In Wien, Graz oder Innsbruck war die "Letzte Generation" bereits aktiv. Heute, Mittwoch, starteten die Klimaaktivisten erstmals auch in Kärnten eine Protestaktion. Die Aktivisten haben für den Frühverkehr in der Landeshauptstadt eine Straßenblockade angekündigt. Wo genau, verriet die Gruppe davor nicht. Der genaue Ort wurde so lange wie möglich unter Verschluss gehalten.
10.30 Uhr
Jetzt ist die Aktion doch schon vorbei. Bis der nötige Bescheid da war, wollten die Klimaaktivisten dann doch nicht warten. "Damit haben wir selber nicht gerechnet. Sie haben selbstständig den Bereich verlassen. Es gab kein Einschreiten der Polizei", sagt Polizeisprecherin Waltraud Dullnigg. Offensichtlich setzten den drei Vertretern der "Letzten Generation" nicht nur die Temperaturen, sondern auch die Körperfunktionen zu. Eine Teilnehmerin musste ein WC aufsuchen. Die tiefen Minustemperaturen waren auch der Grund dafür, warum man sich nicht auf den Asphalt festgeklebt hat. Dafür war es schlicht zu kalt.
10.15 Uhr
Noch immer sitzen die drei Klimaaktivisten am Villacher Ring auf der Straße. Alles wartet darauf, bis sie von den Einsatzkräften weggetragen werden. Das könnte allerdings noch dauern. Es braucht dazu einen Behördenentscheid. Die Aktion dauert mittlerweile schon mehr als zwei Stunden.
9.23 Uhr
Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider verurteilt die Störaktion der Klimaaktivisten. "Klagenfurt ist Vorzeigestadt, was den Klimaschutz betrifft, und wir setzen auch alle Hebel in Bewegung, um unser Ziel, die Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen", schreibt Scheider in einer Aussendung. "Durch solche Straßenblockaden wird genau das Gegenteil ausgelöst. Nicht nur, dass Hunderte Autofahrer mit laufenden Motoren im Stau stehen, auch die meisten Bürgerinnen und Bürger reagieren mit völligem Unverständnis", so der Bürgermeister.
9.15 Uhr
Eine der Aktivistinnen ist auf TikTok bereits eine Berühmtheit. Die Videos, auf denen die junge Frau zu sehen ist, haben mehrere Millionen Aufrufe und Hunderttausende Likes.
9.00 Uhr
Als "absolut inakzeptabel" bezeichnet ÖVP-Landesparteiobmann Martin Gruber die Blockade der Straße. "Wer demokratische Rechte dazu missbraucht, Menschen zu gefährden, dem müssen rechtliche Konsequenzen drohen. So wichtig der Klimaschutz uns allen ist, rechtfertigt das Anliegen keinesfalls, den Verkehr zu blockieren und Pendler zu behindern, die einfach nur pünktlich zu ihrem Job kommen wollen und müssen."
8.30 Uhr
Da im Vorfeld weder der Ort der Aktion noch die Teilnehmeranzahl bekannt war, habe die Polizei die Sache auf sich zukommen lassen, sagt Waltraud Dullnigg, Sprecherin der Landespolizeidirektion, in einem Interview vor Ort: "Der Verkehr wird mittlerweile umgeleitet." Da die Aktion, ebenso wie die Störaktionen der Klimaaktivisten in anderen österreichischen Städten, nicht angemeldet war, müssen die Teilnehmer mit Konsequenzen rechnen. Welche genau, entscheide die Sicherheitsbehörde, sagt Dullnigg.
8.10 Uhr
Die ganze Aktion glich vorerst eher einer Schnitzeljagd als einer Protestaktion. Um den Ort der Blockade möglichst lange geheim zu halten, ging es immer weiter kreuz und quer durch die Klagenfurter Innenstadt. Doch um kurz nach 8 Uhr ging es los: Die Aktivisten blockieren mittlerweile mit einem Transparent ausgestattet die Straße am Villacher Ring. Die Polizei regelt den Verkehr vor Ort.
