Geht es jetzt Schlag auf Schlag? Nach einem Masernausbruch in Graz und Leoben mehren sich auch in Kärnten die Verdachtsfälle: Drei werden aktuell geprüft, die Testauswertung bei einem Wiener Labor dürfte am Donnerstag vorliegen. Zwei dieser drei Verdachtsfälle sind dem familiären Umfeld jener 19-jährigen Klagenfurterin zuzuordnen, die derzeit im Klinikum abgesondert ist und behandelt wird. "Der Verlauf ist nicht schwer", gibt Landessprecher Gerd Kurath bekannt. Aufgrund der Reisetätigkeit der jungen Frau in den letzten Tagen liegt der Verdacht nahe, dass ihre Infektion im Zusammenhang mit dem steirischen Ausbruch (24 Fälle) steht.
In Kärnten trat im Vorjahr und 2020 kein Masernfall auf, 2021 erkrankte eine Person. Die letzte größere Masernwelle erfasste Kärnten im Jahr 2019, als 25 Fälle registriert wurden, 18 davon in den Bezirken Klagenfurt und Klagenfurt-Land.
Rückgang der Durchimpfungsrate
Was ist bei einem Masernverdacht zu tun? Der Patient sollte sich von seinem Hausarzt untersuchen lassen. Dieser meldet den Verdacht an die zuständige Behörde, die eine PCR-Testung durch den Amtsarzt oder ein Spital verordnet und die Absonderung ausspricht. Hans Jürgen Dornbusch, Leiter im Impfreferat der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, appelliert an die Bevölkerung, sich gegen Masern impfen zu lassen: "Wir brauchen hier einen Impfschutz von 95 Prozent, aktuell haben die nötigen Teilimpfungen aber unter 85 Prozent der Bevölkerung." In den Pandemiejahren wurde ein Rückgang der Durchimpfungsrate vor allem bei Kleinkindern beobachtet.
Impfung auch nach Kontakt sinnvoll
Der Lebendimpfstoff in Kombination mit Komponenten gegen Mumps und Röteln ist wirksam und gut verträglich. Er steht bei Kinderärzten, in öffentlichen Impfstellen der Bezirkshauptmannschaften und Magistraten (ab Montag) kostenlos zur Verfügung. Fehlende Impfungen können in jedem Alter nachgeholt werden. Die zweiteilige Immunisierung bietet in hohem Maß lang anhaltenden Schutz vor Erkrankung, schweren Verläufen und Folgeerkrankungen. Auch nach einem Kontakt mit einer an Masern erkrankten Person ist innerhalb weniger Tage eine Impfung noch möglich und sinnvoll.
Thomas Martinz