 Stunden und 24 Minuten Flugzeit setzt der Lufthansa-Airbus 350 mit dem Taufnamen "Ulm" um 14.59 Uhr Ortszeit am Tom Bradley International Airport in Los Angeles auf. Bei uns ist es eine Minute vor Mitternacht und alles schläft, aber hier in der "City of Angels", wie die 17,8 Millionen Einwohner große Metropolregion gerne genannt wird, pulsiert das Leben. In der Rushhour geht es im Taxi direkt ins Hotel nach Beverly Hills. Plötzlich sprechen wir mit dem Fahrer über die Oscars und Wolfgang Puck. Der Kärntner Starkoch mit eigenem Stern am "Hollywood Walk of Fame" ist hier so populär wie Mozart in Österreich. 30 Minuten lang interessiert den offensichtlichen Feinschmecker nur noch Wolfgangs berühmte Rezeptur für den "Caesar Salad", den er am Oscar-Abend, der ja bei uns neun Stunden später mitten in der Nacht stattfindet, für seine Familie zubereiten wird.
Zimmer um 1020 Dollar
An Schlaf ist noch nicht zu denken. Wer jetzt nicht wach bleibt, steht in der Nacht senkrecht im Bett. Auf zum alten Freund Ari Rosenson, dem Headchef von Wolfgang Pucks "Cut"-Restaurants. Wir treffen uns im berühmtem "Four Seasons Beverly Wilshire". Hier in der 465 Quadratmeter großen Penthouse-Suite hat sich einst Richard Gere filmisch in "Pretty Woman" Julia Roberts verliebt. Während des Oscar-Wochenendes ist in der Nobelherberge kein Zimmer mehr zu kriegen. Aber wer nächste Woche 1020 Dollar (netto, ohne Steuern) aufs Hotelpult legt, darf sich zumindest im 37 Quadratmeter großen "Signature Balcony Room" zur Ruhe betten.
Das "Cut" im "Beverly Wilshire" ist nur eines von insgesamt acht "Cut"-Restaurants, die Wolfgang in den USA, Bahrain, Singapur und London rund um die Welt betreibt. Steaks und Fisch dominieren die exklusive Speisekarte. Wir verkosten ein Oscar-Miniburger-Quartett, das hier ein kulinarischer Bestseller ist. Der Kärntner Starkoch setzt auf höchste Produktqualität, bei ihm kommt nur beste Ware auf den Tisch. Vier verschiedene Fleischsorten sorgen für unterschiedliche Geschmacksexplosionen am Gaumen. Fleisch von der "Creekstone"-Farm in Kansas, echtes Kobe aus Japan, feinstes Wagyu aus Australien. Wer den Unterschied zwischen Kobe und Wagyu nicht weiß? Wagyu ist der Überbegriff für die unter Kennern wohl geschmacksintensivste Rindfleischsorte der Welt, Kobe hingegen ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung für das Fleisch jener reinrassigen Tajima-Rinder, die tatsächlich in der japanischen Provinz Kobe aufgewachsen sind. Insgesamt bis zu zwölf verschiedene Burger-Varianten werden im "Cut" serviert, 18 Dollar kostet jedes Häppchen.
Einen Steinwurf südlich vom "Beverly Wilshire" entfernt, residiert die Anwaltskanzlei von Arnold Schwarzeneggers Neffen Patrick Knapp-Schwarzenegger, der die Hollywoodstars Jason Statham, Jackie Chan und Nicolas Cage vertritt. Nördlich am "Rodeo Drive" verschmelzen die Luxusshops von Versace, Tiffany, Yves Saint Laurent oder Prada fast direkt ineinander. 100 Meter östlich liegt Wolfgang Pucks berühmtes "Spago".
Fast Mitternacht in Los Angeles, 9 Uhr morgens in Europa – endlich Zeit, ins Bett zu fallen.