Die Prognosen sind eingetreten: Am Donnerstag stürmte und schneite es in Teilen Kärntens und Osttirols zum Teil heftig. Die Lawinengefahr stieg vor allem in den Hohen Tauern dramatisch an, in der Innerkrems musste sogar eine Straße wegen Lawinengefahr gesperrt werden. Diese ist mittlerweile wieder geöffnet. Auf mehreren Bergstraßen bestand außerdem seit Donnerstagfrüh Schneekettenpflicht – einerseits wegen des Neuschnees, andererseits weil der Wind den Schnee immer wieder auf die Fahrbahnen wehte. Derzeit gilt laut Antenne Kärnten noch Kettenpflicht für alle Fahrzeuge bei Fahrten über den Katschberg, die Flattnitz und auf den Mölltaler Gletscher.
Abgesehen davon verlief der Freitag wettermäßig in Kärnten und Osttirol relativ ruhig. Entwarnung geben die Meteorologen aber noch lange nicht. Denn in der Nacht auf Samstag ist in den nördlichen Landesteilen wieder mit Schnee zu rechnen. "Das Hauptthema wird aber der Wind sein. Auf den Bergen kann es ruppig werden", sagt Gerhard Hohenwarter von Geosphere Austria (vormals Zamg).
Skigebiete betroffen
So seien in den Tauern und in den Nockbergen Sturmspitzen von über 100 km/h möglich. An exponierten Stellen wie der Kölnbreinsperre können es gar zwischen 150 und 200 km/h sein. Der Sturm soll, so Hohenwarter, den Höhepunkt zwischen Mitternacht und dem frühen Samstagnachmittag erreichen. Die Frage sei, inwieweit er auf den Süden übergreifen werde. In den Tauerntälern und im Raum Bad Kleinkirchheim kann der Sturm bei Tag rund 80 km/h erreichen. Der Nordwind werde bis Friesach und hin nach Bad St. Leonhard durchwehen. Auch Skigebiete wie Heiligenblut oder der Katschberg müssen sich wieder auf einen stürmischen Tag einstellen.
Wird der Sturm auch im Klagenfurter Becken und in Villach spürbar sein? "Herunten sorgt der Wind für eine Erwärmung. Die Höchstwerte werden zwischen 5 und 10 Grad liegen. Es wird dann aber wieder kühler", sagt Hohenwarter. In Villach sei es nicht ausgeschlossen, dass der lebhafte Wind mit über 60 km/h durchbläst. Am Sonntag soll der Wind auf den Bergen abflachen. "Ab Montag wird es wieder ruhiger", sagt Hohenwarter.
Lawinenwarnstufe rot
In Teilen Oberkärntens und Osttirols herrscht seit Donnerstag ab einer Höhe von rund 1600 Meter Lawinenwarnstufe "groß" (rot). Inwiefern am Freitag mit dem Abgang von Schneebrettern gerechnet werden muss, sei schwer zu sagen. "Die Gefahrenstellen sind schwer zu erkennen", sagt Wilfried Ertl, Leiter des Lawinenwarndienstes Kärnten. Zum Teil sei die Sicht schlecht, zum Teil gebe es Verfrachtungen, die die Bildung neuer Triebschneepakete zur Folge haben. Die Schneeverfrachtungen sind alles andere als zu unterschätzen. Fallen 30 Zentimeter Schnee und es bläst Wind, könne der Schnee in eine Mulde verfrachtet werden und sich zwei bis zweieinhalb Meter hoch aufstauen.
Laut Ertl gebe es aktuell zwei Probleme: der frische Triebschnee und die Altschneedecke. In Letzterer gebe es große, kantige Kristalle. "Diese begünstigen das Abrutschen", sagt Ertl. Gleitet nun ein Schneebrett ab, kann es daher tiefer in den Schnee reichen. Die Lawine könne größer werden.
Straßensperre aufgehoben
In Oberkärnten musste die Lawinenkommission am Donnerstag wegen Lawinengefahr sogar die Innerkremser Landesstraße (L 19) ab der Ortsausfahrt Innerkrems in Richtung Landesgrenze bis zum Ortsgebiet Schönfeld sperren. Wie Guido Schiffer von der Lawinenkommission Freitagfrüh gegenüber der Kleinen Zeitung sagte, sei die Sperre eine "Vorsichtsmaßnahme" gewesen. In der Zwischenzeit wurde die Straße wieder für den Verkehr freigegeben.
In der Nacht auf Freitag hat es entlang der nördlichen Landesgrenze und bei der Grenze zur Steiermark geschneit. Die meisten Neuschneemengen hat es von Innerkrems bis Kals am Großglockner gegeben. In Kals habe es sogar im Tal gut 40 Zentimeter geschneit, so Hohenwarter: "Am Katschberg waren es 30 Zentimeter, auf der Pack 15 bis 20 Zentimeter."
Seit Mittwoch war im Koralmgebiet auf steirischer Seite ein Tourengeher vermisst. Eine erste Suchaktion musste am Donnerstag abgebrochen werden. Bei einer weiteren Suchaktion am Freitag konnte der Mann lebend aufgefunden werden.