"Mir passiert das mit Sicherheit nicht", war Willi Pleschberger überzeugt, "aber ich habe mich geirrt." Er ist darauf reingefallen, wovor die Polizei in ganz Österreich seit mehreren Monaten beinahe täglich berichtet: den sogenannten "Eltern-Kind"-Trick.
Am 5. April 2022 saß der Fotograf, der auch für die Kleine Zeitung unterwegs ist, bei einer Besprechung in seinem Brotberuf als Beamter in Salzburg: "Plötzlich hatte ich eine WhatsApp auf meinem Handy. Mein Sohn hat mir geschrieben, dass er eine neue Mobilnummer hat und nur noch auf dieser zu erreichen ist." Der 60-Jährige speicherte die neue Nummer unter dem Namen von Georg (30), seinem einzigen Sohn, neu ab. "Die alte Nummer habe ich nicht gelöscht, allerdings habe ich dort auch nicht angerufen. Er hat mir ja geschrieben, die funktioniert nicht mehr", erzählt der passionierte Sänger weiter.
Nachrichten mit viel Gefühl
Und schon ging der Betrug los. Der Täter gab an, dass er für eine Rechnung schnell Geld brauchen würde: exakt 2482,95 Euro. "Für mich hat das ganz plausibel geklungen, denn mein Sohn ist ein Motorradfan und arbeitet auch mit den Fahrzeugen. Da muss er immer wieder einmal Ersatzteile einkaufen."
Der Vater versuchte seinen Sohn erst noch unter der neuen Nummer telefonisch zu erreichen. Allerdings hörte er nur ein Rauschen: "Ich habe noch geschrieben, dass ich ihn nicht höre und wir deshalb weiter schreiben sollten." Und so kam es, dass die Betrüger ihm eine Kontonummer schickten und Pleschberger nach rund einer Stunde nach dem Erstkontakt das Geld überwiesen hatte. "Die Nachrichten sind voller Bussi- sowie Herz-Emojis und wirklich mit Gefühl geschrieben. Von 'lieber Papa' und 'ich brauch deine Unterstützung' war da immer die Rede."
Sohn klärte Betrug auf
Nachdem der 60-Jährige die Überweisung getätigt hat, schickte er seinem Sohn auf dessen Mail-Adresse die Bestätigung: "Georg hat mich angerufen – natürlich unter seiner 'alten Nummer' – und mich gefragt, was das soll. Ich habe ihm dann erklärt, dass er mich ja gerade um diese Überweisung gebeten hat. So sind wir draufgekommen, dass ich gerade reingelegt wurde."
Sofort rief er seine Bank an, um die Überweisung rückgängig machen zu lassen. Das war nicht mehr möglich, weil das Geld, das Pleschberger auf ein deutsches Konto überwiesen hatte, bereits weiter überwiesen worden war. "Das geht innerhalb weniger Sekunden." Danach erstattete er noch in Salzburg bei der Polizei Anzeige gegen unbekannt. Doch die Verfolgung der genutzten Handynummer war nicht erfolgreich.
Leer- und Lehrgeld bezahlt
"Das Geld ist weg. Ich sage, es ist mein Leer- und Lehrgeld", lacht er heute darüber. Wichtig ist ihm allerdings, dass niemand vor diesen Betrügern gefeit ist und wirklich jede und jeder betroffen sein kann. Deshalb sein Tipp als Betroffener: "Nehmen Sie immer Kontakt mit Ihren Kindern auf, bevor Sie überweisen."
Übrigens: Am Donnerstag erreichte ihn erneut eine gefälschte Nachricht von seinem Sohn. Diesmal hat Pleschberger sie ignoriert ...
Barbara Pertl