Der Satz war gar nicht fertig gesprochen, SPÖ-Chef Peter Kaiser,   emotional bewegt, konnte die Vertrauensfrage gar nicht ausformulieren, da seien die 50 hochrangigen SPÖ-Vertreter im Parteivorstand Dienstagvormittag bereits aufgesprungen und hätten minutenlang applaudiert. Nach dem Wahlverlust von neun Prozentpunkten bei der Landtagswahl bleibt Peter Kaiser also SPÖ-Chef. Einstimmig fixiert. Nichts anderes wurde erwartet. Eine Obmanndebatte ist auch im Vorfeld der Sitzung nicht aufgeflammt. Die Partei steht geschlossen hinter Kaiser, auch wenn im Vorfeld manche von der Notwendigkeit für "personell und inhaltlich frischem Wind" sprachen.

Umfrage: Wie geht es in der Bundes-SPÖ weiter?

Kaiser gestand auf Frage der Kleinen Zeitung hin jedoch ein, dass er nach geschlagener Wahl daran gedacht habe, alles hinzuwerfen. Lebenspartnerin Uli, Sohn Luca und die Partei, für die er seit 50 Jahren politisch tätig sei, hätten ihn aber zum Umdenken gebracht. "Die SPÖ ist für mich so etwas wie eine Familie. Auch wenn man persönlich getroffen ist, eine Familie lässt man nicht in Stich", sagte Kaiser, der "einen Tag lang intensiv nachgedacht hat."  Den Appell "Peter, aufstehen, die Krone richten und weiter marschieren", den habe er vielfach gehört.

Start der Sondierungen

Bereits am Mittwoch starten die Sondierungsgespräche mit den Landtagsparteien mit Blick auf die künftige Regierungskoalition. Kaiser hat dafür vom Parteivorstand freie Hand bekommen. Beate Prettner, Gaby Schaunig, AK-Chef Günther Goach, Landesgeschäftsführer Andreas Sucher und Klubobmann-Vize Andreas Scherwitzl bilden mit Kaiser das Verhandlungsteam. Als Erstes ist die FPÖ als zweitstärkste Partei dran, am Donnerstag folgt die ÖVP, am Freitag gibt es das Gespräch mit dem Team Kärnten. Bereits nächste Woche sollen dann konkretere Koalitionsgespräche folgen. Vor Ostern, am Gründonnerstag, könnte es – wie in der Vergangenheit – die Konstituierung des neuen Landtages und die Wahl der Landesregierung geben, so Kaiser.

Lob für Wahlkampf

Journalisten zeigten sich erstaunt, wie weitestgehend unkritisch die Analyse über die "kreative und innovative" Wahlbewegung (das Wort Wahlkampf vermeidet Kaiser) und das Wahlergebnis ausgefallen ist. Laut Kaiser habe es im Parteivorstand viel Lob gegeben und erst auf Mediennachfrage und Hinweis auf Kritiker sagte er: "Die Akzentuierung auf reine Zukunftsthemen werde ich für die nächste Wahlbewegung mitnehmen." Der Abstand zur FPÖ als zweitstärksten Partei betrage 14,4 Prozentpunkte. Die 38,9 Prozent seien das zweitbeste SPÖ-Ergebnis seit 1989 ("das war mir gar nicht so bewusst", sagte Kaiser). Es gebe damit den eindeutigen Auftrag, die Geschicke im Land weiterhin zu leiten, strich er hervor. 

Körpersprache-Experte Stefan Verra analysiert Peter Kaiser

Nio

Abgewanderte Wähler

Eine Sora-Analyse habe gezeigt, dass die SPÖ in nahezu allen Gesellschaftsgruppen, auch bei den Jungen, die stimmenstärkste Partei sei. Laut Nachwahlbefragung wünschen sich 74 Prozent, dass die SPÖ in der nächsten Landesregierung vertreten ist. Handlungsbedarf zeigt die Wählerstromanalyse auf: 14.000 Stimmen hat die SPÖ an Nicht-Wähler, und wohl vor allem wegen Impfpflicht und Coronamaßnahmen, 10.000 an das Team Kärnten und 8000 an die FPÖ verloren.

Personelles sei im Parteivorstand kein Thema gewesen. Und damit auch nicht Pamela Rendi-Wagner, sagte Kaiser zur Frage, ob die Kärntner SPÖ geschlossen hinter der Bundesparteivorsitzenden stehe.