Es ist eines der brutalsten Verbrechen in der jüngeren Kärntner Kriminalgeschichte: Im Jahr 2008 wurde die Italienerin Anna Todde im Stadtwald von Völkermarkt geschlagen, erwürgt, erschossen und angezündet. 13 Jahre später konnte mittels eines DNA-Treffers ihr letzter Liebhaber identifiziert werden. Der Marokkaner steht in Verdacht, die Frau getötet zu haben. Er sitzt jetzt in der Justizanstalt Klagenfurt.
Vor wenigen Tagen kam die in Italien lebende Schwester von Anna Todde nach Kärnten. Sie wurde von Beamten des Landeskriminalamts einvernommen. Und sie sah jenen Mann, der ihre Schwester getötet haben soll.
Liebe und Eifersucht
Gegenüber der Polizei bestätigte sie ihre Aussagen, die sie in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Stampa" im Oktober 2022 getätigt hatte. Sie gibt darin an, den jetzigen Mordverdächtigen bei einem Abendessen mit ihrer Schwester im Jahr 2005 kennengelernt zu haben. "Einen Monat später hat mir Anna erzählt, dass sie ihn verlassen habe, dass er sehr eifersüchtig sei, unerträglich, jähzornig", heißt es in dem Interview.
Doch der Marokkaner soll die Trennung nicht akzeptiert haben. Er soll die Schwester in der Folge immer wieder angerufen haben und ihr gesagt haben, wie sehr er Anna liebe. Doch diese hatte im Jahr 2007 einen anderen Mann geheiratet. "Sie hatte es für Geld getan. Eine standesamtliche Trauung. Vielleicht ist er eifersüchtig geworden, als er davon erfuhr", wird die Schwester im Interview mit "La Stampa" zitiert.
Mordfall zum Nachhören
Auf jeden Fall fuhr Anna Todde 2008 mit dem Marokkaner nach Österreich, angeblich um ein paar Tage Urlaub zu machen. Warum sie das gemacht hatte, kann sich ihre Familie nicht erklären. Ihre Schwester glaubt nicht, dass sich Anna zuvor mit ihrem Ex-Freund versöhnt hatte. Wie Kriminalisten später ermittelt haben, wurden wenige Tage nach der Tat vom Handy der Getöteten Nachrichten an die Schwester gesendet. "Sie erklärte darin, dass sie von Turin weggegangen sei und ihr Leben geändert habe", sagt die Schwester. Erst viele Monate später erfuhr die Familie, dass sie auf der vermeintlichen Urlaubsfahrt in Kärnten getötet worden war.
Der beschuldigte Marokkaner, der in Turin wegen eines Drogendeliktes in Haft saß und 2022 nach Österreich ausgeliefert wurde, muss jetzt in Kärnten mit einer Anklage wegen Mordes rechnen. Bislang hat der Mann den Tatvorwurf stets bestritten. Im Fall einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haft.
Claudia Beer-Odebrecht