8 Uhr
Der Hubschrauber des Innenministeriums kreist mittlerweile über der Stadt. "Dieser ist in der Luft, um die Verkehrssituation zu beobachten", sagt Lisa Sandrieser, Sprecherin der Landespolizeidirektion Kärnten. Auch mehrere Fahrzeuge der Exekutive sind unterwegs. Die Beamten sollen dafür sorgen, dass sich die durch die Aktion zu erwartenden Behinderungen im Frühverkehr in Grenzen halten. Laut Antenne Kärnten sei es derzeit noch zu keinen Behinderungen oder Störaktionen gekommen.
7.35 Uhr
Die Klimaaktivisten trafen sich um 7.35 Uhr in der Kaufmanngasse in Klagenfurt. Auch unter den Teilnehmern wurde dieser Treffpunkt bis zuletzt geheim gehalten. Anschließend setzte sich der Protestzug in Bewegung. Die Gruppe ist allerdings mit rund zehn Personen überschaubar, das Medieninteresse ist hingegen groß.
Unterstützung aus der Wissenschaft
Offiziell als Demonstration angemeldet wurde die Aktion nicht. Bis Dienstagnachmittag war beim Stadtpolizeikommando Klagenfurt dahingehend nichts bekannt.
Kärnten war für die "Letzte Generation" so etwas wie ein weißer Fleck. Die berüchtigten und nicht gerade beliebten Protest- und Klebeaktionen fanden bisher nur in anderen Bundesländern statt. Damit ist es ab Mittwoch endgültig vorbei. Die Bewegung hat für ihren Kärntner Ableger zuletzt auch wissenschaftliche Verstärkung bekommen. 50 bekannte Persönlichkeiten haben sich als "Scientists4Future" mit der Klimaschutzbewegung solidarisiert. Darunter Uni-Klagenfurt-Vizerektorin Doris Hattenberger, die Professoren Martin Hitz, Alexandra Schwell, Caroline Schmitt (alle Universität Klagenfurt) und Günter Emberger (TU Wien) sowie die Meteorologen Gerhard Hohenwarter, Paul Rainer und Christian Stefan von GeoSphere Austria (ehemals Zamg). "Das war eine Ad-hoc-Aktion mithilfe der 'stillen Post'. Ich bin wirklich überrascht von dieser Welle der Solidarisierung und darüber, wie schnell es gegangen ist, so viele Unterstützer zusammenzubekommen", sagt Kirsten von Elverfeldt von der Uni Klagenfurt. Die Naturwissenschaftlerin hat die Aktion vorangetrieben.
Video von einer Störaktion am Montag in Graz:
"Es passiert viel zu wenig"
Gerade mit Blick auf die Landtagswahlen am 5. März sei es wichtig, jetzt auf die Probleme aufmerksam zu machen. Und das sehr deutlich. Die kommende Legislaturperiode könne darüber entscheiden, ob man in Kärnten das Ruder noch herumreißen könne. "Jeder, der jetzt 50 ist und vorhat, mindestens 70 zu werden, wird die Veränderungen erleben. Nicht mehr im ganzen Ausmaß, aber doch sehr deutlich", sagt von Elverfeldt. Als Mutter eines Kindes sei sie mit Blick auf die Entwicklungen nicht mehr nur beunruhigt und besorgt, sondern schon verängstigt. Österreich drohe laut Modellen bis zum Ende des Jahrhunderts ein Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen um bis zu sechs Prozent. "Ich würde nichts lieber tun, als in meinem Elfenbeinturm Wissenschaft zu betreiben. Das reicht aber leider nicht aus. Es passiert viel zu wenig", sagt von Elverfeldt, die auch bei der heute angekündigten Protestaktion der "Letzten Generation" dabei sein wird.
Auf die Straße kleben wird sie sich nicht. Das entspreche nicht der Persönlichkeit der Wissenschaftlerin. "Es gibt so viele Arten, sich für die Umwelt und ihren Schutz einzusetzen. Wir werden erst danach wissen, welche die Richtige war", sagt von Elverfeldt. Als "Scientists4Future" befürworte man alles, was friedlich ist, auf Gerechtigkeit abzielt und wissenschaftlich fundierte Forderungen als Hintergrund habe. Zu Schaden kommen solle niemand.
Einen Beliebtheitsbewerb wird die "Letzte Generation" nicht gewinnen, das sei allen klar. Auch heute sind emotionale Auseinandersetzungen vorprogrammiert. "Natürlich würde ich mich auch nicht darüber freuen, wenn ich im Stau stehe", sagt von Elverfeldt.