Eine 14 Jahre alte Klagenfurterin soll von einem 34-Jährigen tagelang in seiner Wohnung sexuell missbraucht worden sein. Den Mann hatte das Mädchen zuvor über das Internet kennengelernt. Er hatte sich das Vertrauen zu seinem späteren Opfer erschlichen, bis es dann schließlich zum Treffen kam. Das gezielte Ansprechen von Kindern und Jugendlichen in Chaträumen und sozialen Netzwerken durch zumeist ältere Männer nennt man "Grooming". Es ist eine besondere Form der sexuellen Belästigung, die wie im Fall der 14-jährigen Klagenfurterin sogar bis zum sexuellen Missbrauch führen kann. Die Kriminalpolizei in Kärnten schlägt jetzt Alarm, ebenso die Experten von saferinternet.at. Aktuell sind mehrere Grooming-Fälle über die Plattformen Instagram und TikTok bekannt. Man geht allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus.
Fotoshooting als Vorwand
Die Anbahnung findet hauptsächlich in Chaträumen und sozialen Netzwerken statt. Die Gespräche drehen sich am Beginn vor allem über die Schule, Hobbys oder Computerspiele. "In dieser Phase checken die Täter zum Beispiel ab, ob man sensibel ist oder vernachlässigt wird", sagt Chefinspektor Rainer Tripolt, Leiter der Kriminalprävention der Kärntner Polizei. Das wären zwei Eigenschaften, die den Zugang zu potenziellen jungen Opfern erleichtern. Die Täter versuchen, Vertrauen aufzubauen. Manche geben sich als Gleichaltrige aus, andere als Modelagenten oder Talentsucher und versprechen den Mädchen Fotoshootings und dergleichen. "Man kann nicht wissen, wer das Gegenüber in Wirklichkeit ist. Es wird geschickt auf der emotionalen Ebene gespielt", sagt Tripolt. Irgendwann werden Fotos gefordert – anfangs sind es noch harmlose Bilder, später Nacktfotos. "Spätestens jetzt sollte man sich fragen: Wem würde ich im realen Leben ein Nacktfoto von mir schicken?", sagt Tripolt.
Fühlen sich die betroffenen Mädchen oder Burschen irgendwann verunsichert und möchten den Kontakt wieder lösen, versuchen die Täter laut Saferinternet.at ihre Opfer mitunter mit Drohungen einzuschüchtern, damit sie niemanden von den Vorkommnissen erzählen, oder erpressen sie mit den bereits erhaltenen Fotos und Postings ("Du wolltest das ja auch, du hast ja mitgemacht"). Für Opfer ist es dann wichtig, sofort den entsprechenden Account zu melden und zu blocken.
Tripolt appelliert insbesondere an die besten Freunde der betroffenen Kinder und Jugendlichen: "Man sollte hellhörig sein und seine Freundin oder Freund nicht alleine zur Verabredung gehen lassen." Und in Richtung Eltern sagt er: "Sexualität ist ein ernstes und wichtiges Thema, das man auch ansprechen muss." Jugendliche sollten dabei als Experten ihres Alltages behandelt werden.
Claudia Beer-Odebrecht